12 November 2008

Spinnradjazz

Gestern war ich zum zweiten Mal in einem Lokal namens "Spinnrad" am Südwestkorso. Das ist sonst nicht so meine Ecke, das beschauliche, aber irgendwie auch ein wenig langweilige Wilmersdorf - dachte ich bisher. Handelt sich dort um eine ehemalige Künstlersiedlung, naja, das war wohl vor dem Krieg. Vor dem ersten.

Egal, zurück zum Spinnrad: Dienstags spielen sie dort immer Jazz, 50er-Jahre-Style. Nahezu unverstärkt, Trompete und Schlagzeug sowieso, Kontrabass weiß ich nicht und E-Piano geht ja nicht ganz ohne Strom. Das allein ist schon super.

Die Musiker sind professionell, sehr engagiert, überzeugend ... und im übrigen etwa so alt, wie Chet Baker heute wäre, würde er noch leben. Heißt - etwas älter als meine Eltern. Für die übrigen Leser gilt: So alt wie Dein Opa.

Wenn man sich das gibt, kann man da eine großartige Performance erleben.  Das Publikum ist nur unwesentlich jünger als die Musiker, liegt wohl an der Gegend, jedenfalls war ich wieder mal der jüngste im Raum, ist mir schon lange nicht mehr passiert. Die Einrichtung des Ladens stammt aus den frühen siebziger Jahren, damals wurde auch zum letzten mal renoviert. Zu trinken haben sie Guinness und Kilkenny und wenn Musik läuft nur belegte Brötchen...

... so ziemlich das ganze Konzept scheint irgendwie aus der Vorkriegszeit übrig zu sein und hat ü-ber-haupt nichts an Berechtigung verloren. Warum gibt's sowas nicht öfter, meinetwegen auch mit Pop? Großartig!



P.S.: Mittwochs und Donnerstag ist dort auch Musik, aber mit anderen Musikern, die kenne ich noch nicht. Wie gesagt: Der Südwestkorso ist eigentlich nicht so meine Ecke.

P.P.S.: Gibt doch da so einen furchtbaren Jazzrocktitel... Spinning Wheel von Blood Sweat & Tears...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mitnichten (oder anderen Anverwandten) ist der Südwestkorso beschaulich oder gar langweilig.

Werch ein Vollulteil! (geklaut, ja, ich weiß)

An seinem (des Südwestkorsos) süd-westlichen Ende befindet sich der weiträumige Breitenbachplatz, der unter einer seinem Namen alle Ehren machenden breiten Überdachung aus solidem Stahlbeton (die leider aus Kostengründung nicht ganz zu Ende ausgeführt werden konnte) zu südlichen Festen im Freien einlädt (daß diese bisher noch niemals dort statt hatten, spricht nicht gegen den Platz, sondern gegen irgend jemand anderes, auch wenn mir gerade entfallen ist, wer um Himmes Willen das sein könnte).

An seinem (wieder des Südwestkorsos) nörd-östlichen Ende finden wir den pittoresken Bundesplatz mit einem weithi bekannten, phantastischen Lichtspieltheater, welches als Uraufführungshaus nur ungenau beschrieben wäre (in der Tat wäre das sogar eine grobe Verfälschung der Tatsachen).

Und mitten drin (im besagten Südwestkorso) gibt es eine Kreuzung, von der solche namhafte Straßem wie die Laubacher Straße abgehen, die - wie der Name nahelegt - die quirlige Großstadtatmosphäre einer der Bach herunter gegangenen Laubenkolonie besitzt. Immerhin aber in ihrem weiteren, nödlichen Verlauf an solchen Sternstunden der Berliner Gastronomie wie der Sraßenbahn entlang führt, die dem Autos dieses Blogs meines Wissens nicht ganz unbekannt ist. Später dann näher wir uns dem imposanten Fehrbelliner Platz mit seiner heute der Altersvorsorge und vormals der Lufthoheit (beides anscheinend mit ähnlichem Erfolg) gewidmeten Architektur.

So!

Anonym hat gesagt…

Jau, das kann ich bestägtigen.
Außerdem lebt hier eben jene Kneipenkultur noch, wohingegen sie in Prenzlberg & Co gerade ausstirbt:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,590442,00.html

Äintschie
Südwestkorso/Ecke Ahrweiler ;-)

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