Der U-Bahnhof Schlesisches Tor ist ein Anachronismus in Gusseisen und Sandstein. Der Bahnsteig der sogenannten Untergrundbahn liegt im ersten Stock, und ein "Tag" im herkömmlichen Sinne dauert dort von etwa acht Uhr morgens bis kurz nach Mitternacht. So viel zur Erläuterung vorneweg.
Normalerweise und tagsüber ist die ebenerdige untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor voll mit nervigem Volk: Geschäftstüchtige Ticketverticker wollen einem gebrauchte Fahrkarten zum halben Preis andrehen "Ganz billich! Kannste noch zwei Stationen mit fahren!" und Punks mit Hunden schnorren einen an, ohne eine Gegenleistung dafür anzudrohen. Naja, bis auf, dass sie einem dann einen schönen Tag noch wünschen und ein angenehmes weiteres Restleben und Glück und auch Gesundheit und auch für die Familie und so.
Dazwischen die hippe Schlesi-Jugend der Gegenwart mit ToGo-Kaffee, LKW-Planen-Tasche und ganz wichtigem Blick. Oder in Kreuzberg auch gerne mal mit einer offenen Flasche Bier in der Hand, man soll ja das Trinken nie vergessen, muss man immer parat haben. Oder in weiblich mit Chichi-Täschchen und fettiger Imbissketten-Pizzazunge.
Oder Typen, von denen man nicht weiß: Sind das jetzt moderne Nazis oder tragen die das coole schwarze Nazi-Outfit einfach nur wegen ihrem sehr schlechten Geschmack?
Durch dieses ganze Gesocks in der unteren Halle vom U-Bahnhof muss man sich normalerweise tagsüber eine Gasse schlagen. Gegen Abend lässt die Versammlungsfreude zum Glück etwas nach, aber eigentlich ist man in dieser Halle nie allein.
Neulich abend war es allerdings anders. Da saß ein Typ, der aussah wie ein pattexschniefender osteuropäischer Nazipunk, mit fahlem Gesicht, Springerstiefeln, ausgebleichten knielangen Jeans und Bürstenschnitt, und spielte Cello. Und zwar exquisit. Überaus exquisit!
Vor Straßenmusikern bleibt in Berlin kaum jemand stehen, weil die in der Regel nervig und exquisit untalentiert sind. Und die BVG, unser großes Nahverkehrsunternehmen, hat sogar mal erwogen, durch das unaufhörliche Abspielen von Klassik zwischen den Ansagen die Obdachlosen aus den Bahnhöfen zu vertreiben. Das sagt einerseits viel über das Menschenbild der BVG-Oberen aus, aber daran konnte man sich an diesem Abend neulich erinnert fühlen: Die untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor war nämlich leer - auf den ersten Blick.
Sobald sich die Augen an diesen unerwarteten Anblick ein wenig gewöhnt hatten, bemerkte man aber doch Menschen: In den Ecken, hinter dem Fahrkartenautomaten, auf den Treppenpodesten und bis oben zum Bahnsteig standen verschämt einzelne Leute und lauschten ergriffen dem Cellisten. Das ging so weit, das sie ihm sogar Geld gaben. Sowas ist üblicherweise das absolute No-go! Erstaunlich.
Da frage ich mich, was aus Kreuzberg noch werden soll.
Normalerweise und tagsüber ist die ebenerdige untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor voll mit nervigem Volk: Geschäftstüchtige Ticketverticker wollen einem gebrauchte Fahrkarten zum halben Preis andrehen "Ganz billich! Kannste noch zwei Stationen mit fahren!" und Punks mit Hunden schnorren einen an, ohne eine Gegenleistung dafür anzudrohen. Naja, bis auf, dass sie einem dann einen schönen Tag noch wünschen und ein angenehmes weiteres Restleben und Glück und auch Gesundheit und auch für die Familie und so.
Dazwischen die hippe Schlesi-Jugend der Gegenwart mit ToGo-Kaffee, LKW-Planen-Tasche und ganz wichtigem Blick. Oder in Kreuzberg auch gerne mal mit einer offenen Flasche Bier in der Hand, man soll ja das Trinken nie vergessen, muss man immer parat haben. Oder in weiblich mit Chichi-Täschchen und fettiger Imbissketten-Pizzazunge.
Oder Typen, von denen man nicht weiß: Sind das jetzt moderne Nazis oder tragen die das coole schwarze Nazi-Outfit einfach nur wegen ihrem sehr schlechten Geschmack?
Durch dieses ganze Gesocks in der unteren Halle vom U-Bahnhof muss man sich normalerweise tagsüber eine Gasse schlagen. Gegen Abend lässt die Versammlungsfreude zum Glück etwas nach, aber eigentlich ist man in dieser Halle nie allein.
Neulich abend war es allerdings anders. Da saß ein Typ, der aussah wie ein pattexschniefender osteuropäischer Nazipunk, mit fahlem Gesicht, Springerstiefeln, ausgebleichten knielangen Jeans und Bürstenschnitt, und spielte Cello. Und zwar exquisit. Überaus exquisit!
Vor Straßenmusikern bleibt in Berlin kaum jemand stehen, weil die in der Regel nervig und exquisit untalentiert sind. Und die BVG, unser großes Nahverkehrsunternehmen, hat sogar mal erwogen, durch das unaufhörliche Abspielen von Klassik zwischen den Ansagen die Obdachlosen aus den Bahnhöfen zu vertreiben. Das sagt einerseits viel über das Menschenbild der BVG-Oberen aus, aber daran konnte man sich an diesem Abend neulich erinnert fühlen: Die untere Halle vom U-Bahnhof Schlesisches Tor war nämlich leer - auf den ersten Blick.
Sobald sich die Augen an diesen unerwarteten Anblick ein wenig gewöhnt hatten, bemerkte man aber doch Menschen: In den Ecken, hinter dem Fahrkartenautomaten, auf den Treppenpodesten und bis oben zum Bahnsteig standen verschämt einzelne Leute und lauschten ergriffen dem Cellisten. Das ging so weit, das sie ihm sogar Geld gaben. Sowas ist üblicherweise das absolute No-go! Erstaunlich.
Da frage ich mich, was aus Kreuzberg noch werden soll.
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