02 Juli 2012

Blink182

Was man so alles auf Konzerten erlebt.

Seit Jahren will ich Blink182 live sehen. Aber erst habe ich sie um einen Tag verpasst und dann hatten sie sich aufgelöst. Jetzt brauchen sie zum Glück so dringend Geld, dass sie sogar vor MIR auftreten würden. Also, vorletzes Jahr war das so.

Letztes Jahr ließ die Geldnot nach und deshalb wurde der Auftritt erst mal um ein weiteres Jahr verschoben: Angeblich sollten erst noch zwei Stücke fertig werden. "Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit." Jetzt aber!

Die ziemlich große Max-Schmeling-Halle ist ziemlich voll. Wusste gar nicht, dass die Blinks außer mir überhaupt jemand kennt? Lustig: Hauptsächlich Jugendliche, die meine Kinder sein könnten. Gleichzeitig tritt Madonna in der O2-Arena auf. Da bin ich nicht. Madonna find ich eklig.

Wenn man blink182 gugelt, werden die unter "Genre: Punkrock" einsortiert. Die Hälfte des Publikums sitzt.

Der Mixer hat den Soundcheck anscheinend in der leeren Halle durchgeführt. Das ist eigentlich so üblich. Und dann hat er die Einstellungen für die leere Halle optimiert. Beim Konzert ist er ganz überrascht, dass es anders klingt. Nein, wahrscheinlich nicht. Er merkt es nicht einmal.

Auf der Toilette machen sie Madonna-Witze. Für die nächsten fünf Minuten kann ich nun nicht mehr.

Die Vorgruppe klingt nicht nur vom Sound her scheiße, sie macht auch gruselige Musik. Schweinerock. Mein Gott, sind die schlecht!

Auf den Stehplätzen klatscht ein großer Teil begeistert mit. Zweifel melden sich. Bei der überaus billigen Animation beteiligen sich dann fast alle. Sternstunde des schlechten Geschmacks.

Die Versager von der Vorgruppe nennen sich Royal Republic. "This next song is exceptionally good for jumping!" Es gibt anscheinend Publikum, dem man das erst sagen muss. Die ersten Besucher jumpen schon, bevor es überhaupt losgeht. Und da heißt es immer, die Jugend sei heute zu anspruchsvoll. Hier im Publikum stehen die anspruchslosesten Leute der Welt.

Der Gitarrist kann noch nicht mal richtig Gitarre spielen. DAS könnte Punkrock sein, drei grauenhaft geschrammelte Akkorde. Aber dafür ist es zu schlecht.

Außerdem zu wenig Akkorde.

Der Sänger macht eine weitere billige Animation, die vierte diesen Abend, die an Schlechtigkeit nicht zu unterbieten ist, zusammen mit dem Drummer. Danach reicht ihm der Roadie die Gitarre zurück. Er musste sie für die Dauer der Animation ordentlich von der Bühne tragen, damit sie das Gesamtbild nicht stört und sich niemand verletzt. Von der riesigen Bühne, die auch für zehn von diesen Hampelmännern zu groß wäre. Und dabei sind die nur zu viert. 
Arbeitsschutz ist wichtig, gerade auch im Rock'n`Roll-Gewerbe! Ich hätte zu Madonna gehen sollen.

Das Mädchen neben mir trägt ein shirt "frierock - freilichtbühen friesack 2011". Jede Band dort aus der Provinz war besser als Royal Republic, ich schwör!

Als es endlich vorbei ist, höre ich, wie neben mir ein junger Mensch brüllt "Hier im Publikum stehen die anspruchslosesten Leute der Welt!" Und empört läuft er davon, völlig außer sich. Er hat offenbar mein Liveblogging mitgelesen während ich es schrieb - so interessant war die Band. Empört ist er trotzdem.

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