04 Mai 2007

Oder was.

 
Sommer im April. In der S-Bahn im Neonazibezirk Köpenick sitzen zwei kahlgeschorene Jungs mit ihren Freundinnen, alle vier deutlich unter zwanzig. Alle in Tarnhosen, braungebrannt, die Jungs ziemliche Hänflinge, aber Muscleshirts, Faschofolklore eben. Der eine hat eine Flasche Bier in der Hand, seine Freundin ein sehr kleines Kind auf dem Arm, offensichtlich ihr eigenes, und sie lächelt zufrieden.

Der distanzierte Betrachter erwartet lautes Gepöbel und Gegröhle und setzt an zum bedauernden Kopfschütteln.

Aber.

Alle sind rührend um das Kind besorgt. Kein Gegröhle, keine schlimmen Witze auf Kosten von irgendwem, jedenfalls nicht für die Dauer dieser S-Bahnfahrt. Die Jungs interessieren sich für Bäuerchen und Nickerchen, Schlafbedürfnis und Windeln.

Ich muss dringend an meinen Vorurteilen arbeiten.
 

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