Nicht alles muss sich immer ändern. Manches bleibt auch einfach, wie es ist.
Kürzlich stieß ich Der Große Bloguator™ im Internet auf einen schönen Diskussionsstrang: Lotus 1-2-3 and Windows 10.
Lotus 1-2-3 und damit alle anderen “Lotus”-Programme sind Software, deren Entwicklung etwa um die Jahrtausendwende eingestellt wurde, das ist heute also fünfzehn Jahre her. Es gab eine komplette Office-Suite, genau ganz ähnlich wie sie Micro$oft heute noch verkauft, Text, Tabellen, Präsentationen, Datenbank. Sie war ein wenig mackig, verschiedene Sachen funktionierten hervorragend, andere waren schlicht unmöglich, manchmal liefen die Programme etwas instabil, aber man gewöhnte sich dran.
In dem erwähnten Forum outen sich reihenweise Leute, die auch heute noch eine im Marketingsprech¹ “völlig veraltete Software” benutzen.
Der Große Bloguator™ kann diese Dinosaurier sehr gut verstehen, er hatte ebenfalls bis vor einigen Monaten Lotus Word Pro 98 in Betrieb – und es verfügte über Fähigkeiten, die MS Word bis heute nicht beherrscht (Formeln in Tabellen!).
Diese Vorrede soll vor allem eins illustrieren: Bestimmte Software war vor 15 Jahren völlig ausgereift. Sie konnte alles, was man so braucht. Jedenfalls Software für die meisten damals bekannten Aufgaben, also vor allem die Office-Programme, aber auch Bildbearbeitung.
Das ist deshalb witzig, weil Micro$soft, aber auch andere, immer noch so tun, als würden sie an dieser Software irgend etwas entwickeln. Wir erinnern uns: Nachdem man sich an die krude Logik des ganzen Micro$oft/Windows-Zeugs endlich gewöhnt hatte, wurde es zuerst durch die Ribbon-und dann durch die Kachel-Oberfläche wieder völlig unbenutzbar.
Eins der weltweit meist heruntergeladenen Programme überhaupt war eine ganze Weile ein Programm, das im Windows 8 einfach nur das Aussehen von vorher wiederherstellte: ClassicShell. Es gibt solche Helferlein auch für die MS-Office-Suite: UBitMenu.
Inhaltlich tut sich also seit mindestens eineinhalb Jahrzehnten nichts. Jedenfalls nichts sinnvolles. Die cleveren Kaufleute versuchen aber immer noch, Office-Software mit dem Prädikat “NEU!” zu verkaufen. Das mag einem auf den ersten Blick unverschämt erscheinen, oder hoffnungslos.
Aber im Geschäftswesen gilt auch die Beobachtung: Es muss sich wohl lohnen – sonst würde es nicht gemacht.
Nun kann man sich fragen, wie viele Leute im Hause so einer Software-Schmiede mit welcher Arbeit beschäftigt sind. Das sind riesige Firmen mit zehntausenden Mitarbeitern. Vermutlich ist es so ähnlich wie bei den Autos: Kommen zwei Marketing-Experten und Werber auf zweitausend Ingenieure - oder ist das Verhältnis genau anders herum?
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kürzlich wollte mir doch so ein unverschämter Gebrauchtfahrrad-Dealer tatsächlich ein Rad mit einem Aluminium-Rahmen andrehen "weil das so schön leicht ist!" An Alu-Rädern ist erfahrungsgemäß gar nichts leicht, sonst würden ja ausnahmslos diese auf der Tour-de-France und den Rennbahnen der Welt benutzt. Aber er hat es allen Ernstes versucht.