18 Juli 2011

Aberglaube


Gibt es das: Selbstheilung bei Technik? Normalerweise ist es doch mit der Technik umgekehrt: Dass sie selbst dann nicht zuverlässig funktioniert wenn alles intakt aussieht. Und leicht angeschlagene technische Geräte lassen sich durch sehr langes Herumfummeln in Verbindung mit hohen Ausgaben vielleicht vorübergehend noch einmal zum Leben erwecken, nur um dann im unpassendsten Moment endgültig den Geist aufzugeben.

Jetzt also eine neue und irgendwie sehr unerwartete Erfahrung. Ich hatte mein altes Mobil-Telefon ausgemustert, weil es schon älter als zwei Jahre war. Bekanntlich bemisst sich die Lebensdauer von Mobiltelefonen so: Sie müssen exakt die Garantiezeit von zwei Jahren überleben, aber um Gottes Willen keinen ganzen Tag mehr!

Mit viel Glück hält so ein bis zu Teil drei Jahre, aber dann ist es bester Elektronik-Schrott. Meins ist jetzt noch ein wenig älter. Da hat die Abteilung LBF für Lebensdauer-Begrenzungs-Forschung beim Hersteller wohl geschlampt, obwohl die Mitarbeiter dort gleich nach dem Vorstand am besten bezahlt werden. Vielleicht auch ein Produktionsfehler. Immerhin lässt der Akku aber schon deutlich nach und das alte Handy hatte von Anfang an eine erhebliche Schwäche: Die Hörer-Lautstärke lässt sich nicht verstellen, es ist eigentlich immer zu leise.

Neulich, nach beinahe vier Jahren, stellte sich doch der erwartete Fehler ein: Eine Taste ging nicht mehr. Es ist die einzige Taste, die man unbedingt benötigt und die sich nicht umprogrammieren lässt, wie alle anderen Tasten. So ein Zufall!

Man konnte noch telefonieren, aber ein paar andere Dinge wurden sehr umständlich. Deshalb die Aktion mit dem Smartphone (Blog berichtete).

Letzten Mittwoch nun kackte das Smartphone ab: Es blieb stehen und ließ sich zwar noch durch Herausnehmen des Akkus anhalten. Danach konnte ich es sich allerdings nicht mehr einschalten. Mit keinem Trick.

Blöd nur, dass ich nicht mal mehr einen Wecker zu Hause habe und auch keinen Festnetzanschluss und am nächsten Morgen um 5.30h aufstehen musste. Und das schöne Smartphone war kaputt. Verzweiflung!

Der Absturz passierte zu einem abendlichen Zeitpunkt, an dem man niemanden mehr anrufen kann, aber ich habe ja auch gar kein Telefon dafür. Einzige irgendwie erkennbare Lösung war das alte Handy.

Habe also die SIM-Karte mühsam aus dem Smartphone rausgefummelt und mühsam in das Steinzeit-Handy wieder eingesetzt. Wenigstens telefonieren wollte ich. Und siehe da: Nach drei Monaten Herumliegen ging die defekte, nicht programmierbare unersetzliche Taste wieder. Man braucht sie unter anderem, um den Wecker im Telefon zu stellen. Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden und auf Reisen gegangen, mit altem aber funktionsfähigem Telefon. Aus irgend einem Grund habe ich das komatöse Smartphone auch eingepackt. Vermutlich, damit es was von der Welt sieht.

Nach dem Rückweg beim Auspacken fiel es mir wieder in die Hand, das schöne fast neue aber reglose Universaltelefon. Reflexhaft das Teil nochmal an die Steckdose gehängt, und siehe da: Ein Lebenszeichen. Die Ladeleuchte leuchtete. Nicht mal das war vorher möglich.

Und nach dem Aufladen ließ es sich auch wieder einschalten und geht inzwischen ganz regulär, mit allem Schnickschnack, Internet, Navigation und so. Inzwischen sitzt die Sim-Karte also wieder im neuen Telefon und ich habe nicht die geringste Ahnung, womit ich das verdient habe. Alle meine bisherigen Erfahrungen waren das Gegenteil.

Der Ehre halber seien sie noch einmal namentlich erwähnt: Das alte Handy ist ein Siemens BenQ-irgendwas. Und das Smartphone ist ein Motorola Milestone mit Android-Betrübssystem.

Keine Kommentare:

kostenloser Counter