Heute: Nächste Ferne (2)
“Aber das ist doch trotzdem gefährlich für die nächste Mannschaft!”
“Für die nächste Mannschaft ist es genauso gefährlich wie für uns. Bei denen kann sich der Praktikant ebenfalls vertippen. Und das beste ist: Wenn er sich nicht vertippt, landen sie genau da, wo wir ursprünglich ankommen sollten - also mit Sicherheit nicht hier.”
“Sondern?”
“Ich habe keine Ahnung, wie es da aussieht. Die werden sich nur sehr wundern.”
“Meinen sie.”
“Klar: Darüber wie sich der Planet verändert hat. Sie haben ja all die Aufnahmen von uns, Messergebnisse, Analysen von jedem Darmwind eines Zombies. Dass wir hier nicht lauter Kulissen aufgestellt haben, werden sie sich gerade noch denken können.”
“Interessante Vorstellung ... aber die Bildbearbeitung ist inzwischen sehr weit, wirklich sehr weit. Bedenken sie, dass es schon bei den ersten Raumflügen Zweifel gab. Die unterstellen uns dann sicher, wir hätten alles manipuliert.”
“Was meinen sie?”
“Na, es wurde doch ewig angezweifelt, dass die Amerikaner wirklich auf dem Mond waren. Irgendwelche verwirrten Skeptiker haben doch jahrzehntelang behauptet, dass das ganze Mondfilmmaterial in einer Studiohalle in Arizona aufgenommen wurde.”
“Ha!”
“Bis dann endlich wieder einmal einer auf dem Mond war und die Fahrzeuge und Flaggen und Bierdosen und all das Zeug originalgetreu vorfand.”
“Ha! Diese Zweifler, das ist doch pathologisch! Auf einer Skala von null bis eins hat das den Krankheitswert fünf!”
“Und dann gab es doch tatsächlich erneut Skeptiker die behaupteten, dass auch diese Mission getürkt sei - beinahe fünfzig Jahre später! Wer sollte daran noch das geringste Interesse haben? Meine Güte, selbst ich als Arzt staune, wie verwirrt man sein kann und dennoch nicht eingewiesen wird. Aber die Bildbearbeitung ist heute wirklich sehr viel weiter als damals.”
“Ja. Aber wir sind hier nur zu dritt, das weiß unsere Behörde auch. Sie brauchen ja nur auf unseren Gehaltsstreifen zu schauen, da stehen nur drei Raumfahrer drauf.”
“Aber die Bildbearbeitung ist heute so weit automatisiert...”
“Ach was: Wir bringen denen doch endlos viel Zeug mit, wenn wir nach Hause fahren. Alles Originalteile, Tiere, Pflanzen ... und wenn ich den Schleimpilz erwische...”
“Käptn! Vorsicht mit dem Schleimpilz!”
“Schon gut. Also kein Schleimpilz. Na gut, also, alles mögliche. Die glauben uns schon, dass wir auf einem interessanten Planeten sind. Nur dass sie nicht wissen, wo er sich befindet. Und wir sagen es ihnen nicht.”
“Tun wir nicht?”
“Wollen sie, dass hier Kohorten von Agraringenieuren herumstapfen und für genveränderte Lebensmittel die ganze Landfläche in rechteckige Parzellen aufteilen? Mit hübschen Zäunen gegen die gierigen Nachbarn vom Konkurrenzkonzern?”
“Wer sollte das wollen?”
“Und weil es ihren extrem leistungsfähigen Genpflanzen nicht bekommt, werden sie als erstes die hiesige Artenvielfalt ein wenig dezimieren.”
“Vermutlich ja.”
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