20 Mai 2012

Mediensegeln reloaded

Vor knapp vier Jahren wurde hier bereits einmal darüber berichtet: Dass Segelei den Massenmedien eigentlich nur zu Olympia überhaupt der Erwähnung wert ist.

Noch werter wäre es vielleicht, wenn die deutschen Segler auch mal eine Medaille mit nach Hause bringen würden. Dann wäre die Segelei den Medien und Sendeanstalten vielleicht sogar genauso viel Aufmerksamkeit wert wie Bogenschießen oder Wildwasser-Kanuslalom. (nichts gegen diese Sportarten! Die sind leider auch unterrepräsentiert)

In dieser Gefahr schweben die deutschen Segler aber in der Regel nicht. Der Deutsche Seglerverband wünscht sich so-so-so sehr eine Medaille, dass die Funktionäre auch mit einer einzigen bronzenen auf den allerletzten Drücker sehr zufrieden sind und sich wieder gegenseitig als die Top-Winner-Typen lobhudeln.

Dabei liegt es wahrscheinlich sogar weniger an den Seglern. Alle vier Jahre kann man wieder das seltsame Schauspiel beobachten, dass auch mehrmalige Weltmeister bei der Olympiade jämmerlich versagen deutlich unter ihrem Niveau segeln. Die Segler wechseln alle vier Jahre, aber das Ergebnis ist eigentlich seit über dreißig Jahren immer dasselbe.

An der Ausstattung liegt es angeblich ebenfalls nicht. Bei der letzten Olympiade berichteten deutsche Segler, wie neidisch die anderen Nationen auf das klimatisierte und überaus komfortable Segelzentrum der Deutschen im tropischen Quingdao seien. Unter den Neidhammeln auch die späteren Medaillengewinner, deren Nationen die Kohle anscheinend irgendwo anders ausgegeben haben. Als Segler weiß man so wenigstens, wo der Verbandsbeitrag bleibt, den jeder Verein für seine Mitglieder abführt.

Zurück zu den Medien: Dieses Jahr haben sie wieder eine Chance, mit erbärmlicher Berichterstattung zu glänzen. Die Segelei findet nicht etwa in einem Stadion in London statt, sondern ein paar Kilometer von London entfernt, und womöglich ganz überraschend auf dem Wasser. Der Hubschrauber, mit dem sonst die Fußballstadien höchst informativ von oben gefilmt werden, ist zufällig für den Transport feister Funktionäre fest gebucht und im Budget der Sendeanstalt bisher auch gar nicht eingeplant. Überraschung!

Vielleicht werden sie diesmal Beiträge vom chinesischen Fernsehen übernehmen und synchronisieren, weil die englischen zu teuer sind und sich beim besten Willen kein kompetenter deutscher Kommentator mit geeigneter Yacht findet, der die Sache auch gleich ein wenig hätte organisieren können.


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