"Bonuspunkte? Treueherzen? Ja, Entschuldigung, ich muss das fragen..."Es handelt sich dabei wohl um Rabattsysteme. Nicht dass ich es genau wüsste, nur der Namensgebung nach ist es zu vermuten.
"Nein! Nein!! Nein!!! Habichnicht! Willichnicht! NEIN!!!"
Rabattsysteme sind die Pest - immer schon! Früher noch, als der Urberliner Feinkotztladen Butter-Schwindler ... sorry, schon gehen sie mit mir durch: Es handelt sich um ein FeinKOSTgeschäft. Und sein Name ist Butter-Lindner¹. Jedenfalls, diese Laden-Kette hatte bis in die späten achtziger Jahre hinein Rabattmarken, vermutlich als letztes Geschäft weltweit.
Der Theorie nach dienen Rabattsysteme der Kundenbindung. In Wahrheit schaffen sie nur eine qualvolle Beziehung zwischen einem sadistischen Psycho-Krüppel und einem masochistischen Psycho-Krüppel. Immer.
Für einen Einkauf bekam man bei Butter-Schwindler Rabattmarken im Wert von ca. 3% des Umsatzes, den man unbedacht verursacht hatte. Dafür musste man aber die winzigen und unpraktischen Rabattmarken erstens einkleben und zweitens ins Geschäft zurücktragen. D.h. das vermeintliche Rabattgeschenk machte einem erstens Arbeit und zweitens durfte man es nicht vergessen, wenn man einkaufen ging.
Ich habe in beiden Disziplinen immer jämmerlich versagt, Einkleben UND Zurücktragen, und der stetig wachsende Stapel von Rabattmarkenheftchen in der Schublade erinnerte mich permanent an meine Inkompetenz zu einer so simplen Tätigkeit wie der Verwaltung von ein paar Rabattmarken.
Etwa alle zwei Jahre war der Stapel so weit angewachsen, dass die Schublade nicht mehr zu ging. Weil die Rabattmarken aber konkreten Geldwert darstellten, mochte man sie keinesfalls einfach wegwerfen. Das wäre das naheliegendste gewesen. Statt dessen plagte man sich weitere lange Monate mit einer klemmenden Schublade und der vom Kaufmann aufgezwungenen Notwendigkeit einer unnötigen, überaus sinnleeren Tätigkeit.
Er hätte einem die Sachen einfach 3% billiger geben können - und wir hätten trotzdem dort eingekauft. Ehrlich! Aber irgendjemand dort hatte eine verschrobene Vorstellung von Kundenbindung.
Heute würde man sagen "Auf so eine urdämliche Idee kann nur ein Unternehmensberater kommen!" Sachen, die auf dem Papier gut aussehen und in der Praxis der größtmögliche Stachel im Fleisch sind. Aber damals war diese Branche noch nicht so erfolgreich und der Kaufmann mit seiner Feinkotztkette pestete seine Kundschaft einfach auf der Grundlage eigenen Einfallsreichtums.
Die Schublade klemmte natürlich weiter. Nach drei Anläufen und einer mehrstündigen Gewaltaktion waren die Marken irgendwann aufgeklebt und konnten in den Laden getragen werden. Dort gab es beim Bezahlen ein sekundenkurzes Erfolgserlebnis als erbärmliche Belohnung für langwährende Qualen, für die man den Kaufmann mit seinen ätzenden Rabattmarken persönlich verantwortlich machen konnte.
Immerhin wusste man damit, dass die Stammkundschaft ihm 3% Nachlass wert wäre. Heute kann man das nicht mehr so genau sagen.
"Bonuspunkte? Treueherzen? Ja, Entschuldigung, ich muss das fragen..."
... die sehr charmante Bedienung im Stammcafé bot mir heute eine Bonuskarte mit Stempeln an ... aaaaaaaargh!
¹ der Laden heißt gar nicht mehr so. Der heißt inzwischen einfach LINDNER. Wahrscheinlich seit über 30 Jahren. Warum merkt man sich sowas so lange?
2 Kommentare:
Seitdem ich in der lokalen Tanke mal auf die Frage nach der PayBack-Karte offenbar so böse geguckt habe, dass die Thekenfachkraft schon den Finger auf’m Notrufknopf hatte, werde ich wenigstens dort nicht mehr nach Treueherzen aller Art gefragt.
Diese Bäckereistempelkärtle finde ich aber gar nicht so schlecht. Bei einem Gratisbrot pro zehn bezahlten macht das schon mal 9,[09]% Rabatt, den man durch die Wahl eines möglichst teuren Prämienbrots auch nicht optimieren kann, und man muß selber fast nix machen, bloß die Karte zum Stempeln hinhalten. Neuerdings verlangen die bei Abgabe noch ’ne Unterschrift … auch gut, kann ich ein bisserl üben, welcher Künstlername da gut aussehen würde.
Ich habe damals (Grundschulzeiten!) bei Reichelt die Einkaufswagen gesammelt und zurück in die Einkaufswagenreihe geschoben - dafür bekam man jeweils einen Pfandbon, den man in ein Sammelheft klebte. Für 100 Stück hat man dann eine D-Mark erhalten. Das waren noch Zeiten ... erinnert sich jemand?
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