10 Juni 2015

Zwischenstand

Der Heimcomputer ist mittlerweile seit mehreren Jahrzehnten erfunden und für jeden zugänglich. aber ich erhalte immer noch automatisch erstellte Mail wie diese:
Guten Tag{var_s_fullname},

mehr als 70 Euro pro Monat muss eine Krankenversicherung nach den aktuellen Beitragsanpassungen nicht mehr kosten…


undsoweiter, kenntjajeder, naklar!
Also, das ganz oben, in der geschweiften Klammer, stand da genau so, das habe ich nicht etwa aus Gründen der Anonymisierung eingefügt.

Kürzlich stieß ich im Android-Software-Shop, der Google-Play-Store genannt wird, auf folgendes Inserat:
Boot-Uhr können sie finden Boote und Schiffe und folgen ihnen auf einer Echtzeit-Karte leben.

Ja ja, genau. Wenn ich dann wieder anmerke, die Welt sei voller Idioten, wird mir das als schlimme Überheblichkeit ausgelegt.



Jeder weiß: Das Internet ist voll von solchem Zeug. Dabei: Leute, die einen Computer bedienen dürfen, müssen ja wenigstens lesen und schreiben können. Dennoch reicht ihr Horizont zwar bis zum Absendeknopf, aber das Verschickte vorher noch einmal auf seine Zweckmäßigkeit zu überprüfen kommt ihnen nicht in den Sinn - also die simple Frage: Versteht der Empfänger das Geschreibsel oder will er irgendwelchen Scheiß lesen, wenn er mit {var_s_fullname} angesprochen wird?

Gerade vorgestern wurde der Vorschlag der Bildungsministerin, ein Schulfach “Alltagswissen” einzuführen, als populärer Aktionismus hämisch abgetan. Fragt man sich doch, wo die Leute leben, die so simple Kenntnisse überflüssig finden. Offenbar muss keiner von denen seine Mail selbst lesen. Ganz zu schweigen vom Handyvertrag.

Wer ein schönes Beispiel für Bildungsdünkel erleben will hört sich dieses Interview mit dem Bundesvorsitzenden des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann an. Der findet die Schule mit solchen Aufgaben wie “Alltagswissen” völlig überfordert, will vom gegenwärtigen sogenannten “Bildungskanon” nicht abrücken und verweist genau diese Aufgaben des Alltagswissens zurück ins Elternhaus.

Dass das nicht funktioniert, sieht man ja täglich, übrigens gerade auch bei einer großen Zahl Akademikern. Woher soll es auch – die Eltern sind in dieser Hinsicht bereits ebenso unfähig.

Zugegeben das Boot-Uhr-Beispiel da oben stammt aus dem Ausland, aber es illustriert perfekt die verantwortungslose Arbeitsweise, wie sie auch in Deutschland derzeit weit verbreitet ist.

2 Kommentare:

Var S. Fullname hat gesagt…

Sachma, warum lesen Sie meine Post?

100 Goldfischli hat gesagt…

Oh, verdammt! Das war gar nicht für mich!?!
Dann .. ja ... dann kann ich ... also muss ich ... ja, äh ...

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