23 März 2016

Große Hölle – Update

Ja, es geht hier um Berlin.Und um Kunst. Und Geschichte.
Eine Art Ergänzung zu diesem älteren Beitrag.



Wenn man sich - wie der Große Bloguator™ - regelmäßig zwischen Kreuzberg, Tempelhof und Schöneberg bewegt, trifft man besonders häufig auf Spuren der gescheiterten Hauptstadtplanung der Nazis.

Genau an der heutigen Grenze zwischen den drei Bezirken war der Verlauf der Nord-Süd-Achse geplant, einer gigantischen Prachtstraße quer durch Berlin, für die u.a. trotz Wohnungsnot zehntausende von Wohnungen abgerissen wurden bzw. werden sollten.


Die südliche Markierung (keineswegs das südliche Ende) bildete der gewaltige Südbahnhof, der etwa dort errichtet werden sollte, wo sich heute der Bahnhof Südkreuz befindet, nur größer, um etwa das 8-fache.

Der in der Mitte erkennbare Triumphbogen sollte etwa die Höhe eines 25-geschossigen Gebäudes haben, in heutigen Maßstäben entspricht das grob dem Hochaus des Europa-Centers neben der Gedächtniskirche.

Am nördlichen Ende dieser Prachtstraße hätte die Große Halle gestanden, ein Monsterbauwerk, so groß, dass darin der Eifelturm hätte stehen können.


Zum Vergleich zeigt dieses Filmmodell den heute noch existierenden Reichstag, der inzwischen eine andere Kuppel trägt, aber hier mit dem ursprünglichen vierkantigen Hütchen mit Laterne gezeigt wird. Der gewiss nicht kleine Reichstag reicht etwa bis zur unteren Säulenreihe der Großen Halle…

“... hey, Chef, du musst echt lernen, kürzere Einleitungen zu schreiben!”

Was? Äh, ja. Es geht hier nämlich um etwas ganz anderes.

Also, Grundprinzip dieser nationalsozialistischen Bauästhetik war es, den Betrachter durch schiere Größe zu beeindrucken. Das mag auf schlichte Gemüter kurzfristig wirken, ist aber leicht durchschaubar und insgesamt ein primitives Konzept.

Hier hat die Künstlerin Annette Streyl dieses Angebergebaren schön ironisch kommentiert, indem sie ausgerechnet das massive Monsterbauwerk Große Halle als gestricktes Modell herstellt. Ich betone: Gigantische Halle ↔ Strickmode!

 

Das ist so schon ein witziger Kontrast, aber sie kann zudem dem hohlen Vogel noch die Luft rauslassen, indem sie aus dem gestrickten Modell das Drahtgerüst entfernt und es über eine Leine hängt: Volltreffer!






  • leider findet sich keine Karte, die die Germania-Pläne mit der Topografie der Gegenwart überlagert. Das erschwert dem zufälligen Besucher den Größenvergleich.
  • hier einige Abbildungen: Germania
  • die Webseite der Künstlerin: Annette Streyl , die Fotos der Kunstwerke sind auch von da

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