05 Januar 2014

Korruption

Vielleicht geht es ja nur darum, den Deutschen zu zeigen, wie Korruption wirklich aussieht. Wer Korruption erleben will muss nicht etwa weit entfernt in Pakistan, Zentralafrika oder einer der sprichwörtlichen Bananrepubliken suchen.

Wer Korruption hautnah erleben will, kann sich nun einfach die aktuelle Pofalla-Geschichte auf der Zunge zergehen lassen: Ein Bis-­vor-­kurzem-­noch-­Kanzleramts-­Chef, also jemand, der mit der *Staats*lenkung beschäftigt war¹, ergattert nach seiner Entlassung einen Posten bei einem *Staats*betrieb. Der Posten wurde ganz neu geschaffen, also mutmaßlich *extra für ihn*. Der Mann hat *keine Qualifikation* für die Stellenbeschreibung, er hat so etwas wie "strategische Planung" noch nie gemacht. Dabei soll er dort jährlich etwa *40-mal* so viel verdienen wie ein gewöhnlicher Arbeitnehmer auf einem Posten, für den er einigermaßen qualifiziert ist.

Besser kann man Korruption eigentlich gar nicht beschreiben. Oder Bananen­republik. Alles ganz legal.

An sich dachten wir, dass den Gipfel der Unverfrorenheit unser Ex-Kanzler Schröder erreicht hätte, als er uns und sein Herrschaftswissen an die Diktatoren-Klitsche aus Russland verkaufte, an GAZPROM. An sich dachten wir, dass niemand es je wieder wagen würde, diese Bestleistung anzugreifen. Aber anscheinend dient sie inzwischen nicht einfach als Zielmarke, sondern als Beweis und Gradmesser für die Stumpfheit des Wahlvolkes.

Nun ist es ja so, dass für so einen Vorgang wie die Pofalla-Sause irgendjemand die Verantwortung trägt. Das behaupten solche Leute jedenfalls immer, wenn sie ihre exorbitanten Gehälter rechtertigen wollen: Verantwortung. Da beabsichtigt also ein Unternehmen, wissentlich einen unqualifizierten Mitarbeiter einzustellen, der vorsätzlich massiv überbesoldet werden wird. Man kann die Namen überall nachlesen, und sie sollen deshalb nicht unerwähnt bleiben, einfach deshalb, damit niemand ihre Namen vergisst: Die Vorstandsmitglieder - und damit direkt Verantwortlichen für dieses Versagen - heißen Rüdiger Grube, Richard Lutz, Volker Kefer, Ulrich Weber, Gerd Becht und Heike Hanagarth.

Man kann sich fragen, andererseits , ob alles im Lande so ganz richtig funktioniert, wenn ein *Staats*konzern extra einen millionenschweren Posten für "Kontakte zur Politik" braucht. Das kann nur bedeuten, dass die Politik den Kontakt von sich aus nicht sucht. Oder vermeidet. Oder verhindert. Man kann sich außerdem fragen, ob der Staatskonzern ganz von allein auf die Idee mit dem Pofalla kam. Oder ob der Herr Pofalla bereits während seiner Arbeitszeit bei der Regierung seinen Einfluss geltend machte für den milionenschweren Abflug.

Der hier vorgestellte Vorstand sollte eigentlich von einem sogenannten Aufsichtsrat beaufsichtigt werden. Falls der Vorstand nicht wegen vorsätzlicher Korruption oder aber offensichtlicher Unfähigkeit fristlos entlassen wird, ist das ein Verdienst des *Aufsichts*rates: Utz-Hellmuth Felcht, Hans Bernhard Beus, Christoph Dänzer-Vanotti, Patrick Döring, Jürgen Großmann, Bernhard Heitzer, Jürgen Krumnow, Knut Löschke, Michael Odenwald, Heinrich Weiss

Auch dessen Mitglieder werden hier ausdrücklich erwähnt, nur damit man ihre Namen nicht vergisst und ihnen jedesmal, wenn sie sich in Zukunft wieder selbstgefällig in der Öffentlichkeit zeigen, laut zurufen kann: "Pofalla!"


¹ "beschäftigt hätte sein sollen": Tatsächlich hatte er anscheinend genug Zeit, sich neben seinem angeblichen Vollzeitjob im Kanzleramt noch in die Belange der Bahn einzumischen - wird jetzt vom Bahnvorstand nachgeschoben. Also was jetzt? Es gibt ja immerhin zwei Erklärungen und eine von beiden gilt: Hat er bisher seine bezahlte Arbeit nur so halb erledigt oder ist er für den neuen Posten unqualifiziert?

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