17 Oktober 2011

Smarte Fone

Seit einiger Zeit besitzt der Große Bloguator™ ein Smartphone. Nein, nicht von der Sekte zum schimmligen Obst der gerade ihr Hohepriester abhanden gekommen ist. Das wäre nun wirklich zu peinlich. Aber ein Smartphone.

Als erwachsener Mensch ist man im allgemeinen in der Lage, sinnvolles Spielzeug als solches zu identifizieren... nein, ich korrigiere, sind die meisten Erwachsenen natürlich nicht ... jedenfalls auch nicht mehr als Kinder: Sie kaufen Autos, Computer, HiFi-Anlagen, ganz zu schweigen von dem Schrott, den einem die vielen Baumärkte so andrehen.

Weil die Welt mehrere Millionen Jahre ohne smarte Fone fortbestehen konnte gibt es außer mir noch andere Menschen, die eine solche Investition irgendwie unnötig finden. Die entgegengesetzte Fraktion der kritiklosen Technikfreunde kann sich schon gar nicht erklären, wie sich intelligentes Leben auf einem Planeten entwickeln konnte ohne dass dabei Smartfone im Spiel waren.

Jetzt habe ich auch eins, seit ein paar Monaten. Hab ich gekauft weils billig war und das alte Telefon kaputt. Und allmählich verliere ich den Verstand - Begeisterung ist irgendwie nicht der richtige Begriff dafür. Das Ding kann genau ALLES: Telefonieren - Fotografieren - Navigieren - Terminieren - Sortieren - Diktieren - Notieren - Informieren - Transformieren - Nivellieren - ALLES!


Vielleicht ist meine Begeisterung nur deshalb so groß, weil man für jede dieser Tätigkeiten bisher ein eigenes Gerät benötigte. Nein, genau genommen zwei: Erst kaufte man eins, das die jeweilige Fähigkeit haben sollte, nach kürzester Zeit war man klüger, und dann kaufte man eins, das die versprochene Tätigkeit auch wirklich annähernd konnte. Jedes dieser Teile bewegte sich etwa im Kostenrahmen des Smartphones. Dafür war es deutlich größer.

Nun war die geschätzte Autorin eines Nachbarblogs kürzlich einmal über Menschen mit Handysocke erstaunt. Aus meinem früheren Leben ohne Smartphone erinnere ich mich ebenfalls dunkel an derartige Gedankengänge:  
"Die Handysocke ist die gestrickte Klorollenverkleidung auf der Hutablage eines Autos. Nur für Leute, die sich kein Auto leisten können".
Ja, so dachte ich damals, und dieser Gedankengang ist bis heute vermutlich durchaus zutreffend. Aber ich denke irgendwie gar nicht mehr so. Ich brauche nämlich auch eine Handysocke.

Verdammt!

Es verhält sich so, dass mein Telefon das Display einschaltet, sobald man die Tastatur aufschiebt (ja, so ein Tastatur-Aufschiebling...). Dann muss man mit den Fingern auf dem Display noch ein kompliziertes Ballett tanzen und irgendwann später sind alle Funktionen zugänglich. Dazu gehören auch Telefon und sämtliche kostenpflichtigen Dienste.

Das Aufschieben und das Ballett gelingt mir in der Hosentasche interessanter Weise jeden Tag, beim Radfahren, bei Konzerten, an der Bushaltestelle, im Supermarkt an der Kasse, überall wo man einige Zeit mit den Händen in der Tasche herumsteht oder sich dynamisch bewegt. Ich habe aus der Hosentasche heraus bereits überaus kryptische SMSe verschickt¹, Leute angerufen und selbstverständlich auch fotografiert. Das Bild oben ist die Nahaufnahme meiner Hosentasche von innen.

Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass ich bisher keine kostenpflichtigen Apps bestellt oder ranzige Boote bei Ebay ersteigert habe. Jetzt hab ich einen primitiven Gummi um das Hightech-Telefon gebunden, damit es sich nicht dauernd aufschiebt. Primitiv.

Ich brauch eine Handysocke!



¹ W.qpfwtq:) e:) :) z:) utsprpk :) :) yvwbq3a

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