eine fast nicht erfundene Geschichte
Was bisher geschah:
Wir befinden uns im unbeaufsichtigten Büro unseres ehemaligen Auftraggebers, eines gierigen Architekten, und durchforsten die Buchhaltung nach Verfehlungen und Schwachpunkten
...
Dann entdeckte ich auch eine Rechnung über zehn Paar Sicherheitsschuhe. Richtig: Für Baustellenbesuche brauchen Architekten Sicherheitsschuhe. Das sind diese klobigen Dinger mit den massiven Sohlen und den integrierten Stahlkappen, falls einem einmal ein Nagel aus einem Brett entgegensteht oder eine Betondecke auf die Füße fällt. Zehn Paar hätte aber bedeutet, dass außer der Sekretärin und der Putzfrau jeder Mitarbeiter über ein Paar vom Büro gestellte Sicherheitsschuhe verfügte. Dem war nicht so, ich hatte mich mit den Kollegen bei irgendeiner Gelegenheit darüber unterhalten. In einem knauserig geführten Büro war das auch gar nicht zu erwarten. Der Chef hatte sicher keine zehn Paar klobiger Sicherheitsschuhe für sich alleine zu Hause. Aber irgendwas war da angeschafft worden.
Die Rechnung trug den Stempel vom Schuhgeschäft eines Mitglieds aus unserem Sportverein. Nach meiner Kenntnis führte der keine Sicherheitsschuhe. Ich hatte ihn einmal danach gefragt, auch in der Hoffnung auf einen kleinen Vereinsrabatt. Naheliegend war: Chefs Frauchen hatte wahrscheinlich bei unserem Vereinskameraden Schuhe gekauft und die als Büroausgabe verkleidet.
Und dann noch die Putzfrau: Nach der Rechnung arbeitete sie acht Stunden in der Woche im Büro. So viel Ordnung und Hygiene wäre sicher nicht falsch gewesen. Da ich aber eine Zeitlang nahezu Tag und Nacht im Büro war wusste ich: Die Putzfrau kam für zwei Stunden in der Woche. Auf der Rechnung standen acht. Und die Rechnung wurde bezahlt. Die logische Schlussfolgerung war, dass sie die restlichen sechs Stunden anderswo zubrachte. Im Wohnhaus des Chefs beispielsweise.
Und weil sie ganz frisch war, und noch nicht beim Steuerberater lag, fiel mir auch die Buchung für den Reiturlaub in England in die Hände. Das Datum stimmte. Auf den Unterlagen stand allerdings - für mich sehr überraschend - "Architectural Fair and Congress" und als Reisezweck Fortbildung/Aquisition. Das stimmte wohl nicht so ganz.
Ich fand, dass das Finanzamt ganz dringend von all diesen Dingen Kenntnis haben sollte. Irgendjemand musste ihnen das doch einmal sagen. Warum nicht ich? Ich ließ alle größeren Rechnungen für echte Anschaffungen verschwinden, Fotokopierer, Fax, Büromöbel, Computer. Die vom Auto, dem Herd, den Schuhen und der Putzfrau ließ ich drin. Das sollte den Steuerprüfern ruhig jemand erklären müssen. Jede davon erfüllte irgendeinen Straftatbestand.
Das Finanzamt wollte aber erst nicht so recht, "Wir können doch nicht bloß wegen so einem vagen Verdacht..." Ausreden! Faules Pack! Dabei müssen die jedem Hinweis nachgehen, und sei er noch so anonym! Ich nahm die Rechnung vom Geschäftswagen, wo das Kennzeichen drauf stand, und machte ein Foto vom Cabrio, das mit demselben Kennzeichen herumfuhr. Beides adressierte ich an den Amtsleiter und fragte anschließend nochmal nach, ob er auch alles bekommen hätte. Der Amtsleiter war nett und doch dienstbeflissen: Natürlich würden sich seine Leute kümmern, gleich in den nächsten Tagen, ich sollte mich auch ruhig wieder melden. Wenigstens der Mann nahm seine Arbeit ernst.
Dass es dabei möglicherweise auch meinen anderen Vereinskameraden erwischte war mir ganz recht. Auch er würde die Schuld bei meinem Ex-Chef suchen und ganz vergessen, dass er für einen kleinen mühelosen Umsatz bereitwillig mitgemacht hatte. Er würde das sicher auch im Verein „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“ herumerzählen.
Die Sache mit der Englandreise erklärte ich dem Finanzamt bei meinem nächsten anonymen Hinweis ebenfalls höchst explizit. Es gab noch mehr derartige Belege: Handwerkerrechnungen, Vorhänge, Auslegware, Besteck, Geschirr, Telefone. Alles Dinge, die in den heruntergekommenen Büroräumen im Argen lagen. Nur dass es eine Rechnung dafür gab. Wenn mit bloßem Auge der Unterschied zwischen Beleg und Realität zu erkennen war, ließ ich die Rechnung im Büro, die übrigen nahm ich mit.
Eine Steuerprüfung würde sicher für Unterhaltung sorgen. Und eine heftige Nachzahlung nach sich ziehen. Ganz zu schweigen von den strafrechtlichen Ermittlungen.
