11 Juni 2007

Anwaltswissen


Was wir aus dem Fernsehen alles wissen

Abend. Schlaffsein. Auf der Mattscheibe flimmern bunte Bilder. Plötzlich taucht ein Darsteller in Anwaltskluft auf und verkündet pathetisch: "Ich muß wissen, daß mein Mandant unschuldig ist! Sonst kann ich ihn nicht verteidigen!" (sinngemäß)

Nanu, was sagt denn die Fernsehzeitung? War denn ein Horrorfilm angekündigt? Ist das eigentlich bezahlte Werbung der Anwaltskammern? Dieses elende Statement, das in jedem Film mit Anwälten auftaucht, könnte weltfremder nicht sein. Dummerweise bezieht ein nicht unbedeutender Teil der Bevölkerung sein juristisches Wissen aus derartigen Quellen: Schuldige Angeklagte werden ja nicht verteidigt, was?

Und dann macht man sich so seine Gedanken, vor der Flimmerkiste. In der realen Wirklichkeit ist es den Strafverteidigern wahrscheinlich völlig gleich, ob ihre Mandanten schuldig sind oder nicht. Sie können ihre Kundschaft sogar leichter vertreten, wenn sie es nicht wissen, ganz abgesehen von der Frage, was denn Schuld eigentlich ist.

Vor allem aber hätten viele überhaupt keine Hemmungen, für einen zweifelsfrei schuldbeladenen Angeklagten einen Freispruch zu erwirken, und sei es mit Verfahrenstricks. Es verhält sich damit zahlenmäßig wahrscheinlich so wie in vielen anderen Bereichen auch: Auf fünf ehrenhafte kommen fünf skrupellose.

Darüber ein Gleichnis:
Der berühmte sechzigjährige Architekt wird zu einem schrecklichen Reinfall und grauenhaften Entwurf befragt.
Er antwortet: "Ich war jung und brauchte das Geld".
"Aber das war erst vor fünf Jahren!"
"Na schön. Zugegeben: Ich war nicht mehr jung."

 

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mein Chef, der ist Anwalt, also der trägt keine Uhr. Der sagt immer, er frage die Leute auf der Straße nach der Uhrzeit. Weil, sagt er immer, glaube nie, was ein Anwalt dir sagt.

100 Goldfischli hat gesagt…

Tut das nicht weh? Ich mein: Einen Anwalt zum Chef? Und dann noch ohne die Lizenz zum Scherzen?

___________________________________
btw.:
Man plant, statt Tierversuchen nun die Versuche an Anwälten durchzuführen.
Vorteile: Es gibt Dinge, die sogar Ratten nicht machen wollen. Das Laborpersonal empfindet weniger Mitleid mit den Versuchsobjekten. Der Nachschub an Anwälten ist nahezu unerschöpflich.
Nachteil: Die Ergebnisse lassen sich schlechter auf Menschen übertragen.

Anonym hat gesagt…

ich war geld
und brauchte
den jung!

Anonym hat gesagt…

Das ist gemein, nur weil ich keine Witze machen kann, meine Witze nicht witzig zu finden. Ich glaube sogar, dagegen Klage einreichen lassen zu können zu müssen täte würde ich tun..

100 Goldfischli hat gesagt…

Warum? Gemeinsein liegt mir fern. Ich dachte, es handelte sich um den einen einzigen Witz, den der Chef kann, der Deinige?

Ich selbst kann mir gar keine Witze merken und bin einer der begabtesten Pointentöter. Deshalb erzähle ich keine vor Leuten, sondern schreibe sie nur aus umfangreichen Witzesammlungen ab.

(...das Gleichnis am Ende des Postings ist einer von genau zwei Witzen, die ich im Verlauf meines langen Lebens selbst erfunden habe - und man sieht ja, wie der ist...)

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