09 März 2008

Freudscher Fehlleser

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Neulich in den Tiefen von Windows: Sprach- und Religionseinstellungen

Über Freud und seine Schule kann man ja denken was man will. Insbesondere dann, wenn man davon nicht die geringste Ahnung hat, wie der Autor dieses Blogs. Aber immerhin gab der Herr einem berüchtigten Phänomen seinen Namen - und Vulgärfreudianer versuchen seit Generationen zu deuten:

Den Freudschen Versprecher.

Kennen alle, nicht wahr? Das ist, wenn man etwas verfängliches, zweideutiges, missverständliches nicht einfach denkt und für sich behält, sondern ausspricht. Verfänglich, zweideutig und missverständlich aber nur für den Zuhörer. Man selbst weiß ja meist sehr wohl, was man sich dabei gedacht hat.

In so einem Fall unterstellt der Vulgärfreudianer in einem blitzartigen Reflex, der Sprecher habe das nicht nur gesagt, sondern auch vorher gewünscht. Dieser Reflex ist meist auch der einzige, den die Vulgärfraudianer haben. Im Gegenzug verstehen sie weder die tragende Idee hinter Ironie noch das Stilmittel absichtlicher Entstellung von Worten zur besseren Wahrheitsfindung - im Grunde ist ihnen das Konzept von "Humor" als ganzes unverständlich.

Mit der Zeit kommt man darüber hinweg, dass Menschen zwar auf derselben Erde, sogar im selben Zimmer, aber in unterschiedlichen Welten leben können: Während man selbst durchaus beabsichtigt einen sprachbasierten Scherz versucht hat, wird einem vom Gegenüber "Freudsche Fehlleistung" unterstellt.

Als Jugendlicher wundert man sich noch darüber, und ist ein wenig betrübt, wenn diese Unterstellung von einer gutaussehenden jungen Frau vorgetragen wird. Aber mit dem Alter findet man sich damit ab.

Dabei ist der Nachweis des Fehlschlusses ganz einfach: Der Weg vom Wort zurück zum Gedanken ist klar. Man hat vorher gedacht, was man anschließend sagt. Der Weg vom Gedanken zum Wunsch hingegen ist keineswegs zwingend: Nicht alles, was sich der Mensch vorstellen kann, wünscht er sich auch. Unter anderen auch der Blogautor klopft ständig Wörter auf ihre Anagramm-Eignung und Sätze auf ihre Missverständlichkeit ab - und verwendet diese.

Zuweilen macht sich die Vorstellungskraft aber selbständig und der Autor dieser Zeilen fragt sich: Wofür könnten Religionseinstellungen am Computer wohl gut sein?

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