04 September 2007

Fernsehshow (2)


Neulich war der Blogautor beim Fernsehen - Produktion einer Freitagabend-Show für einen Privatsender. Dies sind seine Erlebnisse



Veranstaltungsort war das Sportbad Schöneberg.

Wir waren für 19.00h bestellt. Zuerst kam ein Einladungsschreiben, auf dem 19.15h angegeben war, und dann zwei Anrufe der Produktionsgesellschaft, ob ich denn auch wirklich ganz sicher komme? Jaaa-haaa. Ganz bestimmt? Aber wenn, dann am besten schon um 19 Uhr. Na gut. Diese Übervorsicht der Produktion sollte sich später noch als sehr nachteilig erweisen.

Um 19Uhr begehrten ein paar hundert Leute Einlass. Man hatte eine Einladung bekommen, die am Eingang gegen richtige Eintrittskarten einzutauschen war.

Also: Die Dinger sehen wie richtige Eintrittskarten aus, sind aber de fakto ein Vertrag, mit dem man so ziemlich alle Rechte an der eigenen Person abtritt.

Man soll auf der Karte seinen Namen, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum und noch ein paar andere unwichtige persönliche Daten angeben - und vor allem: Man muss seine Eintrittskarte unterschreiben! Sowas macht einen doch stutzig - aber ich wollte das Kleingedruckte lieber nicht lesen.

Der Einlass in den Vorraum dauerte bis ca. 19.30h.

Danach hatten wir eine Weile Zeit, unseren Beschluss zu bereuen. Irgendwie ging's nicht weiter. In der Einladung war "Kleidung: Sommerlich, aber keine Badekleidung" vorgeschlagen worden, weil im Haus 26°C voraussichtlich herrschen sollten.

Im Vorraum war dem auch so. Die meisten der Zuschauer warteten in einem hoch gelegenen Vorraum zur eigentlichen Schwimmhalle, der dafür nicht gedacht und deshalb nicht gelüftet ist: Sowohl die Temperatur wie die Kohlendioxid-Konzentration stiegen in der nächsten Stunde in diesem Raum erheblich an.

Es dauerte nämlich eine geschlagene Stunde, bis man tatsächlich in die Schwimmhalle kam. Aber - falls es jetzt so klingt - ich will mich darüber nicht weinerlich beklagen, bei der Vorbereitung so einer Sache kann immer was schief gehen und wahrscheinlich hatten sie ihre Gründe. Das hätten sie einem nur mitteilen können.

In der Wartezeit war immerhin Gelegenheit, die Zielgruppe der Privatsender kennenzulernen und zu beobachten. Jedenfalls stelle ich mir die Standardzuschauer so vor: Die meisten zwischen 16 und 28 Jahre alt, Hauptschule und dann irgendeine Ausbildung absolviert, ordentlich, aber betont locker drauf und partymäßig gekleidet, Handy.

Etwa ein Viertel des Publikums ist über 28, bis hin zum Großelternalter. Die sehen dann anders aus, Hawaii-Hemd, schlimmes Sacko, sind aber cooler.

Eine große Zahl übergewichtiger junger Frauen. Ich habe noch nie so viele Zwei-Zentner-Mädels auf einmal gesehen. Das war umso tragischer, als die sich ebenfalls zu sommerlicher Kleidung aufgerufen fühlten.

Die Krönung war die etwa 18-jährige, die ihre 95 Kilo in knallenge schwarze Hosen gezwängt hatte, welche in schwarzen Stiefeln mit Kunstpelzkragen steckten. Obenrum trug sie ein ebenfalls knallenges schwarzes Spaghetti-Top, so dass die verschiedenen Wülste optimal zur Geltung kamen.

Mir assoziierte dabei die ganze Zeit: Flipstüte - Tafel Lidl-Schokolade - Flasche Coca-Cola - Casting-Show - jeden Abend.

Es gab eine Garderobe. Irgendeine Frau um 30 machte sich wichtig, weil sie ihre Handtasche nicht mit in die Halle nehmen durfte. Das ist wohl so üblich. Nur sie wurde völlig giftig. Der Security-Mann blieb höflich, aber hart. Und sie weiter: "Hörnsiemal! Wir sind selber in der Branche!!! Wir werden..." Aber sie spielt in der Branche wahrscheinlich nicht nur eine Liga niedriger.

Dabei war es gar nicht schwer, seine Sachen an der Garderobe abzugeben, kostenlos und dauerte auch nicht lange - die Garderobengirls waren sehr motiviert.

Dann wurden wir eingelassen, 20.30h. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis es wirklich los ging. Mit der Vorbereitung.
 

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