01 Dezember 2006
Maurer (3)
Im Zeichen der Globalisierung droht ja jeder Arbeitgeber gerne damit, dass er den Arbeitsplatz ganz leicht nach China verlagern kann. Taiwan. Nordkorea. Jedenfalls überall hin, wo es billig ist.
Heute weiß ein Maurer nicht, dass Maurer früher ein Ausbildungsberuf war. Er weiß auch nicht, was ein Ausbildungsberuf ist, oder wozu. Heute nennt sich ein Bauhandwerker Maurer, weil sein Chef auch so zu ihm sagt und ihm eine echte Chance gibt, obwohl die Konkurrenz in China so groß ist. Dafür ist ein Maurer heute meist gutwillig und beklagt sich auch nicht, wenn er mal an einem Samstag dringende Arbeit fertigstellen soll.
Man nimmt also jemand möglichst ungelernten - der muss nicht notwendig aus dem Ausland kommen, er darf nur nichts kosten! Sicherheitshalber darf der Ungelernte vor allem keine Kenntnisse darüber haben, wie viel ein gelernter Facharbeiter verdienen würde.
Diesen Menschen schickt man auf die Baustelle, nennt ihn Maurer und gibt ihm die Aufgabe "Du! Wand da!" Möglichst lautstark. Falls das irgendwie schief geht, kommt man zu dem freiwilligen beiderseitigen Einverständnis: "Das zahlst du von deinem Lohn!" - schließlich hat er ja genug Kohle, sonst würde er diesen mies bezahlten Job doch niemals machen. Auf der nächsten Baustelle nennt man denselben Menschen Installateur und instruiert ihn vollkommen ausreichend mit "Du! Rohr da!" Wenn die Heizung dann nicht geht, ist er selbst schuld. Oder der Bauherr, oder der Architekt, die lauter so unnötig komplizierte Sachen haben wollen.
Aber AUF KEINEN FALL braucht der Bau in Deutschland Lohnnebenkosten. Oder Lohnnebenkosten. Oder völlig überqualifizierte Facharbeiter, deren Ausbildung viel zu lange dauert, und die nur Lohnnebenkosten produzieren. AUF GAR KEINEN FALL!!!
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