... to be fortcontinued in kürze ...hier: Zahlungsmoral (12)
Was bisher geschah:
Wir befinden uns im unbeaufsichtigten Büro unseres ehemaligen Auftraggebers, eines gierigen Architekten, und durchforsten die Buchhaltung nach Verfehlungen und Schwachpunkten
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Dann entdeckte ich auch eine Rechnung über zehn Paar Sicherheitsschuhe. Richtig: Für Baustellenbesuche brauchen Architekten Sicherheitsschuhe. Das sind diese klobigen Dinger mit den massiven Sohlen und den integrierten Stahlkappen, falls einem einmal ein Nagel aus einem Brett entgegensteht oder eine Betondecke auf die Füße fällt. Zehn Paar hätte aber bedeutet, dass außer der Sekretärin und der Putzfrau jeder Mitarbeiter über ein Paar vom Büro gestellte Sicherheitsschuhe verfügte. Dem war nicht so, ich hatte mich mit den Kollegen bei irgendeiner Gelegenheit darüber unterhalten. In einem knauserig geführten Büro war das auch gar nicht zu erwarten. Der Chef hatte sicher keine zehn Paar klobiger Sicherheitsschuhe für sich alleine zu Hause. Aber irgendwas war da angeschafft worden.
Die Rechnung trug den Stempel vom Schuhgeschäft eines Mitglieds aus unserem Sportverein. Nach meiner Kenntnis führte der keine Sicherheitsschuhe. Ich hatte ihn einmal danach gefragt, auch in der Hoffnung auf einen kleinen Vereinsrabatt. Naheliegend war: Chefs Frauchen hatte wahrscheinlich bei unserem Vereinskameraden Schuhe gekauft und die als Büroausgabe verkleidet.
Und dann noch die Putzfrau: Nach der Rechnung arbeitete sie acht Stunden in der Woche im Büro. So viel Ordnung und Hygiene wäre sicher nicht falsch gewesen. Da ich aber eine Zeitlang nahezu Tag und Nacht im Büro war wusste ich: Die Putzfrau kam für zwei Stunden in der Woche. Auf der Rechnung standen acht. Und die Rechnung wurde bezahlt. Die logische Schlussfolgerung war, dass sie die restlichen sechs Stunden anderswo zubrachte. Im Wohnhaus des Chefs beispielsweise.
Und weil sie ganz frisch war, und noch nicht beim Steuerberater lag, fiel mir auch die Buchung für den Reiturlaub in England in die Hände. Das Datum stimmte. Auf den Unterlagen stand allerdings - für mich sehr überraschend - "Architectural Fair and Congress" und als Reisezweck Fortbildung/Aquisition. Das stimmte wohl nicht so ganz.
Ich fand, dass das Finanzamt ganz dringend von all diesen Dingen Kenntnis haben sollte. Irgendjemand musste ihnen das doch einmal sagen. Warum nicht ich? Ich ließ alle größeren Rechnungen für echte Anschaffungen verschwinden, Fotokopierer, Fax, Büromöbel, Computer. Die vom Auto, dem Herd, den Schuhen und der Putzfrau ließ ich drin. Das sollte den Steuerprüfern ruhig jemand erklären müssen. Jede davon erfüllte irgendeinen Straftatbestand.
Das Finanzamt wollte aber erst nicht so recht, "Wir können doch nicht bloß wegen so einem vagen Verdacht..." Ausreden! Faules Pack! Dabei müssen die jedem Hinweis nachgehen, und sei er noch so anonym! Ich nahm die Rechnung vom Geschäftswagen, wo das Kennzeichen drauf stand, und machte ein Foto vom Cabrio, das mit demselben Kennzeichen herumfuhr. Beides adressierte ich an den Amtsleiter und fragte anschließend nochmal nach, ob er auch alles bekommen hätte. Der Amtsleiter war nett und doch dienstbeflissen: Natürlich würden sich seine Leute kümmern, gleich in den nächsten Tagen, ich sollte mich auch ruhig wieder melden. Wenigstens der Mann nahm seine Arbeit ernst.
Dass es dabei möglicherweise auch meinen anderen Vereinskameraden erwischte war mir ganz recht. Auch er würde die Schuld bei meinem Ex-Chef suchen und ganz vergessen, dass er für einen kleinen mühelosen Umsatz bereitwillig mitgemacht hatte. Er würde das sicher auch im Verein „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“ herumerzählen.
Die Sache mit der Englandreise erklärte ich dem Finanzamt bei meinem nächsten anonymen Hinweis ebenfalls höchst explizit. Es gab noch mehr derartige Belege: Handwerkerrechnungen, Vorhänge, Auslegware, Besteck, Geschirr, Telefone. Alles Dinge, die in den heruntergekommenen Büroräumen im Argen lagen. Nur dass es eine Rechnung dafür gab. Wenn mit bloßem Auge der Unterschied zwischen Beleg und Realität zu erkennen war, ließ ich die Rechnung im Büro, die übrigen nahm ich mit.
Eine Steuerprüfung würde sicher für Unterhaltung sorgen. Und eine heftige Nachzahlung nach sich ziehen. Ganz zu schweigen von den strafrechtlichen Ermittlungen.
... to be fortcontinued in kürze ...hier: Zahlungsmoral (12)
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