25 Juni 2014

Chronik der Kürbiskriege! Große Städte (10)

Fatale Sandale stand in dem Ruf, über wirklich alles gewissenhaft nachzudenken, ja, alles wissenschaftlich zu betrachten. Roo-Arr gefiel das. Dabei war es eine seiner unheimlicheren Eigenschaften, fanden die meisten der übrigen Dorfbewohner - so genau wollten sie viele Dinge gar nicht wissen.

"Aber Roo-Arr, ist das nicht seltsam? Wenn das so riesige Städte sind, wie Rauchender Haufen sagt, dann fällt das doch gar nicht ins Gewicht?"

"Was fällt nicht ins Gewicht?"

"Also, wenn nur alle paar Tage ein einzelner Mensch zu Tigerfutter wird, dann ist das doch eigentlich ein ganz seltenes Ereignis."

"Aber ja doch, das ist ja das erstaunliche! Wahrscheinlich fällt viel öfter einer beim Sandfegen vom Hausdach oder findet bei einer Prügelei beim Powwow den Tod, als dass ihn die Tiger erwischen..."

"... oder wird von einer Schlange gebissen..."

"... oder isst etwas giftiges und stirbt daran. Ich glaube sogar, in diesen überfüllten Städten kommt es häufiger vor, dass zwei Leute beim Gehen auf einem Weg zusammenstoßen und einer stirbt daran, als dass jemand die Tiger trifft. Aber so ist das nun einmal: Die Leute füchten sich vor zwei einzelnen Tigern. Weil sie sich fürchten wollen!"

"Meinst du, Roo-Arr?"

"Naja, so gruselige Geistergeschichten hört doch jeder gern."

"Aber danach gehen unsere Indianer wieder zur Arbeit. Und dort verkriechen sie sich."

"Das ist wahr."

"Vielleicht wirkt so eine Sache viel bedrohlicher, weil es eine Sensation ist, weil die Leute dann ständig drüber sprechen. Keiner hat je einen Tiger gesehen, oder war dabei, wie er einen Menschen zu den Ahnen schickt."

"Sage mal, Fatale Sandale, glaubst du, ein Tiger kann das auch?"

"Was?"

"Im Auftrag der Ahnen handeln?"

"Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?"

"Frag mal Lautlose Sohle. "

"Wie soll ich ihn denn fragen?"

"Gib ihm etwas von dem Traumkaktus, vielleicht redet er im Schlaf, anstatt nur zu schnarchen."

"Du machst dich lustig über mich, Roo-Arr! Das ist nicht nett!"

"Vielleicht wärmt er ja dein Bett im Auftrag der Ahnen."

"Du willst sicher nicht hören, dass das für mich einen Sinn ergibt, oder?"

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