19 Juni 2007

Sammlerinnen

 
Früher stand Carolin immer Modell. Eigentlich um Geld damit zu verdienen. Eigentlich. Unter Malern war sie ein sehr gefragtes Modell, weil sie nicht perfekt war, ganz im Gegenteil.

Außer dem Malen haben unbekannte Maler noch eine zweite wesentliche Schwäche: Sie haben nie Geld. Oder immer nur sehr wenig.

Carolin bekam für die Sitzungen noch weniger als nur wenig Honorar und ließ sich zum Ausgleich jeweils mit einer der entstandenen Abbildungen entlohnen. Nur für den Fall, dass wenigstens einer ihrer Maler einmal berühmt würde. Dann würde sie wenigstens eines der Portraits später für viel Geld verkaufen können.

Aber so weit ist es noch nicht. Im Lauf der Jahre wuchs eine stattliche monothematische Sammlung von teils hoher Qualität, aber geringem Verkaufswert. Darin lag der Haken ihrer Spekulation: Bis eines der Bilder einen hohen Wert haben würde, könnte sehr viel Zeit verstreichen, vielleicht eine ganze Generation. Vielleicht würde es nie passieren. Sie verflucht ihr weiches Herz.

Bis da hin besitzt Carolin einen großen Stapel von Skizzen, Studien in Acryl und vielen anderen Techniken, Ölgemälden und sogar einigen Skulpturen, die alle nur sie, Carolin, zum Thema haben. Und sehr viel Platz beanspruchen.
 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich sag meinen modells auch immer, dass ich kein geld habe, um sie ordentlich zu bezahlen, hihi, was aber nicht stimmt. denn meine bilder verkaufen sich wie nichts gutes, auch wenn ich sie persönlich ja ziemlich miserabel finde.

100 Goldfischli hat gesagt…

Das ist so mit der Kunst. Man muss eine Distanz finden zum eigenen Werk. Weiß doch jeder.

Immerhin malst Du die Modells. Ich würde ja auf die Idee kommen sie da nur rumsitzen zu lassen... nur so als Inspirationsquelle, meine ich.

???

Was denn? Früher war der Beruf der Muse sehr anerkannt! Ja! Wohl!

Anonym hat gesagt…

und wenn sie schonmal so da sitzt, nackt, dann könnte man gleich auch noch heimlich fotos von ihr machen und diese ins internet stellen.

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