Gestern war Konzert im Lido
Im Lido wurde auch geraucht. Die Kreuzberger Wirte verstehen sich ja insgesamt als revolutionäre Bastion gegen das Rauchverbot und gegen die Unterdrückung durch kleinliche Spießer. Und Spießer, das sind die Nichtraucher - geht doch nichts über ein einprägsames Feindbild. Natürlich kämpfen sie im Namen der Freiheit und der ungehinderten Persönlichkeitsentfaltung, nicht etwa mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.
"Rauchverbot? Niemals! Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer!" Etwa so lautet die revolutionäre Argumentation immer sinngemäß.
Den Betreibern des Lido ist allerdings kein Vorwurf zu machen, es gibt ein großes Raucherzelt und das war vor dem Konzert voll. Im Bühnensaal waren ebenfalls Leute und der Saal war nicht beraucht. Eine sinnvolle Aufteilung. Das änderte sich natürlich mit Beginn der Musik.
Als Nichtraucher wird man wohl noch in der Lage sein, sich eineinhalb Stunden zuqualmen zu lassen, oder? "Siehst Du: Es stört mich überhaupt nicht, wenn du hier nicht rauchst..."
Es gibt nämlich viele Menschen, die keine langen eineinhalb Stunden lang ohne Kippe auskommen können, immerhin ist das das Symbol ihrer freiheitlichen und unabhängigen Gesinnung. Einige von denen steckten sich im Lido eine Zichte an der vorherigen an und gaben den coolen: Mitte zwanzig und ein paar hässliche Fusseln im Gesicht.
Zu Hause bei Mama dürfen sie nicht rauchen, oder nur auf dem Balkon, und deshalb müssen sie die Unabhängigkeit auskosten. Oder sie wohnen mit Freundin und Kind in ihrer zentralbeheizten Friedrichshainer Altbauwohnung und riskieren häuslichen Ärger, "weil dann immer der Teppich und das Sofa so stark nach Rauch riechen!"
Deshalb fahren sie rüber ins revolutionäre Kreuzberg, genießen die Freiheit von allen Formen der Höflichkeit, qualmen wie die Schlote und gehen duldsamen Nichtrauchern auf den Sack.
... to be fortcontinued ...
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