Gestern ist wieder etwas interessantes passiert: Google versucht grade, die schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich des Datenschutzes noch zu übertreffen und seinen ohnehin fragwürdigen Ruf zu zementieren. Die Kollegin bekam beim Einwählen in ihren Google-Account die aussagekräftige Meldung
Fangen wir doch mal von vorne an:
Bis vor zehn Jahren galt Microsoft als der größte und unverschämteste Datensammler überhaupt. M$ war die Wiege des Bösen, davon war jeder denkende Mensch überzeugt. Aber damals gab es auch noch ein Briefgeheimnis.
Dann lernten wir Google kennen. Es fing ganz klein an, mit einer sehr hilfreichen Suchmaschine und ein wenig eingeblendeter Werbung in Abhängigkeit vom eingegebenen Suchbegriff. Inzwischen ist Google ein Konglomerat von mehreren hundert verschiedenen Diensten, die vermeintlich kostenlose Hilfsdienste anbieten, aber tatsächlich nur einen Zweck verfolgen: Informationen der Nutzer abzugreifen, damit man sie gewinnbringend an jeden beliebigen nervigen Werber verscherbeln kann. Die Dienste sind alle untereinander vernetzt und tauschen Informationen aus, natürlich, ohne genau das dem Nutzer allzu aufdringlich mitzuteilen.
Die Krönung der Google-Praktiken ist aus meiner Sicht nach wie vor, dass Google die Mail der Nutzer scannt, um Werbung entsprechend der Stichwörter in der Mail einzublenden. Da haben Googles Juristen und ich ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff "Postgeheimnis". Aber so ein Jurist kann ja nicht alles wissen.
Na gut, als ich mich anfangs über Googles Mail aufregte kannte ich Facebook noch nicht. Und Facebook kennt das Wort "Diskretion" nicht. "Privatsphäre" auch nicht. "Berechtigtes Anliegen" auch nicht. Eine Firma also, der es gelunges ist, die Perversion noch zu potenzieren.
Immerhin, Facebook kennt das Wort "Geld". Dieses Geld zahlt es an Juristen, die uns und unseren Politikern dann ihre lustigen Vorstellungen von Datenschutz erläutern. Was von dem Geld für die Clowns übrig bleibt, behält Facebook für sich selbst.
Aber endlich hat nun Google gleichgezogen: Ohne Vorwarnung wurde das Konto der Kollegin gesperrt. Ich meine: Wie dämlich kann man sein? Mit ein paar Tagen Vorankündigung wäre es wenigstens möglich gewesen, alle Daten irgendwo zu sichern. Wegen gewisser dunkler Vorahnungen sind sie schon gesichert, aber eben nicht so gründlich, wie es im Umgang mit solchen Geschäftspartnern wie Google sinnvoll wäre. Heißt: Bis zum letzten Komma, und je zwei mal.
Nun werden dem arglosen Nutzer verschiedene Reparaturoptionen angeboten: Indem man einen Alternachweis (sprich: Personalausweis) mit FAX (!!!) an die Googlezentrale in den USA (!!!) sendet, indem man den Personalausweis einscannt und in ein gänzlich unbekanntes Nirwana hochlädt, oder indem man auf gut Glück Kreditkartendaten auf eine Reise ins Abenteuer schickt. Man muss ja glauben, dass Google es gut meint.
Bei den ersten beiden Möglichkeiten ist ersichtlich, dass sie nur von einem menschlichen Bearbeiter geprüft werden können. Abermillionen Google-Konten - man kann sich leicht ausmalen, wie lange das dauert. Ich lese in einschlägigen Foren von Wochen und Monaten. Bis dahin ist der Mail-Account gesperrt. Sehr clever, da sind wohl Profis am Werk.
Bei der Lösung mit der Kreditkarte kann die Prüfung durch einen Computer erfolgen und es geht vielleicht schneller. Aber zumindest den meisten Erwachsenen wird klar, dass es jetzt um Geld geht, um Bares, $$$!!! Dafür sind Kreditkarten ja da. Man muss nur 0,3$ überweisen. Die Höhe des Betrages ist dabei völlig irrelevant, aber die Kreditkarte nimmt man dann in die Hand, wenn es um Geld geht.
Dabei ist allerdings der Personalausweis die härteste der Hartinformationen mit unfehlbarem amtlich abgesichertem Inhalt: Name, Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnadresse - davon träumt jeder andere arglose Adressenhändler, dass er seine Kunden Opfer zwingen kann, all diese Daten auf einmal herauszurücken, und zwar mit einem Angebot, das der Betroffene nicht ablehnen kann, und wofür er noch nicht einmal eine weitere Gegenleistung bekommt.
