Ich erinnere mich, wie ich aus der finstersten Provinz nach Berlin zog, damals. Ich ging noch zur Schule. Außenrum eiserner Vorhang, Mauerstadt, aber Punkrock und Clownfestivals, Graffitti wurde in Europa gerade eingeführt.
Meine neuen Berliner Mitschüler unterhielten sich nicht selten über Markenklamotten. Jeans - Wrangler oder Levis - mehr gab es damals nicht. Auch der eine verbohrte Salonsozialist unterhielt sich über Markenkleidung.
Markenkleidung, mein Gott!
Ich, das Landei, konnte mir damals schlimmere Provinzialität nicht vorstellen: Dass es wichig sein könnte, ob und welche Markenklamotten man trägt. Das war immerhin ein Gymnasium. Dass man guten Geschmack nicht kaufen kann, Coolness, Charakter, konnte man auch damals schon wissen, auch in der zehnten Kasse.
Inzwischen hab ich so einiges kennengelernt und gesehen. Heute kenne ich noch weit schlimmere Provinzialität. Das ist, wenn man beispielsweise einen Hauptstadtflughafen braucht, ein Luftkreuz gar, weil man glaubt, die größte Stadt weit und breit müsste auf jeden Fall Hauptstadt werden, und dann ganz dringend auch irgendwie
"so wie London, Paris und New York!"
Aber naives Landei, das ich damals war, dachte ich nur:
"Wo bist du hier bloß reingeraten?"