22 Dezember 2009

Chonik der Kürbiskriege! (32)


... eine seltene Möglichkeit, bequem an Geld oder Essen zu kommen ergab sich aber immer dann, wenn die Missionare durch ihre Gegend zogen, und sie waren deshalb fast schon willkommen: Die Missionare sahen ebenfalls gerne den Lamas bei der Paarung zu...

Fortsetzung:

Die Schrumpfpatat'l

IV.

Die Missionare vom weit entfernten Salzsee kamen immer in Wellen über das Land. Das hing mit dem Ausbildungszyklus ihrer „Hochschule für uralte Indianerwissenschaften und den richtigen Weg da hin” zusammen, die alle zwölf Mondumläufe eine neue Generation von angehenden Priestern hinaus in die Welt verstieß.

Zur Vorbereitung auf das echte Leben mussten sie sich auf die Wanderschaft begeben und sie durften erst nach weiteren zwölf Mondumläufen der Demut und Mission in ihre Heimat zurückkehren, um dann Dienst an den heimischen Glaubensbrüdern zu verrichten. Während dieser Wanderschaft wurde von ihnen ein asketisches und gottesfürchtiges Leben erwartet - und jedem war klar, dass niemand das kontrollieren konnte. "Vertrauen" wäre in diesem Zusammenhang nicht der zutreffende Begriff gewesen.

Priester wurde man unabhängig von einem bestimmten Alter, nämlich dann, wenn man die Stimme des Herrn vernommen hatte und sich berufen fühlte. Als Priester hatte man Anspruch auf Versorgung durch die „Heilige Stätte”, und diese wiederum speiste sich aus sogenannten Spenden der Gemeindemitglieder. Doch die sogenannten Spenden waren nicht vollkommen freiwillig, da ihre Höhe vom Heiligen Spendeneintreiber festgelegt wurde. Und der orientierte sich ausschließlich an seinem Augenmaß.

Viele Priester hatten vorher ein einfaches und hartes Leben in der kargen Landschaft am Salzsee geführt. Es gab nicht wenige, die nach dem Besuch des heiligen Spendeneintreibers gar keine andere Wahl hatten, als sich nach einem neuen Beruf umzusehen. Eine der gefragtesten Alternativen zur Tätigkeit des Indianers war der Priesterberuf - und damit wechselten sie die Seiten. Diesen Weg wählten gerne auch solche, deren Leben zu keinem Zeitpunkt ganz so hart gewesen war, die eine solche Erfahrung aber auch gar nicht erst machen wollten.

Den Missionaren eilte die Meldung von ihrer Ankunft immer weit voraus, da sie langweilig, rechthaberisch, unlogisch und insgesamt schrecklich unbeliebt waren. Die Missionare mochten ihr Interesse an der Lamapaarung nie eingestehen und achteten peinlich darauf, dass niemand von dieser Leidenschaft erfuhr.

„Du wirst es doch niemandem weitererzählen, oder?”


Praktischerweise kamen sie meist allein.

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