12 Februar 2012

Schüsseln im Outback (6)

Zwei Reisende sind in einem abgelegenen Feld von Satellitenschüsseln gestrandet. Nun würden sie gerne den Störungsdienst rufen, damit der sie in die nächste Stadt mitnimmt. Zwischen ihnen und der erwarteten Rettung befand sich bis eben noch eine Stahltür.


"Uuuuuuuund ZACK! Offen!"

"Ich bin verblüfft. Du siehst mich erstaunt."

"Nicht wahr?"


"Na gut. Was haben wir denn da? Dunkel, da drinnen. Siehst du den Lichtschalter irgendwo?"


"Nein. Aber da ist eine Art Sicherungskasten oder so, warte. Uuuuuuuund ZACK! LICHT AN!"


"Schon lustig. Da geben die zig Millionen für so eine riesige Anlage aus tausend Schüsseln aus - aber für einen einzelnen Lichtschalter reicht es nicht."


"Ja. Na immerhin, jetzt haben wir ja Licht. Ein Telefon gibts anscheinend aber nicht."


"Schade. Telefonieren wäre mir am liebsten gewesen."


"Ja, die Anlage hier sieht irgendwie ... unzugänglich aus. Gibts da keine Steuerung? Wie ruft man denn hier den Notruf?"


"Gar nicht. Sicher ist das computergesteuert."


"Siehst du irgendwo einen Computer?"


"Nein."


"Nein?"


"Vielleicht ist der in irgendeinem
der 35 anderen Schüsselfüße."

"Meinst du, wir müssen jetzt bei allen 35 anderen auch die Tür aufbrechen und nachsehen? Da sind wir nächste Woche noch nicht fertig."

Es brummte wieder eine Weile. Man hörte ein Klacken aus einem Kasten in der Ecke.
"Ach, na klar, der Motor ist ja oben an der Schüssel. Aber hier drin ist die Stromversorgung."

"Und? Kannst du damit etwas anfangen?"


"Mal sehen. Für eine Störung müsste es reichen."


"Na dann los!"


"Immer langsam! Wir wollen eine klitzekleine Störung, und keinen Brand oder eine
unkontrollierte Explosion!"

"Na und? Das werden die schon verstehen, wenn sie uns gefunden haben: Hier geht es um Menschenleben!"

"Falls es hier drin brennt, wirst du dir wünschen, dass sie dich nie wieder finden. Wenn diese Anlage ganze Universitäten in die Pleite treiben kann, wird es mit dir voraussichtlich nicht ganz so lange dauern."


"Na gut. Also: Lass dir Zeit!"


"Gib mir nochmal den Spaten."


"Was hast du vor?"


"Ich kriege diese Elektro-Kiste nicht auf. Und anderes Werkzeug sehe ich hier auch nicht."


"Da."

Er hantierte eine Weile mit dem Spaten an dem Kasten mit der Stromversorgung.
"Aaaaaaaaaaaaah!"
Das Licht ging aus.
"Was hast du gemacht? Bist du okay? Ist dir was passiert?"

"Ach, nichts. Ich habe mich erschreckt."


"Erschreckt?"


"Der Spaten ist mir da rein gefallen und ich dachte, es gibt einen fürchterlichen Kurzschluss."


"Hat es nicht?"


"Anscheinend ist nur die Sicherung raus geflogen. Warte, ich ziehe den Spaten da raus und dann schaltest du die Sicherung wieder ein. Ich sag dir bescheid. Bereit?"


"Ja."


"Jetzt!"

Das Licht ging an. Es brummte wieder, diesmal aber länger und mit einem knirschenden Nebengeräusch.
"Klingt anders. Klang das schon nach Störung?"

"Irgendwie ja."


"Da blinkt jetzt auch so ein rotes Lämpchen. Vorher leuchtete es grün."


"Na gut, dann können wir jetzt wahrscheinlich auf unser Rettungsteam warten."

Sie gingen nach draußen. Der Schatten war jetzt ganz woanders als vorher. Ihre Schüssel zeigte in eine völlig andere Richtung und hatte eine ganz andere Neigung als alle anderen.


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