Wie ich gestern erst erfahre, feiert meine bevorzugte Radiostation Radioeins heute das 40. Jubiläum des Punk. Also übermorgen. …ach, egal!
Gegen so Feiern ist eigentlich nichts zu sagen - aber alles formale widerspricht halt der Grundidee des Punk, gegen ALLES zu sein.
Ein kleiner Lichtblick dabei: In Kürze will Joe Corre Punk Devotionalien im Wert von 5Mio. verbrennen - ob €, $ oder GBP spielt dabei keine Rolle: Jedenfalls hat das Zeug hypothetisch enormen GELDwert.
Nun hat beispielsweise Der Große Bloguator™ noch nie von einem Typen namens Joe Corre gehört und wird aufgeklärt: Es handelt sich um den Sohn genau der Leute, die mit Punk am allermeisten Geld gescheffelt haben, nämlich Malcolm McLaren und Vivienne Westwood.
Dem Vernehmen nach hat auch Joe Corre bereits ein ziemliches Vermögen erworben. Dabei hat ihm seine Herkunft und allein der Name seiner Eltern sicher sehr geholfen. Außerdem kann einer, der selbst Millionär ist, nur schlecht beweisen, dass er auf alles scheißt, wenn er ein paar hypothetisch wertvolle Dinge verbrennt. Danach ist er immer noch Millionär.
Aber sicher ist das Zerstören von Devotionalien näher an der Idee des Punk als ein Festbankett an der Themse mit Champagner und anschließendem Feuerwerk.
Einige Protagonisten des Punk gehören nämlich längst selbst zum Establishment: Vivienne Westwood hat sich von der Queen adeln lasen. Das ist dieselbe Queen wie in “God save the Queen - the fascist regime”. Nun ja.
Heute, 40 Jahre später, funktioniert das Aufbegehren nicht mehr so einfach. Ein paar abgerissene Klamotten und Sicherheitsnadeln in der Backe hauen niemanden vom Hocker: Jeder zweite ist gepiercet, tätowiert und die Mehrheit trägt stylisch zerrupfte Designerjeans. Wir werden am laufenden Band mit schockierenden Meldungen und Bildern bombardiert. Wer Aufmerksamkeit will, muss daher am besten offensiv menschenfeindlich argumentieren, stumpf rechte Parolen verbreiten oder mit Enthauptungsvideos arbeiten.
Unter diesem Aspekt erscheint der alte Punk als eine geradezu romantische Zeiterscheinung, die leider lange vorbei ist.
1 Kommentar:
Heutzutage sind doch Spießer die neuen Punks ;-)
Und zu Joe Corre...
Ja, er ist nachdem er nun das Zeug verbrannt hat immernoch Millionär.
Das tat ihm nicht weh.
Hätte er das Zeug versteigert und den Erlös einem guten Zweck gespendet, wäre das zwar weniger Punk dafür aber menschlicher gewesen.
Ich war früher selbst mal Punk, aber irgendwann langweilt es auch generell gegen alles zu sein und es ist auch nicht notwendig.
Viel wichtiger ist es eine Meinung zu haben. Die kann manchmal Mainstream und manchmal aber auch rebellisch sein.
Ich hätte mir an der Stelle mehr Mainstream von dem Westwoodspross gewünscht.
Mich hat die Aktion nicht im geringsten beeindruckt, ich finde sie nur selten dämlich.
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