Berlin ist die Hauptstadt der Wetterhysteriker. Wenn von "Heftigen Schneefällen" die Rede ist, dann liegen am Ende drei Millimeter. Und die fünf Zentimeter, die letzte Nacht still und leise über der Stadt niedergesunken sind, nennt man hier ganz ernsthaft eine "Schneekatastrophe".
Die gegenwärtige Schneekatastrophe wurde seit zwei Tagen angekündigt und deshalb funktioniert wieder einmal nichts. Sobald hier eine Schneeflocke fällt regieren im Freien Chaos und Wahnsinn.
Der typische Berliner Autofahrer kann sonst schon nicht besonders gut fahren, und bei Regen gar nicht. Das alles muss man mit 10 multiplizieren, um sich die Lage bei "Schneechaos" vorzustellen. Winterreifen ändern daran überhaupt nichts.
Leider kann man den Autofahrern das Ausweichen auf die öffentlichen Verkehrsmittel nicht empfehlen: Die funktionieren dann nämlich auch nicht. Die S-Bahn hat bisher nur auf drei oder vier Linien vor dem überraschenden Wintereinbruch kapituliert. Die übrigen sind voraussichtlich in den nächsten Tagen dran. Von der S-Bahn erwartet hier aber auch niemand mehr etwas anderes seit sie letztes Jahr wegen Wartungsmängelnn den Betrieb wochenlang komplett einstellen musste.
Die DB, Eigentümerin der S-Bahn, lässt ihre Hochtechnologie-Züge schließlich auch langsamer fahren seit es kalt geworden ist. Hochtechnologie funktioniert halt nur bei Sonnenschein. "Nur wenige Minuten Verzögerung", "Sicherheit der Fahrgäste". In England haben sie in solchen Fällen nach Anschaffung von millionenteuren Schneeräumanlagen schon einmal gesagt, es sei leider "der falsche Schnee" gefallen. Oder es lag "Laub auf den Schienen". Darauf warte ich in Deutschland noch.
Da will die BVG natürlich nachziehen. Auf einem Abschnitt der Hauptstraße in Schöneberg fahren 4 Buslinien. Fahrplanmäßig verkehrt jede der Linien im 10 -15Minuten-Takt. An der betreffenden Haltestelle hält tagsüber in der Regel alle 3 Minuten irgendein Großer Gelber. Jedem ist schon klar, was bei dem seit Tagen absehbaren "Schneechaos" passieren wird: Eine halbe Stunde lang kommt kein einziger Bus. Wer dann den ersten genervten Busfahrer fragt, bekommt die empörte Auskunft, dass man ja nicht Auto fahren kann bei dem Wetter, "wir sind über eine Stunde zu spät dran!" Naja, der Mann kann wirklich nichts dafür. Seine Firma aber schon.
Und dann sind da die Bürgersteige. Im letzten Winter waren sie wegen des laschen Schneeräumgesetzes für 3 Monate mit Eisplatten bedeckt, spiegelglatt und praktisch unbenutzbar, Streugut half nicht mehr. Die Hausbesitzer dachten sich, dass zusammengetrampelter Schnee doch auch ganz schön ist, und jedenfalls besser, als wenn sie sich selbst um die Schneeräumung kümmern oder diese womöglich sogar bezahlen müssten.
Im Sommer wurde das Problem vom Senat angegangen und das Gesetz geändert. Es ist aber erst seit drei Tagen in Kraft. Die Hausbesitzer zogen daraus bis vor vier Tagen den Schluss, dass sie in diesem Winter wohl auch wieder nicht Schnee zu räumen brauchen. Viele kündigten das auch an, "Planungsunsicherheit", wie man von den großen Gesellschaften hörte. Das liest sich so und will sagen, das sie sich auch in diesem Winter lieber nicht um die Sicherheit der Fußgänger kümmern wollen. Niemand konnte ja bisher ahnen, dass es im Winter schneien würde, und die Immobilienunternehmen bitten sinngemäß um eine großzügige Kulanzregelung bis Ende Juni.
edith, keine zwei Stunden später:
Die Kollegin rief grade an. Auf ihrer S-Bahnlinie - die offiziell nicht zu denen mit wetterbedingten Schwierigkeiten zählt - fällt jeder zweite Zug aus. Von den übrigen kann die S-Bahn nicht sagen, wann sie kommen. Grund: Computerausfall. Klar doch, draußen fällt Schnee und drinnen fallen zufällig ein paar Rechner aus. Das müssen dieselben Computer sein, die auch DieBahn bei der Koordinierung ihres Hochtechnologie-Chaos verwendet.
