Urbanscapes - Berlin
Da ist der Große Bloguator™ gestern in ganz was großartiges hineingeraten. Früher einmal wohnte er mehrere Jahre lang an einem Ort namens Innsbrucker Platz. Der Name dieses Platzes ist das unschlagbare Synonym für "Städtebauliches Notstandsgebiet". Kaum eine Stelle der wahrlich nicht schönen Stadt Berlin ist noch vermurkster als der Innsbrucker Platz.
Dort treffen mitten in der City verschiedene Autobahn- und Eisenbahntrassen mitsamt Zufahrten hilflos aufeinander, mehrere Stadtteile grenzen sich desinteressiert voneinander ab, es gibt trotz der zentralen Lage viele Brachen und außerdem etliche Sackgassen. Tunnels, Brücken, Hochhäuser, U-Bahn-Schächte und über allem dröhnt ununterbrochen ein immenser Lärm. Die angrenzende Architektur ist die dritte Potenz von "furchtbar".
Demzufolge ist also alles interessant, das sich in irgendeiner Weise mit diesem Ort beschäftigt. Da wird dem Großen Bloguator™ eine Postkarte mit der Ankündigung einer Tanztheaterveranstaltung in die Hand gedrückt, welche am Innsbrucker Platz stattfinden soll. Treffpunkt: Am frühen Abend unter der Brücke.
Dort sind auch tatsächlich Leute. Man bekommt ein paar Kopfhörer ausgehändigt sowie eine Anweisung, wann sie ein- und auszuschalten sind, und dann gehts los: Es beginnt ein Spaziergang mit Darstellendes-Spiel-Multimedia-Dingens.
Bereits durch die Musik aus den Kopfhörern verändert sich die Wahrnehmung: Der allgegenwärtige Lärm wird ausgeblendet und der tiefe Brummton erleichtert die Konzentration auf die optische Wahrnehmung. Man sieht die Stadt mit anderen Augen.
Ein relativ großer Pulk von Zuschauern folgt den Guides der Veranstalter. An verschiedenen Stellen hält die Zuschauer-Gruppe an und es findet eine Aufführung statt, im weitesten Sinne. An jeder Stelle allerdings etwas anderes. Die Genres reichen von modernem Tanz über Performance, atmosphärische Musik und Geräuschcollagen bis hin zu klassischem Theater, welches beim Laufen inmitten der Zuschauergruppe aufgeführt wird. Die Musik und Geräusche werden größtenteils ebenfalls während der Aufführung erzeugt und in die Kopfhörer eingespeist.
Die ganze Sache ist aufwändig inszeniert und der jeweils nächste Schritt völlig unvorhersehbar.
Lustige Höhepunkte sind die Stelle, wo die Inszenierung auf eine zufällige Mädchentanzgruppe trifft, die auf dem Bürgersteig vor einem Lokal in der Dominicusstraße auftritt. Sonntags finden in demselben Lokal Treffen der Aquarienfreunde statt. Die Veranstalter des Spaziergangs integrieren geistesgegenwärtig diese Gruppe. An diesem Samstag stehen also auf der einen Seite der Ampel ein paar Dutzend neugieriger Kunstfreunde mit Kopfhörern und auf der anderen Seite fünf minderjährige Mädchen, die zu Balkanmusik eine Castingshow-Liza-Minelli-Choreografie aufführen.
Kurz darauf konfrontieren die mitgereisten Schauspieler auf der Straße unschuldige Passanten mit den abgehobenen Texten der Inszenierung, ganz ohne den Passanten irgendetwas zu erklären. Die sind verblüfft, reagieren aber erstaunlich positiv. Das ganze wird live über die Kopfhörer übertragen, so dass der Teilnehmer wirklich was davon hat.
Im Ergebnis hat der Große Bloguator™ viele bekannte Stellen rund um den Innsbrucker Platz mit ganz anderen Augen gesehen oder völlig neu entdeckt. Ein größeres Lob kann man einem Künstler kaum machen.
Super Sache, das! Hingehen!
Nur noch wenige Aufführungen: Urbanscapes
... und ja: Man sollte wirklich reservieren!
