14 August 2007
Recht oder Gesetz (4)
hier beschreibt der Rechtslaie, wie er sich die Erfindung von Gesetzen vorstellt
Gesetze wirken oft wie konkret gewordene Zwangsvorstellungen. Bei der Erfindung von Gesetzen scheint es so zuzugehen wie bei meiner Mutter: Wenn irgend etwas zu nahe am Tischrand steht, hat sie panische Angst, es könnte runterfallen.
Nicht, dass wir in unserer Familie besonders grobmotorisch wären oder zu unkontrollierten telekinetischen Ausbrüchen neigten. Bei uns ist nie mehr runtergefallen als bei anderen Leuten auch. Aber trotzdem: Es könnte doch sein! PANIK!
Wäre meine Mutter im gehobenen Dienst der Landesverwaltung, etwa als rechte Hand des Behördenleiters, hätten wir schon längst ein "Gesetz zur Vermeidung des Herunterfallens von Gegenständen" und meine Mutter trüge das Bundesverdienstkreuz.
Sie hätte sich einen schönen Text dafür ausgedacht und ihren Chef so lange gepiesackt, bis er das Gesetz durch alle drei Lesungen sowie den Vermittlungsausschuss geprügelt hätte, einschließlich einer Durchführungsverordnung und Überleitungsvorschriften für das Herunterfallen von Gegenständen.
Ihr Chef hätte dazu keine Lust, weil er selbst nämlich gar keine Angst hat, dass etwas herunterfallen könnte. Deshalb ist er ja der Chef.
Nur um end-lich! seine Ruhe zu haben und end-lich! wieder an den wirklich wichtigen Dingen arbeiten zu können, würde er ihr den kleinen Gefallen tun.
Aber meine Mutter arbeitet nicht in irgendeiner Behörde und deshalb müssen wir uns mit ganz anderen abwegigen Vorschriften und Regelungen herumschlagen. Stichwort: Krümmungsradius von Gurken.
¹ war übrigens gar nicht so einfach, die Norm tatsächlich zu finden: Es wird zwar viel über die Krümmung der Gurke schwadroniert - aber wenig zitiert.
² Und zum Schluss wollen wir noch einmal eine Weile über den Begriff "Bauvereinfachungsgesetz" meditieren.
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