16 März 2010

Seifenblasen


Auf meinem Badewannenrand steht eine Seifenblasenmaschine. Unter anderem. Ich meine: Da stehen noch andere Sachen. Aber auch eine Seifenblasenmaschine. Musste ich damals unbedingt haben, obwohl ich damals total wenig Geld hatte. Eine Seifen­blasen­maschine wollte ich schon immer haben. Fast mein ganzes Leben lang. Immer schon. Jedenfalls so lange wie ich Seifenblasen kenne, und das ist nun schon eine ganze Weile.

Hat nur 9,95 gekostet, und nicht 10,13 oder 9,68 oder irgend so eine Zahl wie sie herauskommt, wenn ich selbst den Gestehungs­preis von irgendwas berechne. War wohl knallhart kalkuliert, messerscharf, mit spitzem Bleistift. 9,95 jedenfalls, dafür musste ich sie haben, Seifenblasenmaschine.

In den neunfünfundneunzig war das Seifenblasenmittel nicht drin. Selbstverständlich nicht. Überrascht einen nicht, so messer­scharf, wie das kalkuliert ist. Das war ein Elektroladen, wo ich sie gekauft habe, der führt zwar Platinenreinigungsspray, Silikonspray, Kontaktspray und Antikontaktspray, Lötpaste und elektrische Raumluftverbesserer, aber keine Seifen­blasen­flüssigkeit.

Den Treibstoff, nein die Seifenblasenflüssigkeit, richtiger Treibstoff ist das ja nicht, die Flüssigkeit habe ich zum Glück zufällig ein paar Tage später in einem Bastelgeschäft angetroffen, für 4,32 den Liter. Seltsam. Nicht 4,95 sondern 4,32. Im Bastelgeschäft können sie anscheinend nicht so ... messerscharf ... kalkulieren. Dann muss es eben so gehen.

Wenn ich nicht zufällig wegen etwas ganz anderem in den Laden gegangen wäre, stünde die Seifen­blasen­maschine heute noch unbenutzt herum, weil ich bis da hin nicht wusste, wo man Seifen­blasen­flüssigkeit in der Regel kauft. Eins weiß ich nämlich schon seit meiner Kindheit: Spülmittel geht nicht.

Hat mich damals etliche Tränen gekostet, wenn wieder so ein kleines Pustefix-Fläschchen umgefallen oder auf andere Weise verschüttet worden war und der Seifenblasenspaß erst mal wieder vorbei war. Gutwillige Eltern oder Verwandte und schließlich auch ich selbst versuchten es immer zuerst mit Pril - so sagte man damals, auch wenn das Spülmittel Spüli oder irgendwie anders hieß. Ja, ich komme aus dem Westen, wir hatten kein Fit. Dass Pril - in welcher Konzentration auch immer - nicht geht, war mir aber wiederum auch schon beim Kauf des Gerätes klar, als ich in dem Laden stand und bemerkte, dass sie keine Seifenblasenflüssigkeit haben.

Von wegen Treibstoff: Batterien gehörten selbstverständlich auch nicht dazu für 9,95. Da bin ich mir jetzt allerdings nicht mehr so ganz sicher, vielleicht waren sie auch durch langes Liegen schon so leer, dass es sich anfühlte als wären gar keine dabei gewesen. Oder sie haben spezielle Batterien-für-Erstausstattungen beigelegt, die nur eine Viertelfüllung haben, so dass man sofort nach dem Einschalten und den ersten sechs Umdrehungen neue braucht. Drucker-Hersteller haben solche viertelvollen Patronen für die Erstausstattung von Druckern, bestimmt gibt es auch entsprechende Batterien. Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls dauerte es eine ganze Weile bis dieser überaus wichtige Gegen­stand in meiner Wohnung auch tatsächlich bestimmungs­gemäß lief. Macht leider ziemlichen Radau und nur eher kleine Seifen­blasen. Aber immerhin!

