Der Königstiger der Kürbiskrieger (2)
Fatale Sandale, der diensthabende Medizinmann der Handclatchtomat'l, hat einen etwas zu groß geratenen Kater, der nicht haargenau so aussieht, wie sich die Kürbiskrieger einen Kater vorstellen. Vor allem Roo-Arr, der gewählte Häuptling, ist argwöhnisch.
"Erst vor ein paar Tagen hat dein Kater aber einen Menschen getötet!"
"Schon. Nur war das kein gewöhnlicher Indianer."
"Oh doch!"
"Nein, es war der Mörder, den die Poclatchpapat'l seit einer ganzen Weile suchten."
"Das ist doch deinem Kater egal. Hat er halt einen Mörder getötet. Meinst du, ein Mörder riecht anders?"
"Warum sollte der anders riechen?"
"Eben! Der riecht nicht anders. Der war auch ein Indianer. Glaubst du, dass Lautlose Sohle den Unterschied erkennt? Der sieht in uns doch nur Lama-Steaks auf zwei Beinen."
"Na und? Außer dir und mir weiß niemand davon. Die Poclatchpatat'l glauben, der Mächtige Berglöwe hätte ihn bestraft."
"Ja, Fatale Sandale. Aber du und ich wissen, dass der Mächtige Berglöwe in diesem Moment schon ein paar Tage tot war. Ich habe ihn selbst begraben. Und einen anderen haben wir zur Zeit nicht in der Gegend. Dein Kater bringt Menschen um!"
"Nun beruhige dich mal wieder. Er hat den Poclatchpatatl'n sogar einen Gefallen getan."
"Entschuldige ihn nicht auch noch! Wie kommst du auf so einen Unsinn?"
"Sie wussten nicht, was sie mit einem Mörder anfangen sollen. Vor einiger Zeit haben sie sich ein Gesetz gegeben, dass sie keine eigenen Stammesmitglieder töten. Um ihn angemessen zu bestrafen haben sie deshalb versucht, ihn zuerst aus ihrem Stamm auszuschließen."
"Die spinnen auch!"
"Mag sein. Das Ausschließen geht nur einstimmig."
"Was?"
"Ja. Hat nicht funktioniert, weil die Mutter dieses Widerlings immer dagegen gestimmt hat. Da haben sie nun so viel Kultur und wertvolle Gesetze, und wo führt das hin? Nirgends."
"Das ist mir ganz neu, Fatale Sandale, das hast Du gehört?"
"Habe ich. Dieser Feigling wollte sich noch nicht einmal selbst von der Klippe stürzen. Obwohl sie ihm das nahegelegt haben. Dafür wollten sie hinterher sogar für ihn ein gutes Wort bei den Ahnen einlegen."
"So großzügige Angebote machen die selbst einem Mörder?"
"Ja. Aber der Feigling wollte nicht. Stattdessen ist er abgehauen. Seine Mutter hat ihm heimlich Essen gebracht. Und irgendwann muss er Lautlose Sohle getroffen haben."
"Dein Kater hätte doch auch jeden anderen zerlegt! Der kann das doch gar nicht unterscheiden!"
"Dass die Ahnen dabei auch ihre Finger im Spiel hatten willst du wohl nicht glauben, was?"
"Allein der Mächtige Berglöwe ist der Abgesandte der Ahnen, sonst niemand! Man erkennt ihn daran, dass er keine Streifen hat!"
"Na gut, mein Kater hat Streifen und ist wohl kein richtiger Berglöwe. Aber du musst dir trotzdem keine großen Sorgen machen, Roo-Arr."
"Wieso?"
"Ich höre, dieser Mörder von den Poclatchpatat'l sei ein sehr unbeherrschter Dummkopf gewesen."
"Erzählen sie das?"
"Es sind auch die Worte 'stumpfer Idiot' gefallen und noch einige andere unvorteilhafte Bezeichnungen. Er hat angeblich häufig versucht, sich mit Grobheit durchzusetzen. Selbst unbedeutende Kleinigkeiten, er wurde wegen Nichtigkeiten gewalttätig, reines Geprahle."
"Na und?"
"Ich vermute, dass er das auch versucht hat, als er auf Lautlose Sohle getroffen ist, meinen riesigen Kater. Der ist normalerweise lieb, hat aber auch gerne Recht."
"Meinst du?"
"Ich möchte wetten, dass es so war."
"Na, ich weiß nicht..."
"Jedenfalls wäre das eine einleuchtende Erklärung, die ganz ohne Ahnen auskommt. Nur mit einem Kater und einem Idioten."
"Das behagt mir nicht..."
"Mag sein. Aber außer dir sind alle zufrieden: Die Poclatchpatat'l sind froh, dass sie ihren Mörder los sind. Seine Mutter glaubt, der Mächtige Berglöwe hätte ihn auf Weisung der Ahnen geholt und deshalb gibt sie jetzt Ruhe. Und wir beide wissen, dass mein großer gestreifter Kater einem normalvernünftigen Indianer nichts tut."
"Das ist kein Beweis!"
"Widerlege es."
"Kann ich nicht."
"Siehst du?"
zum 3. Teil unter Chronik der Kürbiskriege! Haustiere
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen