31 März 2015

Neo Magazin Royale

#varoufake und andere Kleinigkeiten - irgendwie wird dieser griechischen Nervensäge damit viel zu viel Ehre zuteil



Es handelt sich beim Titel um eine Fernsehshow, die kürzlich durch einen Mediencoup einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, nämlich dadurch, dass sie behaupteten, eine ... ohgottohgott, wie formuliert man das verständlich?

Also: Ein kurzes Video im Rahmen einer sogenannten "politischen Diskussions­sendung" ¹ zeigte den amtierenden Finanzminister des EU-Landes Griechenland, wie er einen Stinkefinger zeigt und es wurde behauptet, er meine ausdrücklich und generell Deutschland und die Deutschen². In der Tat war der Ausschnitt total aus dem Zusammenhang gerissen und der Film lange vor der Erringung des Amtes als Finanzminister entstanden. Ein ziemliches No-Go im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen, welches unter anderem der neutralen Information verpflichtet ist.

Der betroffene überrumpelte griechische Finanzminister Varoufakis nun wiederum behauptete daraufhin unbedacht, es handele sich bei dem Video um eine Fälschung. Das wäre ebenfalls ein ziemliches No-Go im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen, welches sich selbst der irgendwiegearteten Information verpflichtet sieht. Fälschung - welch böse-böse Unterstellung!

Das Video nämlich war zwar ein spekulativ gewählter Ausschnitt, aber immerhin keine Fälschung. Die Jauch-Leute hatten es wohl kurz vorher im satirischen Varoufakis-Video des Neomagazins gesehen und 1:1 übernommen, ohne Fragen zu stellen, allerdings nicht ohne es mit einem eigenen Kommentar zu versehen. Dementsprechend behauptete die kleine gebührenfinanzierte Satireshow, das Neo Magazin Royale, sie hätte es selbst gefälscht und der großen politischen "Diskussionssendung" geschickt untergejubelt. Satireshow! Etliche Medienschaffende fielen darauf herein und bemerkten nicht, dass das Hauptanliegen einer Satireshow wohl Satire ist.

Damit wurde der Bildungsnotstand in Deutschland wieder einmal wunderbar illustriert³: Medienschaffende sind hier in der Regel Menschen mit Abitur und abgeschlossenem Studium. Sie beschäftigen sich täglich und hauptberuflich mit Information. Etliche stellen dabei nicht die Frage nach der Herkunft einer Information, sondern erkennen Ironie und Satire nicht einmal dann, wenn es ausdrücklich drauf steht. Sie beeinflussen mit ihrer Arbeit aber die Einstellung von Millionen von Menschen.

Der "Beweis", den das NeoMagazin Royale vorlegte, war aber zumindest eine erhellende Arbeit darüber, wie leicht so eine Fälschung tatsächlich anzufertigen wäre. Demonstriert wurde es witzigerweise am Gegenteil - sie hatten vorher in den bewussten Filmausschnitt eine normale Hand hineinmontiert und zeigten nun sehr anschaulich, wie der Stinkefinger hineinkommen könnte.

So weit, so lustig. Erwähnt wird das hier deshalb, weil die bewusste Show inzwischen zuverlässig jede Woche im Gewand des Klamauks und der Satire eine unterhaltsame und dabei tiefgründige Betrachtung zu politischen oder gesellschaftlichen Fragen auf die Beine stellt. Gemeint sind dreiminütige Filmchen wie der folgende:


Photoshop-Philipp! (ersetzt durch den Ausschnitt aus der Show)

Jeder, der einmal mit Photoshop gearbeitet hat und zuweilen aufmerksam Zeitung liest, fällt ob der konzentrierten Wahrheit, die in diesem Film steckt, vom Stuhl.





¹ "Wer glaubt, Günther Jauch sei ein politischer Journalist, 
der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten!" (Volksmund)

² zum Vergleich: Hier der gesamte relevante Teil des Vortrags (Stinkefingerteil ab 1:41min., Filmlänge 5:59min). Dafür muss man natürlich ein wenig Englisch können und aufmerksam zuhören wollen, Jauchs Leute konnten sich ja darauf verlassen, dass das ohnehin bei den wenigsten Deutschen der Fall ist ...

... und hier das, was deshalb bei Günther Jauch daraus geworden ist: Einspieler ab 24:00min

³ volle zwei Wochen später titelt die BILD-Zeitung immer noch mit dieser Provokation, die rein juristisch wohl keine Fälschung ist - lustig, dass man das bei einer Sendung im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen inzwischen ausdrücklich betonen muss:

Und da nun wieder ist es entlarvend, wie geschmeidig sich Günther Jauch lieber in den Dienst der BILD-Zeitung stellt, nur um nicht zugeben zu müssen, dass seine Leute Scheiße gebaut haben.
All diese Erkenntnisse verdanken wir dem NEO MAGAZIN ROYALE (welchem ich aber die Natascha-Kampusch-Witze immer noch nicht verzeihe!)

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