Neulich war der Blogautor beim Fernsehen - Produktion einer Freitagabend-Show für einen Privatsender. Dies sind seine Erlebnisse
Wir befinden uns seit 3 Stunden im Sportbad Schöneberg. Seit einer Stunde läuft die Show in der 36°C warmen Schwimmhalle - dem eigentlichen Ort der Veranstaltung. Seit einer ganzen Weile zeigen sich Ausfallerscheinungen im Publikum. |
VII.
Das Spiel zog sich. Um es kurz zu machen ... ach, nee, kurz wird dieser Eintrag wohl sicher nicht mehr ... also, um langsam zum Ende zu kommen: Bei jeder sich bietenden Gelegenheit rannten ein paar der Zuschauer raus, es war spät, durch die Hitze waren die meisten fertig mit der Welt und die Show war bereits nach den ersten zehn Minuten langweilig.
Das Arrangement sieht ja vordergründig so aus: Der Zuschauer darf im Fernsehen sein. Dafür gibt er dem Veranstalter die Verfügungsgewalt über seinen Körper und - sofern vorhanden - einen Teil seines Geistes. Der normale Zuschauer findet das anscheinend ganz okay so.
Argwöhnisch betrachtet: Der Zuschauer hilft dem Privatsender beim Geldverdienen. Durch seine Anwesenheit täuscht die Show eine Authentizität vor, die sie gar nicht hat - es ist wirklich alles geplant, einschließlich der spontanen Reaktionen des Publikums. Die Vorteile sind ein wenig ungleichmäßig verteilt: Alle Rechte abgeben, tun, was der Vorturner ansagt - und der Veranstalter verdient damit Kohle. Vermutlich finden die meisten Zuschauer auch diesen Tausch fair, im Gegenzug für des Recht, im Fernsehen dabei zu sein.
Wir gingen nach eineinhalb Stunden - da war etwa ein Drittel der Boote versenkt. Und bereits ein Drittel der Zuschauer weg. Man konnte sich leicht ausrechnen, wie lange die Show noch dauern würde. Genaugenommen: Eineinhalb Stunden in der Halle, insgesamt also dreieinhalb Stunden - das reichte dann auch, fanden wir.
VIII.
Was ich an der Show jedenfalls bewundert habe, war der Aufwand in jeder Hinsicht. Aktive Akteure waren über fünfzig dabei: Vierzig Promis in Booten, der Moderator, die zwei Spielführer, der Warm-upper. Die Samba-Band mit Tänzerinnen waren etwa zwölf, ein paar sonstige Helfer und Nummerngirls.
Mindestens vier Rettungsschwimmer in Haifisch- und Krokodil-Kostümen. Das technische Personal konnte ich nicht sehen, nur ein paar Kameramänner, Kabelträger und Beleuchter.
Von den Organisatoren waren etwa 15 Leute sichtbar, es gab mindestens 15 Mann Security und wahrscheinlich fast ebenso viele Sanitäter. Also mindestens hundert Leute an diesem Abend auf den Beinen.
Der materielle Aufwand ebenso: Das Becken musste aufgeteilt werden, Palmen- und Strand-Deko aufgebaut, insgesamt etwa 50 Gummiboote, 6 große Türme mit Scheinwerfern, erheblich mehr Scheinwerfer an Lichtbrücken angeschraubt und und und... irgendwo draußen hatten sie sicher auch einen großen Studio-Truck.
Andererseits: Die Show sollen sich Millionen Menschen ansehen - sowas kann sich unsereiner nur schlecht vorstellen. Aber dafür wäre ein Personalaufwand von drei Leuten einfach zu geizig.
Wer mich ... also: Es ... ach nein, doch auch mich... im Fernsehen sehen will: Am
Samstag, 22. September 2007 um 20.15 Uhr auf Sat.1Ich bin der oben links in dem Hemd.
Epilog
Wir sind anschließend um die Ecke in einem Schöneberger Traditionslokal ein Guinness trinken gegangen: In der Resonanz am S-Bahnhof Schöneberg. Da weiß man, was man hat.
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