Wir lassen uns das Wort auf der Zunge zergehen: "Witterungsbedingt".
Die gegenwärtige Schneekatastrophe wurde seit zwei Tagen angekündigt und deshalb funktioniert wieder einmal nichts. Sobald hier eine Schneeflocke fällt regieren im Freien Chaos und Wahnsinn.
Der typische Berliner Autofahrer kann sonst schon nicht besonders gut fahren, und bei Regen gar nicht. Das alles muss man mit 10 multiplizieren, um sich die Lage bei "Schneechaos" vorzustellen. Winterreifen ändern daran überhaupt nichts.
Leider kann man den Autofahrern das Ausweichen auf die öffentlichen Verkehrsmittel nicht empfehlen: Die funktionieren dann nämlich auch nicht. Die S-Bahn hat bisher nur auf drei oder vier Linien vor dem überraschenden Wintereinbruch kapituliert. Die übrigen sind voraussichtlich in den nächsten Tagen dran. Von der S-Bahn erwartet hier aber auch niemand mehr etwas anderes seit sie letztes Jahr wegen Wartungsmängelnn den Betrieb wochenlang komplett einstellen musste.
Die DB, Eigentümerin der S-Bahn, lässt ihre Hochtechnologie-Züge schließlich auch langsamer fahren seit es kalt geworden ist. Hochtechnologie funktioniert halt nur bei Sonnenschein. "Nur wenige Minuten Verzögerung", "Sicherheit der Fahrgäste". In England haben sie in solchen Fällen nach Anschaffung von millionenteuren Schneeräumanlagen schon einmal gesagt, es sei leider "der falsche Schnee" gefallen. Oder es lag "Laub auf den Schienen". Darauf warte ich in Deutschland noch.
Da will die BVG natürlich nachziehen. Auf einem Abschnitt der Hauptstraße in Schöneberg fahren 4 Buslinien. Fahrplanmäßig verkehrt jede der Linien im 10 -15Minuten-Takt. An der betreffenden Haltestelle hält tagsüber in der Regel alle 3 Minuten irgendein Großer Gelber. Jedem ist schon klar, was bei dem seit Tagen absehbaren "Schneechaos" passieren wird: Eine halbe Stunde lang kommt kein einziger Bus. Wer dann den ersten genervten Busfahrer fragt, bekommt die empörte Auskunft, dass man ja nicht Auto fahren kann bei dem Wetter, "wir sind über eine Stunde zu spät dran!" Naja, der Mann kann wirklich nichts dafür. Seine Firma aber schon.
Und dann sind da die Bürgersteige. Im letzten Winter waren sie wegen des laschen Schneeräumgesetzes für 3 Monate mit Eisplatten bedeckt, spiegelglatt und praktisch unbenutzbar, Streugut half nicht mehr. Die Hausbesitzer dachten sich, dass zusammengetrampelter Schnee doch auch ganz schön ist, und jedenfalls besser, als wenn sie sich selbst um die Schneeräumung kümmern oder diese womöglich sogar bezahlen müssten.
Im Sommer wurde das Problem vom Senat angegangen und das Gesetz geändert. Es ist aber erst seit drei Tagen in Kraft. Die Hausbesitzer zogen daraus bis vor vier Tagen den Schluss, dass sie in diesem Winter wohl auch wieder nicht Schnee zu räumen brauchen. Viele kündigten das auch an, "Planungsunsicherheit", wie man von den großen Gesellschaften hörte. Das liest sich so und will sagen, das sie sich auch in diesem Winter lieber nicht um die Sicherheit der Fußgänger kümmern wollen. Niemand konnte ja bisher ahnen, dass es im Winter schneien würde, und die Immobilienunternehmen bitten sinngemäß um eine großzügige Kulanzregelung bis Ende Juni.
edith, keine zwei Stunden später:
Die Kollegin rief grade an. Auf ihrer S-Bahnlinie - die offiziell nicht zu denen mit wetterbedingten Schwierigkeiten zählt - fällt jeder zweite Zug aus. Von den übrigen kann die S-Bahn nicht sagen, wann sie kommen. Grund: Computerausfall. Klar doch, draußen fällt Schnee und drinnen fallen zufällig ein paar Rechner aus. Das müssen dieselben Computer sein, die auch DieBahn bei der Koordinierung ihres Hochtechnologie-Chaos verwendet.
Wir lassen uns das Wort auf der Zunge zergehen: "Witterungsbedingt".
2 Kommentare:
"Laub auf den Schienen"? Dazu musst du nur einmal im Herbst nach München kommen. Da hört man das andauernd ;)
cu, w0lf.
Berlin sollte sich als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele ins Gespräch bringen.
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