Besorgte Bürger?
In letzter Zeit hat man es in Deutschland vermehrt mit sogenannten "besorgten Bürgern" zu tun.
"Besorgter Bürger" ist ein Synonym für "Rassist" und es wird gerne von den Menschen benutzt, die wissen, dass Rassismus eine unanständige Sache ist, darin aber doch ein bequemes Weltbild erkennen. Immerhin ist ihnen klar, dass sie nie-nie-nie auf der Verliererseite des Rassismus sitzen wollen.
Die "besorgten Bürger" argumentieren gerne mit so Sachen wie "ich bin ja kein Nazi, aber" oder "das wird man doch noch sagen dürfen", ebenfalls Floskeln dafür, dass sie sehr wohl wissen, wie unrecht sie haben, aber dass so eine Lüge bequemer ist als die Wahrheit.
Die Bevölkerungsgruppe der "besorgten Bürger" kann man nach ihrer Motivation grob in zwei Parteien unterteilen:
Den einen ist es unheimlich, wenn sich fremdländische Menschen in einer unbekannten Sprache temperamentvoll unterhalten. Woher dieses Gefühl der Unheimlichkeit rührt, lässt sich schwer sagen, vielleicht, weil man in dem jeweiligen kleinen Heimatort des besorgten Bürgers einfach niemals irgendwelchen Migranten begegnet. Doch, ja, solche Orte gibt es. Oder weil die Migranten schon aus sprachlichen Gründen unter sich bleiben und dabei überhaupt Gruppen bilden. Dass sich auch einheimische Jugendliche so verhalten und keineswegs weniger bedrohlich sind, wird von dem besorgten Bürger gern verdrängt. Außer wenn er an der Bushaltestelle des kleinen Ortes vorbei muss, wo sich die pöbelnden Halbstarken immer treffen. Aber dann denkt er nur an die Halbstarken und vergleicht sie nicht mit Migranten.
Das Gefühl der "Unheimlichkeit", also des unausgesprochenen Sichbedrohtfühlens, ist wahrscheinlich eine kulturelle Angelegenheit. Wer einmal außerhalb Mitteleuropas auf Reisen war, weiß, dass sich gegenüber deutschen Reisenden kaum jemand so benimmt. Obwohl sich dazu mehr als genug Anlässe aufzählen ließen. Keine Besorgnis anderswo. Oft wird man als Fremder mit großer Freundlichkeit empfangen. Und das hat nichts mit der Anzahl der Besucher zu tun: Die besorgten Deutschen sind ja einem einzelnen fremdländischen Menschen gegenüber genauso misstrauisch wie einem Dutzend.
Dieser ersten Gruppe besorgter Bürger kann man zwar nicht mit Argumenten kommen, das ist ihnen zu anstrengend. Aber man kann sie in Kontakt mit Einwanderern, Reisenden, Flüchtlingen bringen, also mit allem, was sie für fremd und bedrohlich halten. Aus der Nähe merken sie dann, dass diese fremden Menschen interessante Gebräuche, Kleidung, Musik und ganz gutes Essen haben. Damit ist viel gewonnen.
Die zweite Gruppe der "besorgten Bürger" nennt sich so, weil sie sich nur um eins sorgt: Sich selbst. Sie haben Angst, dass ein Flüchtling etwas kostenlos erhält, das sie selbst mit wenig Geld bezahlen mussten. "Wieso kriegen DIE Handys? Kleidung? Sogar Taschengeld! Eine Wohnung! WIR müssen alles selbst bezahlen!"
Neid, Gier und Eifersucht bestimmen ihr Leben, aber diese Regungen stehen nicht in so hohem sozialen Ansehen wie Mitgefühl und Freundlichkeit. Aber ein hohes Ansehen wollen sie außerdem noch haben, wobei es nichts kosten darf. Denn wenn es etwas kostet, muss es auch exklusiv sein!
Etwa das Handy-Gerücht: Da wird behauptet, jeder Flüchtling bekäme ein Handy geschenkt. Nun sind gerade Handys in Deutschland Kultgegenstände wie früher nur das Auto - sie liegen für jeden im erschwinglichen Bereich und man kann sie überall herumzeigen, um damit Geschmack und Weltläufigkeit zu beweisen.
Das Handy ist eigentlich ein Anachronismus: Anfangs brauchte man gar keines, weil es ja noch überall Festnetz-Anschlüsse gab. Es setzte sich dennoch durch - zunächst als reines Prestige-Objekt für Manager und Oberschüler. Erst seit dem Smart-Phone haben Handys so etwas wie einen echten Nutzwert. Das Smart-Phone wiederum ist ein kleiner Computer und nur die wenigsten "besorgten Bürger" können es angemessen bedienen. Etliche können kaum unfallfrei ihren Namen schreiben. Sie wissen nur: Ein Handy ist ein Status-Symbol und ihrer Ansicht nach dürfen Flüchtlinge so etwas nicht besitzen. Wenn nun jemand behauptet, da würden Handys verschenkt, werden sie von Neid geschüttelt und erheben sich gegen die allgemeine Ungerechtigkeit.
Es ist dieselbe Sorte Mensch, die selbst die eigenen Geschwister bei jeder Gelegenheit über den Tisch zieht, "weil die das sonst mit mir machen!", die aus Verbitterung zu PEGIDA-Demos geht, weil vor dem eigenen Einfamilienhaus nur ein japanischer Mittelklassekombi steht und nicht ein schwerer SUV aus deutscher Produktion.
Dies empfindet der besorgte Bürger als krasse Benachteiligung. Fakten will er nicht hören, sofern sie ihm nicht in den Kram passen. Es ist sinnlos, mit solchen Leuten zu diskutieren, weil sie an der Wahrheit überhaupt nicht interessiert sind, sondern nur an einer schönen Ausrede - wenn nicht für ihren Egoismus, dann dafür, warum sie es zu nichts gebracht haben.
Deshalb ist Rassismus für sie das ideale Konzept: Man kann sich über andere erheben, ohne jemals irgendetwas sinnvolles geleistet zu haben. Einfach nur durch Geburt.
Einige der besorgten Bürger haben sich allerdings sogar Wohlstand "erarbeitet", das geht in Deutschland am besten, indem man dreist ist und immer am Rande des Betruges. Als Ausgleich für dieses Risiko brauchen sie einen Grund, warum sie keinesfalls etwas von ihrem Wohlstand abgeben müssen. Rassismus ist da genau richtig, gegen die bessere Geburt gibt es nun einmal keine rationalen Argumente.
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