Das Lustige ist ja: Bei der Anmeldung zum eigentlichen Google-Account kann man nirgends ein Alter angeben, oder es jedenfalls nicht nachträglich korrigieren. Es gibt nirgends eine Möglichkeit, die Altersangabe überhaupt zu überprüfen und irgendeine Vorsorge zu treffen, beispielsweise vor der möglichen Sperrung einen Altersbeleg zu senden. Sehr clever. Ich frage mich, ob Google seine Spitzen-Manager bei der Deutschen Bahn abgeworben hat, so urdämlich wie das gelöst ist. Oder so boshaft.
Die Ursache für die plötzliche Sperrung nach vier oder fünf Jahren reibungsloser Funktion liegt wohl in der Vernetzung der verschiedenen Dienste. Man meldet sich ja nicht jedes mal wieder vom Konto ab. Man wird oft sogar ausdrücklich gefragt, ob man angemeldet bleiben möchte (Cookie - ein weiteres Hilfsmittel zur Datensammlung).
Wenn sich nun in der Mittagspause ein Kind an den Computer der Mama setzt, vom angemeldeten Mail-Account direkt zu Youtube - einem der Google-Dienste - surft und dort wahrheitsgemäß sein Alter angibt, dann schließt Google daraus, dass der Nutzer des angemeldeten Mail-Accounts, der seit vier Jahren höchst aktiv ist und mit Werbung für Baustoffe, Rechtsberatung, Online-Dating und Potenzmittel bombardiert wird, dass also dieser Nutzer sich nun schlagartig auf ein Alter von unter dreizehn Jahren verjüngt haben muss. Logisch, kann ja nicht anders sein! Weil es gar keine andere Erklärung dafür gibt!
Und deshalb musste der Mail-Account nun aus Altersgründen gesperrt werden.
"Die Altersvoraussetzungen für ein Google-Konto sind nicht erfüllt. Dieses Konto wird in 29 Tagen gelöscht ..."Super, über das Konto läuft seit vier Jahren die ganze Geschäftsmail.
"... es sei denn, du hast das falsche Geburtsdatum angegeben..."Die Kollegin hat mit Sicherheit nicht das falsche Geburtsdatum angegeben - bei Googlemail KANN man nämlich kein Geburtsdatum angeben. Ich habs versucht.
"...und legst einen Nachweis vor, dass du 13 Jahre alt oder älter bist."Ist sie. Aber Google möchte wieder gerne ein paar Informationen mehr. Anscheinend lohnt sich das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr ausreichend. Finde ich übrigens nett, dass auch Personen über 13 Jahren geduzt werden, das hat gleich sowas familiäres.
Fangen wir doch mal von vorne an:
Bis vor zehn Jahren galt Microsoft als der größte und unverschämteste Datensammler überhaupt. M$ war die Wiege des Bösen, davon war jeder denkende Mensch überzeugt. Aber damals gab es auch noch ein Briefgeheimnis.
Dann lernten wir Google kennen. Es fing ganz klein an, mit einer sehr hilfreichen Suchmaschine und ein wenig eingeblendeter Werbung in Abhängigkeit vom eingegebenen Suchbegriff. Inzwischen ist Google ein Konglomerat von mehreren hundert verschiedenen Diensten, die vermeintlich kostenlose Hilfsdienste anbieten, aber tatsächlich nur einen Zweck verfolgen: Informationen der Nutzer abzugreifen, damit man sie gewinnbringend an jeden beliebigen nervigen Werber verscherbeln kann. Die Dienste sind alle untereinander vernetzt und tauschen Informationen aus, natürlich, ohne genau das dem Nutzer allzu aufdringlich mitzuteilen.
Die Krönung der Google-Praktiken ist aus meiner Sicht nach wie vor, dass Google die Mail der Nutzer scannt, um Werbung entsprechend der Stichwörter in der Mail einzublenden. Da haben Googles Juristen und ich ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff "Postgeheimnis". Aber so ein Jurist kann ja nicht alles wissen.
Na gut, als ich mich anfangs über Googles Mail aufregte kannte ich Facebook noch nicht. Und Facebook kennt das Wort "Diskretion" nicht. "Privatsphäre" auch nicht. "Berechtigtes Anliegen" auch nicht. Eine Firma also, der es gelunges ist, die Perversion noch zu potenzieren.
Immerhin, Facebook kennt das Wort "Geld". Dieses Geld zahlt es an Juristen, die uns und unseren Politikern dann ihre lustigen Vorstellungen von Datenschutz erläutern. Was von dem Geld für die Clowns übrig bleibt, behält Facebook für sich selbst.