Da ist der Große Bloguator™ gestern in ganz was großartiges hineingeraten. Früher einmal wohnte er mehrere Jahre lang an einem Ort namens Innsbrucker Platz. Der Name dieses Platzes ist das unschlagbare Synonym für "Städtebauliches Notstandsgebiet". Kaum eine Stelle der wahrlich nicht schönen Stadt Berlin ist noch vermurkster als der Innsbrucker Platz.
Dort treffen mitten in der City verschiedene Autobahn- und Eisenbahntrassen mitsamt Zufahrten hilflos aufeinander, mehrere Stadtteile grenzen sich desinteressiert voneinander ab, es gibt trotz der zentralen Lage viele Brachen und außerdem etliche Sackgassen. Tunnels, Brücken, Hochhäuser, U-Bahn-Schächte und über allem dröhnt ununterbrochen ein immenser Lärm. Die angrenzende Architektur ist die dritte Potenz von "furchtbar".
Demzufolge ist also alles interessant, das sich in irgendeiner Weise mit diesem Ort beschäftigt. Da wird dem Großen Bloguator™ eine Postkarte mit der Ankündigung einer Tanztheaterveranstaltung in die Hand gedrückt, welche am Innsbrucker Platz stattfinden soll. Treffpunkt: Am frühen Abend unter der Brücke.
Dort sind auch tatsächlich Leute. Man bekommt ein paar Kopfhörer ausgehändigt sowie eine Anweisung, wann sie ein- und auszuschalten sind, und dann gehts los: Es beginnt ein Spaziergang mit Darstellendes-Spiel-Multimedia-Dingens.
Bereits durch die Musik aus den Kopfhörern verändert sich die Wahrnehmung: Der allgegenwärtige Lärm wird ausgeblendet und der tiefe Brummton erleichtert die Konzentration auf die optische Wahrnehmung. Man sieht die Stadt mit anderen Augen.
Ein relativ großer Pulk von Zuschauern folgt den Guides der Veranstalter. An verschiedenen Stellen hält die Zuschauer-Gruppe an und es findet eine Aufführung statt, im weitesten Sinne. An jeder Stelle allerdings etwas anderes. Die Genres reichen von modernem Tanz über Performance, atmosphärische Musik und Geräuschcollagen bis hin zu klassischem Theater, welches beim Laufen inmitten der Zuschauergruppe aufgeführt wird. Die Musik und Geräusche werden größtenteils ebenfalls während der Aufführung erzeugt und in die Kopfhörer eingespeist.
Die ganze Sache ist aufwändig inszeniert und der jeweils nächste Schritt völlig unvorhersehbar.
Lustige Höhepunkte sind die Stelle, wo die Inszenierung auf eine zufällige Mädchentanzgruppe trifft, die auf dem Bürgersteig vor einem Lokal in der Dominicusstraße auftritt. Sonntags finden in demselben Lokal Treffen der Aquarienfreunde statt. Die Veranstalter des Spaziergangs integrieren geistesgegenwärtig diese Gruppe. An diesem Samstag stehen also auf der einen Seite der Ampel ein paar Dutzend neugieriger Kunstfreunde mit Kopfhörern und auf der anderen Seite fünf minderjährige Mädchen, die zu Balkanmusik eine Castingshow-Liza-Minelli-Choreografie aufführen.
Kurz darauf konfrontieren die mitgereisten Schauspieler auf der Straße unschuldige Passanten mit den abgehobenen Texten der Inszenierung, ganz ohne den Passanten irgendetwas zu erklären. Die sind verblüfft, reagieren aber erstaunlich positiv. Das ganze wird live über die Kopfhörer übertragen, so dass der Teilnehmer wirklich was davon hat.
Im Ergebnis hat der Große Bloguator™ viele bekannte Stellen rund um den Innsbrucker Platz mit ganz anderen Augen gesehen oder völlig neu entdeckt. Ein größeres Lob kann man einem Künstler kaum machen.
Super Sache, das! Hingehen!
Nur noch wenige Aufführungen: Urbanscapes
... und ja: Man sollte wirklich reservieren!
Im Vordergrund das mitreisende Schallmobil
Im Bild: Große Mauer. Nicht im Bild: Mädchentanzgruppe an Balkanmusik
Szenische Bespielung einer Trafofläche
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