21 Juni 2014

Chronik der Kürbiskriege! Große Städte (8)

Einige Tage später, auf dem Rückweg von der Zeremonie, schaute der diensthabende Medizinmann diesmal bei Roo-Arr vorbei. Um Vollzug zu melden. Und um sein Gewissen damit zu entlasten.

"Hallo Roo-Arr, ich habe alles so gemacht, wie wir besprochen haben."

"Gut."

"Ich wollte nur, dass du das weißt."

"Danke, Fatale Sandale, jetzt weiß ich es. Mir ist noch etwas eingefallen, die Geschichte mit den Tigern geht noch ein wenig weiter. Setz dich doch!"

"Ja? Wie denn noch weiter?"

"Um die riesigen Städte zu versorgen, braucht man viele Felder, und die liegen außerhalb."

"Dachte ich mir."

"Außerdem haben sie dazwischen viel Wald. Und in dem Wald wohnen jetzt die Tiger."

"Woher hast du das?"

"Das hat mir Rauchender Haufen neulich auch noch erzählt, aber ich habe es vergessen."

"Und?"

"Er war ja erst mehrere Sommer nach diesem Vorfall dort. Aber seitdem die Tiger im Wald leben, holen sie sich so alle paar Tage einen Menschen."

"Na klar, irgendwas müssen die ja essen."

"Vor allem sind Menschen leichter zu fangen als jedes andere Futter."

Es war klar, dass Roo-Arr wieder einmal seine Bedenken wegen des freilaufenden Tigers im Dorf vorbringen musste.

"Roo-Arr, ich weiß das: Einen Menschen zu fangen macht den Tigern am wenigsten Arbeit."

"Gut. Du weißt es also."

"Ja, ich weiß es. Und?"

"Wenn die Leute dort die Felder bestellen wollen, müssen sie immer wieder durch den Wald mit den Tigern..."

"Und nur die wenigsten wollen gefressen werden?"

"So ist es. Man kann die Tiger aber weder hören noch sehen. Sie sind nämlich lautlos. Man kann sich nicht in Sicherheit bringen. Also strömen seit mehreren Sommern die Feldbauern in die Stadt. Sie wollen nicht mehr auf den Feldern arbeiten und ständig Angst haben. In der Stadt fühlen sie sich sicherer, aber es gibt nicht genug Arbeit. Gleichzeitig bestellt niemand die Felder."

"Lass mich raten: In der Stadt wird das Essen knapp?"

"Richtig. Daher befahl der König, dass Sklaven und Gefangene auf den Feldern arbeiten sollten."

"Die können ruhig gefressen werden."

"Richtig. Aber sie kennen sich meistens gar nicht aus mit der Feldarbeit. Der Ertrag der Felder ist seitdem verschwindend gering geworden. Man muss sie anleiten, aber es hilft nicht viel. Außerdem muss man sie bewachen, damit sie nicht abhauen."

"Und?"

"Irgendwann wurde der erste Wächter im Wald von den Tigern gefressen. Seitdem finden sich keine Wächter mehr für die Sklaven und Gefangenen. Man presst sie dazu, aber die Wächter hauen auch ab."

"Oha!"

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