28 November 2006
Maurer (2)
Die hohen Lohnnebenkosten machen den Standort Deutschland einfach kaputt. Arbeitsplätze müssen eben nach China verlagert werden, weil hier die Arbeit so teuer ist. Und so ist das im Grunde auch mit dem Bau von Häusern.
Ein Maurer wußte früher, dass man eine Schnur spannen kann. Eben nicht nur WIE, sondern vor allem schon DASS. Dieser schwerwiegende Kniff erleichtert einem beim Mauern so manches. Und er wusste wie man eine Wasserwaage bedient - wenn man Lust dazu hat. Aber das braucht man ja nur in dem Sonderfall, wenn eine Wand gerade werden soll, oder senkrecht.
Früher wusste ein Maurer aber auch im groben, was "Sicherheit auf der Baustelle" ist, und dass er Freitags um 13.00h Feierabend hat. Und dass Urlaub und Krankheitstage bezahlt werden.
Wahrscheinlich sind es gerade diese völlig unnötigen Spezialkenntnisse, die die Arbeitgeber dazu bewogen, auf derartig überqualifizierte Facharbeiter zu verzichten. Schließlich steigen doch mit dem Lohn auch die Nebenkosten - wer kann sich denn sowas heute noch leisten?
Früher musste man speziell mit den Maurern über Sinn und Wortlaut von Normen diskutieren und erreichte trotzdem oft nur, dass sie widerwillig eingehalten wurden. Solche Diskussionen bleiben einem heute gänzlich erspart.
Früher (also: zu meiner Zeit) wusste ein Maurer, was das Überbindemaß ist und hielt sich daran, sofern es seine persönlichen Umstände erlaubten. Gut, also, es wurde nicht immer so hunderprozentig eingehalten, aber im Großen und Ganzen. Heute muss man froh sein, wenn der Maurer das Wort "Überbindemaß" unfallfrei aussprechen kann. Dass er die geforderte Länge kennt oder auch nur weiß, wozu das gut ist, darf man nicht erwarten.
Es gibt zwei Steinformate heute: Die großen - und die ganz großen. Man kann sie alleine nicht hochheben, sondern braucht einen Kranführerschein, und man braucht auch spezielle Ausrüstung, um überhaupt den Mörtel aufzutragen, der heute gerne "KLEBER" heißt.
Ist ein Stein zu klein für die restliche Öffnung, wird mit Bauschaum aufgefüllt, ist er zu groß, wird er mit der Kettensäge angepasst. "Wenn der Bauschaum alle ist, kann man auch Silikon nehmen", sagt der Maurer von heute. Praktisch.
Zu meiner Zeit hätte sicher einer dieser vorlauten Maurer gefragt: "Brennt das denn nicht?" oder "Kann man da nicht durchkucken?" oder völlig aberwitzig: "Hält das überhaupt?" Heute stellen einem die Maurer so dumme Fragen gottseidank nicht mehr.
- für den Laien: Das sind deshalb dumme Fragen, weil Bauschaum selbstverständlich brennt, oder wenigstens schmilzt, und weil er Schallbrücken bildet und weil das ü-ber-haupt-nicht hält! Und man kann ihn in solchen Fällen auch nicht durch Silikon ersetzen. Das alles wird aber immer wieder versucht, weil Bauhandwerker gerne mit Silikon und Bauschaum herumspritzen Und weil Chefs froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben.
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