02 Januar 2011

Bosheit und Niedertracht (7)

die kleinliche Rache der Macht
 

Was bisher geschah:
Student Lennart steckt mitten in der Diskussion mit zwei dubiosen Typen, die ihm schon die Tür eingetreten und zuletzt Jugenderinnerungen geshreddert haben. Es scheint dabei irgendwie um illegale Musikdateien zu gehen.




Lennart wurde langsam klar, dass irgendetwas unfassbares in seiner Wohnung passierte. Er saß da, wurde mit Waffen bedroht, sein wertvollster Besitz wurde allmählich zerstört, aber ihm bisher kein Haar gekrümmt. Er war ratlos.

"Sieh mal, die Zeugnisse sind auf Karton gedruckt. Oh, das sind aber gar keine guten Noten! Du hast dir in der Schule nicht sehr viel Mühe gegeben!"

"Wofür denn? Ich wollte ja kein Arzt werden."

"Ach, denkt ihr so, an euren Elitegymnasien?"

"Das war eine ganz normale Schule."

"... mitten im Villenviertel, wenn ich das hier richtig lese."

"Na und?"

"Na, wenn das nicht so wichtig war, dann brauchst du das ja nicht mehr."

Der kleinere Kerl schob das Zeugnis selbst in den Schredder. Lennart fühlte sich wieder überlegen.

"Das kann ich ganz leicht wieder beschaffen."

"Sicher doch. Was haben wir den hier noch? Aha, den Führerschein. Du darfst Auto fahren?"

"Ja, klar!"

"Aber ohne Führerschein soll man nicht. Das kostet Buße, wenn man erwischt wird. So Führerscheine sind ja auch auf besonders festem Papier gedruckt."

Er schob ihn in den Reißwolf, wo es keinen Widerstand gab.

"Und was ist das hier? Das Seepferdchen! Du kannst schwimmen?"

"Selbstverständlich! Jeder kann das!"

"Tja. Schade. Manchmal muss man es auch beweisen können."

Als er dieses Schriftstück im Aktenvernichter versenkte, wurde Lennart bewusst, dass auch daran Erinnerungen hingen, seine Zeit als Kind im Schwimmbad, mit der Mutter, mit der Großmutter, mit dem Großvater.

"Und hier ist noch ein Pass... Du verreist ganz gerne mal, was?"

Er blätterte im Pass, fachmännisch wie ein Grenzbeamter.

"Du bist ganz schön herumgekommen, nicht wahr?"

Er machte mit dem Pass eine Bewegung zum Reißwolf.

"Nein! Nicht den Pass! Das ist illegal! Das ist ein amtliches Dokument! Da ist schon das Visum drin! Das brauche ich nächste Woche! So schnell kriege ich kein neues!"

"Ach? Nicht? Schade. Dann musst du dir diesmal ein wenig Mühe geben."

Damit wurde der Pass gehäckselt.

"Ja, Wladimir, also DVDs waren hier gar keine. Aber irgendwo muss die ganze Musik doch sein, die der junge Herr immer so ins Internet stellt?"

Wie zufällig stieß der kleinere Kerl gegen den Laptop auf dem Schreibtisch. Der hatte schon die ganze Zeit unübersehbar dort gestanden. Ein sehr aktuelles und leistungsfähiges Modell der kleineren amerikanischen Edelschmiede. Wer so etwas besaß, sah im allgemeinen auf die Eigner gewöhnlicher Arbeits-Laptops mitleidig herab.

"Sieh an, Obst aus USA! Und wo führt dieses Kabel hin?"

Er verfolgte eins der Kabel aus dem Laptop, das in einem Regalfach unter dem Schreibtisch verschwand.

"Nein! Eine externe Festplatte!"

Das gespielte Erstaunen des Kerls war völlig unglaubwürdig.

"Kein Wunder, dass es hier keine DVDs gibt!"

Er zog die Festplatte hervor.

1 Kommentar:

nic. hat gesagt…

... und ließ ihn in den Häcksler plumpsen.

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