03 Oktober 2012

Americas Cup - Newport

Das hier ist schon ein paar Monate alt, aber weiterhin sehr hübsch. Es illustriert, was an der Segelei so spannend sein kann. Andere würden es vielleicht nervenaufreibend nennen. Sieht anfangs nicht so spektakulär aus - wird aber.


Wir setzen ein bei Minute 00:35:00:
Superstar James Spithill hat vor all den anderen Superstars einen halben Bahnschenkel Vorsprung herausgefahren. Das ist schon unter normalen Umständen eine ganze Menge, aber zwischen den ganzen anwesenden Segelgöttern eine bemerkenswerte Leistung. Zumal sich die anderen sicher auch Mühe geben, aber Spithill andauernd Spitzenergebnisse erzielt.

Also, James Spithill liegt einen halben Bahnschenkel vorne, muss nur noch die letzte Tonne runden und im Hintergrund sieht man bereits das Ziel winken. Zwischen der letzten Tonne und dem Ziel ist Überholen fast unmöglich. Doch da setzt der Wind aus.

Jedenfalls an der Stelle, wo sich Spithill und seine Jungs gerade befinden. Je näher sie an die letzte Tonne kommen, desto langsamer wird der Katamaran. Als drei Bootslängen davor der Wind völlig einschläft müssen sie den Wing mit der Hand ins sein Profil drücken. Der Renner rollt aus und kommt zum Stehen.

Aber nicht überall auf dem See ist es windstill: Von hinten kommt die Konkurrenz drei Boote hoch im Gleitflug angefeuert, geschätzte siebzehn Knoten. Und der ganz vorne steht.

Wenn man auf dem vorderen Boot sitzt, kostet genau so etwas Nerven. Die eigene Schüssel bewegt sich nicht, aus dem Nichts kommen die Gegner angebrettert und pulverisieren einem in Sekunden den gigantischen Vorsprung. Der sicher geglaubte Sieg wird so ein wenig in Frage gestellt, kann man sich ausmalen.

Dann muss man die Nerven behalten. Am besten man überlegt inzwischen einen Plan B oder C - aber tut gar nichts. So wie Spithill. Mit dem ersten neuen Windhauch rundet er die Tonne und kann gelassen zusehen, wie den Verfolgern die Luft ausgeht und sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Er fährt aber sicherheitshalber den Bogen noch mit.

Man kann es aber auch so bunt treiben wie der andere Segelgott Dean Barker, der es vom vorletzten über einen sicheren dritten oder vierten Platz schafft, innerhalb von hundert Metern fast noch ganz letzter zu werden.

Genau: Deshalb ist Segelei spannend!




Exkurs: Erst vor kurzem hatte der Große Bloguator™ auch bereits einmal genau diese Situation. Auf dem Neusiedler See so um 2009 herum. Sich auf einem sicheren zweiten Platz wähnend zogen auf dem letzten Vorwindkurs alle (!) Konkurrenten innerhalb von 50m auf allen Seiten vorbei. Auf der Zielkreuz noch einen eingeholt, sicherer Vorletzter geworden - so schnell kann das kommen. Exkurs ex.



bei genauem Hinsehen parkt ja jeder in diesem Rennen einmal. Interessant ist dann die hocherfreute Mimik der Leute, die gerade fahren in Großaufnahme und der lippenkauende zähneknirschende Gesichtsausdruck von denen, die stehen (so um 21:55 und 22:25 herum)


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