11 Oktober 2007
Hurrikane
Irgendwann im kalten Krieg kommt ein General der ruhmreichen Sowjetarmee auf die Idee, durch den gezielten Einsatz von Wirbelstürmen die Amerikaner niederzuringen. Das schlechte Wetter ist auch schon da, aber der Wirbel will sich nicht drehen.
V. Experimentierphase
Nach dem ersten Versuch mit den Handsegeln gaben sie es sofort wieder auf: Die Arbeiter hätten hunderte Kilometer laufen müssen. Der Wirkungsgrad war auf der untersten Schicht der Atmosphäre am geringsten und zudem überlagert vom Wind, der die so in Bewegung gesetzte Luft einfach zur Seite davon blies.
Dann fanden sie eine Lösung mit den Lastwagen, die sie zum Transport auf der Plattform hatten. Auf die Lastwagen konnte man dutzendmal größere Segel montieren, die Lastwagen fuhren um ein vielfaches schneller als die Arbeiter laufen konnten und ihre Reichweite war um ein vielfaches größer.
Aber die Plattformen waren nicht für das Schnellfahren mit Lastern ausgelegt. Es mussten ohnehin erst Fahrspuren über die Fugen hinweg gebaut werden. Durch die Erschütterung brachen die Plattformen manchmal wieder auseinander oder die Verbindungen lösten sich. Man wollte aber wenigstens einen Achtungserfolg erzielen und wies die Fahrer an, noch erheblich schneller zu fahren als vorher. Dabei machte sich wieder das Alkoholproblem bemerkbar.
Als etwa die Hälfte der Laster vom Rand gerutscht und im Meer versunken war, gab man diesen Plan auf.
"Genosse General - es klappt nicht. Ich gehe freiwillig in den Gulag."
"Du willst desertieren? Kommt nicht in Frage! Erst bringst du das hier in Ordnung. Du hast mir das hier eingebrockt. In den Gulag kommst du nachher immer noch."
"Wir wissen nicht mehr weiter."
"Was soll das werden? Befehlsverweigerung? Willst Du gleich hier erschossen werden? Oder soll ich dich unter der Plattform kielholen lassen? Dann kommst du in sechs Wochen als grünes Fischfutter wieder hoch."
"Meinetwegen."
"Es kann doch nicht so schwer sein, etwas Luft zu bewegen. Jeder Föhn kann das. Jeder Propeller eines Flugzeugs macht das. Soll ich dir mal meinen Föhn zeigen? Gutes japanisches Erzeugnis."
"Sie haben einen Föhn dabei?"
"Lenk nicht ab!"
Der Ingenieur ging. Die Idee mit dem Propeller hatte ihm zu denken gegeben. Einige Stunden später kam er wieder.
"Es gibt noch eine Möglichkeit."
"Welche?"
"Sie ist sehr aufwendig."
"Ich frag dich zum letzten mal: WELCHE! MÖGLICHKEIT?!?"
"Wir bauen riesige Propeller auf Stäben."
"Aha. Gute Idee. So wie bei Flugzeugen, ja?"
"Sie müssen größer sein. So wie bei Hubschraubern. Ganz großen Hubschraubern."
"Gut. Dann nehmen wir eben Huschrauberpropeller."
In den nächsten Monaten wurden an die ruhmreiche Rote Armee Dutzende Hubschrauber ohne Rotor ausgeliefert. Die Rotoren wurden woanders gebraucht.
"Wir müssen außerdem die Rotoren auf großen Masten anbringen."
"Gut. Große Masten."
Dafür konnte man Rohre verwenden, wie sie zum Pipeline-Bau hergestellt wurden. Die bedeutende "Trasse der Freundschaft", die überaus wichtige Erdgas-Pipeline, welche durch ganz Sibirien führen sollte, kam im nächsten Vierteljahr um ganze zweihundert Meter voran. Damit fehlten ihr nur noch 2.700 Kilometer bis zu den Abnehmern.
"Wir brauchen starke Motoren."
"Wir werden welche finden."
Die Produktion großer landwirtschaftlicher Fahrzeuge kam unerwartet zum Erliegen. Alles wurde in den Nordatlantik verschifft.
"General..."
"WAS?!?"
"Äh, General..."
"Rede!"
"Ähm... Genosse General... naja, wir können die Masten nicht auf unseren kleinen Plattformen aufstellen. Dafür sind sie nicht gemacht."
"Was heißt das jetzt wieder?"
"Unsere Masten sind 60 Meter hoch und sehr schwer. Wenn wir sie auf die Pontons stellen, fallen sie entweder mit den ganzen Pontons um oder sie stanzen ein Loch hinein."
"Das sagst du mir jetzt?"
"Wir machen das auch zum ersten mal."
"Vorher klang es einfacher. Damals warst du ganz sicher, nicht?"
"Ich lerne doch auch nur dazu..."
"Da habe ich Zweifel. Was brauchst du jetzt noch?"
"Auf Schiffen könnten wir die Masten aufstellen. Und wenn wir die Schiffe seitlich an die Pontons anschließen, fallen sie nicht gleich um, glaube ich."
"DU GLAUBST?"
"Ich lerne doch auch nur dazu. Und es war sehr wenig Zeit."
"Also gut. Schiffe."
An die Fischereiflotten der Küsten und Binnenreviere der Sowjetunion wurde im nächsten Jahr kein einziges Fangschiff ausgeliefert. Das bedeutende Projekt "Aquafarming" hatte Vorrang.
→ weiter zum 6. Teil
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen