13 Dezember 2010

Sprachbetrachtung


Die Sprache entwickelt sich.
Die Sprache lebt.
Die Sprache regiert!
Oder so.

In den allgemeinen Sprachgebrauch haben zur Verfeinerung des Begriffsfeldes "Sprache" in letzter Zeit ein paar Neuschöfpungen Einzug gehalten: Soziolekt beispielsweise, oder Ethnolekt.

... und das Wort Neuschöfpung ....

Naja, gemeint ist halt, dass man als Mitglied einer bestimmten Einkommensklasse oder einer Gruppe mit Einwanderungshintergrund vielleicht nicht ganz so spricht, wie sich das die Neuedeutscherechtschreibung und ihre Erfinder vorstellen. Aber auch keine der herkömmlichen Umgangssprachen und Dialekte, wie sie gerne für den Bildungsbürger in lustig gemeinten Parodiewerken veröffentlicht werden: "Spontisprüche" oder "Business-Bayrisch für Manager" (ich habe übrigens in über dreißig Jahren nicht herausgefunden, was ein "Sponti" sein sollte, oder jedenfalls keinen persönlich kennengelernt. "Bayrisch" kenne ich aber schon).

Ganz überrascht sind die Bildungsbürger herkömmlicher Bildung dann von der Nachricht, dass die Anwender von Ethnolekt in der Lage sind, zwischen Ethnolekt und Hochsprache hin und her zu schalten (akademisches neuhochdeutsch: "switschen"). Sie machen sich einen Spaß draus, mutwillig falsch zu sprechen.

... ich muss wirklich lernen, kürzere Einleitungen zu schreiben ...

Seit Erfindung des Ethnolekt darf man auch hier ganze Silben weglassen: "Deut-", "Ar-" oder auch "I-". Die Sprache wird dadurch unsachlicher und wärmer. Was dabei heraus kommt, ist dann, wie man heute so spricht. Man sagt jetzt

schland!
und
schloch!

Aber man kann damit nun auch ganz zulässig sagen

schliebedisch!






¹ na klar, die ganz humorvolle Fraktion hat natürlich in Wikipedia auch dafür eine Definition erstellt, die dort bis ans Ende aller Elektronen die Wahrheit repräsentieren wird, aber wie gesagt: Persönlich ist mir nie einer begegnet. Wahrscheinlich eine urbane Legende, für unsere Freunde aus dem wilden Süden: Der Wolpertinger der achtziger Jahre.

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