02 Mai 2007

Baumblütenfest

 
Wenn mir ganz langweilig ist, mache ich Fotos von meinem Balkon...


...oder vom Essen:


Aber manchmal gibt selbst das nicht den richtigen Kick, und dann muss ich etwas ganz anderes tun. Etwa mir meine alten Vorurteile bestätigen, über das Volk, oder über Voksfeste, über die Provinz, hier vertreten durch das Berliner Umland, wiederum dargestellt am Beispiel Werder. Richtig: Diese Woche ist Baumblütenfest in Werder.

Ich meine DAS Baumblütenfest in DEM Werder, das weniger für seine Baumblüten als vielmehr für seinen fürchterlichen Obstwein berüchtigt ist, den der Fachmann BRETTERKNALLER nennt. Hauptbestandteile dieses sogenannten Weines sind zuerst Zucker, danach kommt Wasser, zermantschte Früchte tun sie nur rein, damit das Fass voll wird, vielleicht auch wegen des Aussehens - weil das billiger ist als Lebensmittelfarbe.

Werder kann eine nette Ortschaft sein, umgeben von Wasser:


Dem Baumenschen fallen natürlich zuerst einige Bauschäden auf...

...aber dann geht es auch schon los. Alle Werderaner sind auf den Beinen und nutzen selbstlos auch die letzte Garage und den allerletzten Stuhl zum Wohle der Gäste.


Beachte die liebevoll handgemalte Blume auf dem einladenden Willkommensschild...


...gefolgt von einem ebenso einladend gestalteten Hof:


Auf der hoch gelegenen Straße bietet Werder malerische Ausblicke zum Wasser hinab, eingeschränkt nur durch kleine Hindernisse:


Zutiefst authentische Verkaufsstände säumen den Weg. An beinahe jedem Stand wird Wein verkauft. So wie hier in der traditionellen Aufmachung hausgemachten Weines:


Für den eiligen Trinker in der praktischen Darreichungsform der PET-Flasche:


Dass der Wein hausgemacht ist bezweifeln nur böswillige Beobachter, die über die Allgegenwart der PET-Flaschen erstaunt sind, welche man an mindestens jedem zweiten Stand antrifft:


Dieser böswillige Beobachter argwöhnt, dass das einzig Hausgemachte vielleicht doch das Umfüllen von den PET-Flaschen in die großen Glasballons sein könnte.

Da es kein wirklich heißer Tag ist (+18°C in der Sonne, ca. 12° im Schatten) ist das Gedränge noch erträglich:


... und man hat Zeit für den Blick aufs Detail.
Na? Will denn hier keiner ganz aufgeregt "Deppenapostroph!" schreien?

Nicht? Schade.

Dann eben wieder ein Weinstand:


Die Flaschen sind wirklich gefüllt mit dem, was sie in Werder WEIN nennen.

...

Die Hauptamüsiermeile zu fotografieren habe ich leider vergessen. Die Leser müssen auf Bilder vom Riesenrad, der Rutsche, den Achterbahnen, dem Bungee-Kran und anderen aufregenden Fahrgeschäften verzichten, weil mich nun mal dieses hier viel mehr faszinierte: Ein Wasser-Autoscooter. Sowas geht ja nur, wenn man auch am Wasser feiert. Hübsch, nicht?


Man trifft auf hingebungsvolle Rekonstruktion alter Bausubstanz:

(wer genau hinsieht: Nach Ende der Rekonstruktion werden gute 3% der alten Bausubstanz erhalten bleiben. Von dem Mauerwerk, das ohnehin nur entlang der Straße noch steht, sind nicht einmal die Fensterleibungen übrig und werden neu ausgemauert. Über Sinn oder Unsinn von Denkmalschutz streiten wir dann ein anderes mal, ja?)

Aber man kann tatsächlich im Schilf sitzen und aufs Wasser schauen...


...den Kindern beim Spielen zusehen...


... und durch die Stadt zurück zum Bahnhof stolpern...


...vorbei an Lebensmittelständen...


und Buden mit echt original hausgemachtem Wein:


... vom Bahnhof Zoo nur eine halbe Stunde mit einem BVG-Ticket für Tarifbereich C.



Ich habe beim Fotografieren noch etwas vergessen: Die Pilzpfannenabteilung. Einige Imbisse beginnen jetzt damit, ihr Angebot so zu dekorieren, dass es wie ESSEN aussieht, und nicht wie brauner Matsch, den sich volltrunkene Volksfestbesucher gierig reindrehen. Ich war ehrlich überrascht von der Provinz.
 

2 Kommentare:

Äintschie hat gesagt…

Werder kann nach Sonnenuntergang ganz versöhnlich wirken ...

Schau mal: http://palmuluk.blogspot.com/

100 Goldfischli hat gesagt…

Eine Versöhnung ist gar nicht nötig: Ich hasse Werder gar nicht wirklich. Hübsch isses da. Man muss ja nicht ausgerechnet zum größten Volksfest der Umgebung da hinfahren.

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