23 Dezember 2009

Chonik der Kürbiskriege! (33)

Fortsetzung:

Die Schrumpfpatat'l

V.
Wenn die Kunde vom bevorstehenden Durchzug der nächsten Welle von Missionaren eintraf, fingen die Schrumpfpatat’l alle ihre Lamas ein und sperrten sie in einen nicht einsehbaren Pferch. Für einen kleinen Betrag aus der Spendenkasse der Missionare oder eine nahrhafte Sachspende gewährten sie ihnen aber Einblick in den Pferch, wo sie eine besonders läufige Lamastute und einen notorisch notgeilen Hengst zusammengesperrt hatten.

„Aber ich kann doch nicht aus der Spendenkasse...”

„Ich sage doch gar nicht, dass du etwas aus der Spendenkasse nehmen sollst. Wofür hältst du mich? Bin ich ein Strauchdieb, ein Spendenräuber? Du hast doch bestimmt auch selbst etwas verdient? Durch deiner Hände Arbeit, unterwegs?”

„Wer - ich?”

Das allerdings war eine haltlose Unterstellung - genau deshalb hatten ja die meisten die Priesterlaufbahn eingeschlagen.

„Ja, du! Du verstehst - was ist denn schon dabei? Es ist doch dasselbe Geld, ob nun durch deine eigene Arbeit oder vielleicht nicht. Hauptsächlich wollten die Spender doch sicher, dass es dir gut geht?”

„Ja, sicher, jetzt, wo du es sagst...”


Die Spender wollten vor allem eins: Die Missionare schnell loswerden. Also sammelten sich im Beutel mit der Zeit Gegenstände von Wert oder ein Geldbetrag, über dessen genaue Herkunft und auch Höhe niemand Bescheid wusste.

„Und dein Herr möchte das doch auch, oder?”

„Was?”

„Dass - es - dir - gut - geht!”

„Der Herr?”


Es war furchtbar mit ihnen, viele der jüngeren waren auch noch schwer von Begriff.

Aber immerhin die älteren wussten Bescheid, und um wenigstens ein klein wenig bedeutender und weltläufiger zu erscheinen, gaben sie die Geschichte weiter: Unter den Missionaren erzählte man sich ein abstoßendes Gerücht über die Vorführung von Lamapaarungen, und zwar allein zum Zweck der Erregung.

Diese Geschichte war so widerlich, dass sich fast jeder der Missionare selbst ein Bild davon machen wollte. Das Anbahnungsgespräch verlief eigentlich immer ziemlich gleich:

„Tut ihr das wirklich? Den Besuchern paarende Lamas zeigen?”

„Ja, klar, wir fressen auch kleine Kinder!”

„Nein!”

„Natürlich nicht!”

„... und ... wegen der Lamas...?”

„Ja?”

„Ich habe gehört, es ist anregend ...”

„So?”

„Aber... es ist doch so ... schmutzig...”

„Was soll daran schmutzig sein ... äääh: Was wäre denn
daran schmutzig?”

„Na, nur wegen der Erregung... und Paarungen...”

„Oh, ja, das ist so schmutzig - aber wenn man kleine Lamas haben will muss man da durch. Wir haben übrigens zufällig gerade heute eine läufige Stute da und brauchen neue Lamas. Und unser Hengst, der ist kaum zu bändigen. Willst du das vielleicht sehen? Aus rein wissenschaftlichen Gründen, versteht sich.”

„Wer - ich?”

„Ja - du! Du könntest dann viel besser beurteilen, ob es vielleicht schmutzig wäre...”

„Oh ja, sicher könnte ich das!”

„... wenn man es nur wegen der Erregung täte.”


Nach dieser Überzeugungsarbeit griff jeder Missionar bereitwillig in den Spendenbeutel und veruntreute dessen Inhalt. Schließlich wollten die Spender doch sicher auch, dass der Missionar sich bildet und lernt. Von seiner gierigen Erwartung der Vorführung ahnten sie sicher nichts.

„Aber du erzählst es doch niemandem?”

„Was?”

„Es ist nur ... wegen meiner anderen Kameraden ... wer weiß, ob sie das verstehen würden ... einige sind da so ... humorlos.”

„Hm.”


Für einen weiteren kleinen Beitrag erzählten die Schrumpfpatat'l den anderen Missionaren tatsächlich nichts davon. Aber das sagten sie dem jeweiligen Missionar erst nach der Vorstellung.

1 Kommentar:

100 Goldfischli hat gesagt…

So, hab ihn wieder gefunden, den fehlenden Eintrag 33. Tücken der Technik. Und sinngemäß "richtig" eingeordnet - was man so richtig nennen will bei einem Blog, das nur die Anordnung der Beiträge von hinten nach vorn zulässt.

Jedenfalls steht er jetzt zwischen N°32 und 34, das ist doch schon was, oder?

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