08 März 2013

Personifizierter Supergau

Vorhin beim Frühstück bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen: Hartmut Mehdorn soll den neuen Berliner Flughafen fertigstellen!

Wenn man ein Projekt wirklich gegen die Wand fahren will - also wirklich wirklich! - und glaubt, dass man das alleine nicht schafft, dann ruft man Hartmut Mehdorn.

Wir erinnern uns: Die Bahn sollte dem Flugzeug Konkurrenz machen, die Bahn sollte privatisiert werden. Heute dauert eine Bahnreise mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Berlin nach München viermal so lange wie mit dem Flugzeug, aber dafür kostet sie nur doppelt so viel. Der Kunde erhält also einen echten Mehrwert.

Dafür wurde ein weitreichendes Netz von Hochgeschwindigkeitstrassen angelegt. Auf diesen fahren die Züge so schnell, dass sie in einigen Landeshauptstädten gar nicht anhalten können. Mittlerweile fährt die Bahn auf bestimmten Strecken selbst lieber Bus, als sich auf ihr Schienennetz zu verlassen.

Verkaufen kann man am besten Sachen, die funktionieren. Oder die wenigstens so aussehen als würden sie irgendwann. Deshalb hat man das mit der Privatisierung der Bahn inwischen sein lassen. Mehdorn ist gegangen. Vermutlich haben alle übrigen Beteiligten in diesem Moment erleichtert durchgeatmet.

Teilerfolg des Privatisierungsversuchs ist aber immerhin, dass die Berliner S-Bahn - eine DieBahn-Tochtergesellschaft - nicht mehr zum Personentransport sondern nur noch als Konversationsthema taugt.

Dann kam die Air-Berlin-Episode: Mehrdorn wurde Chef einer maroden Fluggesellschaft. "Prima", konnte man sich denken, "dann wird endlich weniger geflogen!" Kaum ist Mehdorn da, wird auch bereits ein Mini-Gewinn ausgewiesen... Erfolg! ... weil ein wesentlicher Teil des Geschäfts verkauft wurde, und der Erlös auf den Verlust angerechnet werden kann. Nach nicht ganz so langer Zeit war Mehdorn wieder weg.

Jetzt also der sogenannte Hauptstadtflughafen. Damit kann die Bahn vielleicht am Ende doch noch mit dem Flugzeug konkurrieren: Weil man von Berlin aus mit dem Zug Bus eher in Frankfurt ist als draußen am Flughafen Schönefeld.



UPDATE!

Es hat nochmal geschneit, 5cm in drei Tagen, anderswo keine Katastrophe. Der Tagesspiegel hat zum aktuellen Wintereinbruch einen Bericht geschrieben, eigentlich über den Berliner Verkehr - aber es liest sich wie eine Aufzählung der größten Erfolge von Hartmut M.

Wir beachten die Stichwörter "S-Bahn" "Schönefeld" oder "Hauptbahnhof". Der Hauptbahnhof mit seinem halben Dach gilt nämlich auch als Erfolgsgeschichte des Spitzenmanagers. Die andere Hälfte ist produziert,  liegt aber bis heute auf Halde und wird nicht eingebaut.


3 Kommentare:

mq hat gesagt…

Ich habe mich auch gewundert, zumal Jürgen Schneider bereits 1999 aus der Haft entlassen wurde.

100 Goldfischli hat gesagt…

Sachdienlicher Hinweis! Was hat das Individuum, welches sich jetzt Hartmut Mehdorn nennt, eigentlich vor 1999 gemacht? Gab es damals überhaupt schon einen "Hartmut Mehdorn"?

Moss hat gesagt…

Naja, immerhin werden jetzt endlich mal die Lichter im BER ausgehen.

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