Aber endlich hat nun Google gleichgezogen: Ohne Vorwarnung wurde das Konto der Kollegin gesperrt. Ich meine: Wie dämlich kann man sein? Mit ein paar Tagen Vorankündigung wäre es wenigstens möglich gewesen, alle Daten irgendwo zu sichern. Wegen gewisser dunkler Vorahnungen sind sie schon gesichert, aber eben nicht so gründlich, wie es im Umgang mit solchen Geschäftspartnern wie Google sinnvoll wäre. Heißt: Bis zum letzten Komma, und je zwei mal.
Nun werden dem arglosen Nutzer verschiedene Reparaturoptionen angeboten: Indem man einen Alternachweis (sprich: Personalausweis) mit FAX (!!!) an die Googlezentrale in den USA (!!!) sendet, indem man den Personalausweis einscannt und in ein gänzlich unbekanntes Nirwana hochlädt, oder indem man auf gut Glück Kreditkartendaten auf eine Reise ins Abenteuer schickt. Man muss ja glauben, dass Google es gut meint.
Bei den ersten beiden Möglichkeiten ist ersichtlich, dass sie nur von einem menschlichen Bearbeiter geprüft werden können. Abermillionen Google-Konten - man kann sich leicht ausmalen, wie lange das dauert. Ich lese in einschlägigen Foren von Wochen und Monaten. Bis dahin ist der Mail-Account gesperrt. Sehr clever, da sind wohl Profis am Werk.
Bei der Lösung mit der Kreditkarte kann die Prüfung durch einen Computer erfolgen und es geht vielleicht schneller. Aber zumindest den meisten Erwachsenen wird klar, dass es jetzt um Geld geht, um Bares, $$$!!! Dafür sind Kreditkarten ja da. Man muss nur 0,3$ überweisen. Die Höhe des Betrages ist dabei völlig irrelevant, aber die Kreditkarte nimmt man dann in die Hand, wenn es um Geld geht.
Dabei ist allerdings der Personalausweis die härteste der Hartinformationen mit unfehlbarem amtlich abgesichertem Inhalt: Name, Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnadresse - davon träumt jeder andere arglose Adressenhändler, dass er seine Kunden Opfer zwingen kann, all diese Daten auf einmal herauszurücken, und zwar mit einem Angebot, das der Betroffene nicht ablehnen kann, und wofür er noch nicht einmal eine weitere Gegenleistung bekommt.
Das Lustige ist ja: Bei der Anmeldung zum eigentlichen Google-Account kann man nirgends ein Alter angeben, oder es jedenfalls nicht nachträglich korrigieren. Es gibt nirgends eine Möglichkeit, die Altersangabe überhaupt zu überprüfen und irgendeine Vorsorge zu treffen, beispielsweise vor der möglichen Sperrung einen Altersbeleg zu senden. Sehr clever. Ich frage mich, ob Google seine Spitzen-Manager bei der Deutschen Bahn abgeworben hat, so urdämlich wie das gelöst ist. Oder so boshaft.
Die Ursache für die plötzliche Sperrung nach vier oder fünf Jahren reibungsloser Funktion liegt wohl in der Vernetzung der verschiedenen Dienste. Man meldet sich ja nicht jedes mal wieder vom Konto ab. Man wird oft sogar ausdrücklich gefragt, ob man angemeldet bleiben möchte (Cookie - ein weiteres Hilfsmittel zur Datensammlung).
Wenn sich nun in der Mittagspause ein Kind an den Computer der Mama setzt, vom angemeldeten Mail-Account direkt zu Youtube - einem der Google-Dienste - surft und dort wahrheitsgemäß sein Alter angibt, dann schließt Google daraus, dass der Nutzer des angemeldeten Mail-Accounts, der seit vier Jahren höchst aktiv ist und mit Werbung für Baustoffe, Rechtsberatung, Online-Dating und Potenzmittel bombardiert wird, dass also dieser Nutzer sich nun schlagartig auf ein Alter von unter dreizehn Jahren verjüngt haben muss. Logisch, kann ja nicht anders sein! Weil es gar keine andere Erklärung dafür gibt!
Und deshalb musste der Mail-Account nun aus Altersgründen gesperrt werden.
2 Kommentare:
Da auch blogger.com ein Google Dienst ist, befinden wir uns in besten Händen.
... das wurde mir während der langwierigen Bearbeitung des Problems auch schmerzhaft bewusst ...
Aus wiederum gegebenem Anlass erwähne ich das Captcha: rackeel. Die Stimme der Unvernunft in meinem Kopf flüstert eindringlich: Krakeel!
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