03 Juli 2012

Blink 2. One eight



Aber irgendwann kommen dann doch Blink182. Nach mir und dem Eigentümer sind die drei die ältesten Menschen in der Halle. Deshalb singen sie immer noch so Sachen wie "I want to fuck a dog in the ass" und "your mom can suck our dicks!" Ja, ja.

Aber auch "Whats my age again?"

Ich habe übrigens gelogen: Als die Band anfängt, stehen die allermeisten Zuhörer, auch die auf den Sitzplätzen.

Die Blinks sind so großartig wie erwartet. Ich weiß gar nicht, woher die all die minderjährigen Fans haben. Witzisch ist, dass die minderjährigen Fans vor allem die Klassiker mitsingen, Stücke, die vor über zehn Jahren entstanden sind. Naja, ich kann ja auch alle Beatles-Texte. Und ich warte seit acht Jahren auf Blink182.

Der Sound ist so scheiße wie vorher. So miesen Musikklang habe ich seit 1982 bei Police in der Deutschlandhalle nicht mehr gehört. Die Deutschlandhalle ist inzwischen abgerissen, der Computer und die Lautsprecherbox sind erfunden - aber debile Tontechniker gibt es nach wie vor.

Der Mixer antwortet auf schlechten Sound mit mehr Lautstärke. So haben sie das vor dreißig Jahren auch schon gemacht. Es endet damit, dass die Band sich selbst nicht hört und eher nicht so richtig singt. Dem Publikum ist das ohnehin egal. Nur mir nicht!

Irgendwann habe ich ein Knistern in den Ohren. Ich halte es zuerst für eine Störung der PA. Stelle aber in einem stillen Moment fest: Es sind meine Ohren. Respektive Gehirn, irgendwas hat da jetzt wohl doch Schaden genommen.

Bereits beim ersten Stück fängt eine enthusiastische Horde hinter mir mit Pogo an. Im hinteren Bereich der Stehplätze. Etwa alle vier Sekunden springt mir ein übergewichtiger Halbstarker ins Kreuz.

Ich hatte selbst bei original Punkkonzerten mit original Punkmusik noch nie Angst, meine Brille zu verlieren. Aber hier treiben dieselben Leute Pogo, die vorher den Dumpfbacken von Royal Republic zugejubelt haben. Ich ertappe mich dabei, wie ich ein Stück zur Seite gehe. Fürchte, ich werde alt.

Aber der Anlass entschuldigt alles: Es ist Blink-Konzert!

Die Blinks selbst sind außerirdisch. Der Drummer kann gar nicht genug bekommen und legt ein Mörder-Tempo vor. Welches den ganzen Auftritt über nicht nachlässt. Die anderen beiden sind ebenfalls so gut wie immer, und der Sound ist so schlecht, dass man sie noch nicht einmal versteht, wenn sie sich ohne Musik unterhalten. Einfach nur normal laute Sprache: Man versteht es nicht!

Unter diesem Gesichtpunkt ist der Sound-Mixer ein Künstler, auf Augenhöhe mit Koryphäen wie Joseph Beuys oder Jeff Koons. Im Musikgeschäft will mir gar niemand einfallen, der so wenig kann. Madonna vielleicht.

Rein technisch scheint es seit 1982 keinen Fortschritt gegeben zu haben: Ein debiler Soundmixer ist durch nichts zu ersetzen.

Die Blinks haben den Auftritt ja um ein Jahr verschoben weil die neuen Stücke angeblich nicht fertig waren. Deshalb spielen sie jetzt lauter bekannte Nummern von vor zehn Jahren. Immerhin kann das jugendliche Publikum fast jede mitsingen.

Aber dafür hätten sie den Auftritt wirklich nicht verschieben müssen. Ich hätte sogar zweimal ein Ticket bezahlt. Die jugendlichen Fans vermutlich auch. Sie sind große Klassiker - nur die Blink182s wissen es nicht.

Wie heute üblich werden die Musiker gefilmt und auf Leinwände übertragen. Allerdings mit einer halben Sekunde Verzögerung. Das Bild passt so nicht zum Ton. Insbesondere nicht zum genialen Drummer. Damit ist es überflüssig. Außer mir stört das wahrscheinlich auch wieder niemand.

Es gibt zusätzlich zur Musik noch eine Bildershow über der Bühne: Verfremdete Liveaufnahmen, Comics, animierte Bildchen. Die sind sehr schön, vor allem dann, wenn man Comics gerne hat. Lustiger Weise haben sie überhaupt nichts mit den pöbeligen Provokations-Witzen der Blinks zu tun. Aber lustiger Weise haben die Blinks ja auch nichts mit ihren pöbeligen Provokations-Witzen zu tun.

Sie spielen eine Zugabe und nach knapp eineinhalb Stunden sind alle erschöpft. Die Blinks könnten großartig sein, wenn sie nicht in der Halle spielen, mit einem debilen Soundmixer. Wenn sie nochmal kommen geh ich natürlich wieder hin. Selbstverständlich auch in der Halle. Aber vorher erschlage ich den Mixer.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die pogenden Trottel finden sich leider nicht nur auf angesprochenem Konzert, sondern auch überall anderswo. Als ob wildes herumgeschmeiße was mit Pogo zu tun hätte - die billige Ausrede dafür, dass man weder moschen, noch headbangen, noch sonstwas kann.

Leider ist der Scheiß ja heutzutage Standard, so dass man sich allen Ernstes anblaffen lassen darf, von wegen man solle doch bitte nach hinten gehen, wenn man sowas nicht aushielte.

Bei einem kleinen hübschen Deathmosher hätte nun eine solch eingebildete Trottelhorde allerdings wieder arge Kopfschmerzen, um nicht zu sagen Kopfzerbrechen (so eine harte Stirn, die mit voller Wucht aus ca. 2m Höhe auf einen runterhagelt .. ja, das kann Tote geben ;)).

cu, w0lf.

ps: Hach, die CAPTCHAs .. werden auch immer interessanter. Jetzt sogar mit krudeligen Bildern statt Text .. wtf?!?

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