Die Maschine steht jetzt auf meinem Badewannenrand und wenn ich ein Wannenbad nehme, mache ich sie an. Woanders geht das leider nicht, weil die zerplatzten Seifen­blasen nun mal aus einer Flüssig­keit bestehen, die sehr, sehr klebrig wird, wenn sie eintrocknet. Weiß jeder, ich auch. Das Eintrocknen dauert dafür ausgesprochen lange. Heißt: Die betroffene Oberfläche bleibt sehr lange klebrig. Oder man wischt sie sofort ab. Bin ich aber sowieso nicht der größte drin, im sofortigen Abwischen, was noch erschwert wird durch den Umstand, dass die Seifenblasen beim leisesten Lufthauch, also immer, überall hinfliegen und nach dem Zerplatzen auch überaus schwer erreichbare Flächen verkleistern. Schwer erreichbar heißt dabei keineswegs unsichtbar: Dass sich dort drauf besonders viel Staub sammelt kann man immer gut erkennen.

Nun bade ich eher selten, Duschen geht viel schneller. Eigentlich bade ich nur, wenn ich krank bin, und das ist zum Glück verhältnis­mäßig selten der Fall. Also, auch nicht so selten. Aber jedenfalls nicht oft. Durch die großen Intervalle hat die Seifenblasenflüssigkeit reichlich Zeit zum Eintrocknen. Wenn man sie mit Wasser wieder auffüllen will, trifft man das erforder­liche Mischungs­verhältnis nicht genau genug. Das ist dann genauso als würde man Spülmittel nehmen: Es geht nicht. Man muss den Rest der teuren Seifen­blasen­flüssigkeit wegschütten.

Noch schlimmer ist aber, dass nach einer längeren Weile des Eintrocknens auch die Mechanik blockiert. Dann weiß man nicht: Liegt es jetzt an den spezial-schwachbrüstigen Batterien oder an irgendwas anderem? Mit etwas Pech bemerke ich erst beim Baden, dass die Maschine nicht geht. Gerade dann, wenn ich sie besonders dringend brauche.

Dann geht alles wieder von vorne los: Suche nach entsprechenden Batterien, von denen man im Zweifelsfall immer eine zu wenig im Haushalt hat und deshalb zuerst mal probiert, ob es nicht vielleicht genügt, drei von vier auszuwechseln. Falls nicht - der Regelfall - hat man genau gar keine Erkenntnis gewonnen. Könnte ja sein, dass nein: Genügt nicht, müssen tatsächlich vier neue rein, nicht nur drei. Aber man hat keine vierte, oder die vierte nur in der falschen Größe. Nun könnte man versuchen, die vierte mit Draht und so ... besonders bescheuerter Gedanke, der für den Ingenieur aber auch besonders schwer wieder zu verdrängen ist.

Oder es liegt doch an etwas anderem. Dann fängt man schlimmsten­falls an, dieses Gerät auch noch aufzuschrauben, in einem hilflosen hirnlosen Reparaturversuch an einer Maschine für 9,95 die man bei genauem Hinsehen für ein erfülltes Leben vielleicht doch nicht ganz so dringend gebraucht hätte.

Gerade habe ich herausgefunden: Wenn man sie liebevoll einweicht, komplett unter Wasser, dann geht sie wieder. Vorläufig. Ein Elektrogerät einweichen, naja. Da kann ich sie auch in der Waschmaschine mitfahren lassen, Schleudergang bei 1.800 Umdrehungen die Minute, das wird ganz bestimmt helfen, oder?

Nochmal zurück zu dem Stichwort "erfülltes Leben": Doch, doch, dafür sind Seifenblasen durchaus wichtig. Finde ich schon. Aber zum Glück wannenbade ich nur selten. Vielleicht auch deshalb.

2 Kommentare:

nic. hat gesagt…

Na! Das war ja ein besonders langer Text für "einen Hauch um nichts".

Grüße! Nic.

100 Goldfischli hat gesagt…

Das ist der Trick dabei: Viel heiße Luft...





Das Wortbestätigungswort lautet doch tatsächlich hornja ... und beim zweiten Versuch quardol

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