07 Januar 2011

Bosheit und Niedertracht (12)

die kleinliche Rache der Macht
 

Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten haben. Es geht dabei wohl irgendwie um illegale Musikdateien. Nachdem verschiedene Dinge zerstört sind, steckt auch das Mobiltelefon nun im Aktenvernichter.




"Wirklich gute Qualität, dieser Shredder, aber so ein tolles Telefon schafft er nicht. Na, wir sind ja auch zum Arbeiten hier. Zeig uns doch mal die Küche, Boris."

Er zog das Telefon wieder heraus und nahm es mit. Sie gingen hintereinander in die Küche, Lennart in der Mitte, durch den Flur.

"Oh, sieh mal, Boris, da hängt ein Fahrrad an der Wand! Habt Ihr hier keinen Fahrradkeller, Lennart? Da draußen ist doch ein Fahrradständer?"

"Das wird doch sofort geklaut!"

"Ach richtig, die Fahrraddiebe sind überall."

"Genau!"

"Aber warum sollte denn jemand so ein Fahrrad klauen - da ist ja gar nichts dran? Muss man nicht Licht am Fahrrad haben?"

"Das interessiert doch keinen."

"Oder Bremsen?"

"Sowas braucht man doch nur, wenn man kontrolliert wird. Alles Schikane. Ich kann auch so bremsen."

"Nur mit dem Rücktritt?"

"Das hat doch keinen Rücktritt! Das ist ein Fixie!"

Lennart war empört.

"Und damit kann man bremsen, ohne Rücktritt und Handbremsen? Ist das was besonderes?"

"Allerdings! Das ist was für Könner! Das sind ganz hochwertige Teile!"

"Und der Rahmen ist bestimmt maßgefertigt, oder?"

"Na klar! Was denn sonst! Bei einem Fixie!"

Lennart wurde zu spät klar, dass er besser nicht geprahlt hätte.

"Boris, habe ich dir mal erzählt, wie sie mir in der Schule das Fahrrad kaputt gemacht haben? Also, wir uns gegenseitig? Irgendwann wusste ich ja auch, wie das geht. Ich hatte aber nur ein Fahrrad. Diese Schweine!"

Jurii schüttelte den Kopf.

"Sieh mal."

Er nahm das Fahrrad vom Haken an der Wand, stellte es vor sich und kippte es schräg. Er hielt es an Lenker und Sattel, dann stellte er den Fuß seitlich auf das Tretlager.

"Kennst du diesen Trick, Lennart?"

Lennart nickte stumm.

"Ach? Woher denn?"

Lennart hatte früher auch Fahrräder kaputtgemacht, war ihm wieder eingefallen. Fremde Fahrräder.

"In meiner Schule haben sie das auch so gemacht."

"So, haben sie? Aber du kennst das nicht, Jurii, oder?"

Jurii schüttelt den Kopf.

"Gut. Sieh her."

Dann sprang er mit seinem ganzen Gewicht mit Schwung seitlich auf das Tretlager. Er richtete den Rahmen auf. Das Tretlager war deutlich nicht mehr in einer Ebene mit den Rädern.

"Oh, früher war das viel schwerer. Oder vielleicht waren wir auch leichter."

Er sprang noch zwei mal seitlich auf das Tretlager.

"Nein, ich glaube, früher waren die Rahmen einfach stabiler. Oder die einfachen Rahmen waren stabiler. Jedenfalls stabiler als dieser hier."

Der Rahmen war inzwischen deutlich verformt.

"Ich hatte ja nur einen ganz einfachen Rahmen, früher. Deiner ist wahrscheinlich ein High-Tech-Rahmen, was Lennart?"

Er wiederholte die Bewegung noch zweimal, dann war eine Strebe abgerissen.

"Schade. War das eigentlich teuer, Lennart?"

Lennart nickte.

"Na gut, genug Nostalgie. Lass uns in die Küche gehen."


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