Die mitgelieferten Ohrhörer jedoch sind ursächlich scheiße. Sie sind zu groß für menschliche Ohren und rutschen ständig heraus. Sie lassen sich auch nicht anpassen. Muss man erst einmal schaffen: Etwas dermaßen unbrauchbares in die Welt zu setzen.
Für den Radioempfang benötigt man kabelgebundene Hörer, weil das Kabel als Antenne dient.
Das alte smarte Fon kam von der Firma Sony. Es besaß ebenfalls UKW-Radio und unscheinbare, aber sehr taugliche Ohrstöpsel. Herr und Frau Sony können das, immer schon. Oder sie wissen jedenfalls, dass einige Kunden ein Radio auch benutzen wollen, wenn es denn eins gibt.
Doch selbstverständlich funktionieren die Hörer vom SONY-Fon nicht am LG-Fon. SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT! Auch wenn der genormte Stecker das irgendwie nahe zu legen scheint.
Der kluge Kaufmann weiß: "Der Kunde muss um Gottes Willen unser untaugliches Zeug kaufen! Oder gar nichts!" Dem klugen Kaufmann ist nämlich völlig gleichgültig, ob der Kunde zufrieden ist. Und über den Sinn von genormten Steckern denkt er nur nach, wenn er die Konkurrenz deswegen verklagen kann.
Das Nichtfunktionieren besteht übrigens darin, dass bei den nichtoriginalen Ohrhörern bestimmte Frequenzen herausgefiltert werden. Da werkelt wohl einfach eine Software, die für NoiseReduction oder GeräuschCancelling oder irgend solchen Quatsch sorgen soll. Man kann sie natürlich nicht konfigurieren.
Also zieht der Große Bloguator los, um geeignete Ohrstöpsel zu erwerben.
Das Angebot ist ebenso riesig wie das der smarten Fone. Der Umstand, dass nicht alle gleich funktionieren, müsste den Leuten, die sich täglich damit beschäftigen, eigentlich bekannt sein, glaubt man so. Nur findet sich nichts davon auf der Produktbeschreibung. Einig sind sich alle nur über iPhone *und* Android.
Deshalb wissen es auch die Fachverkäufer nicht. Wer herausfinden will, ob es funktioniert, muss solche Ohrstöpsel kaufen und ausprobieren.
Es ist überraschend, aber in der Packung liegt keine Gebrauchsanweisung. In unserer Gegenwart werden Gebrauchsanweisungen für die trivialsten Gegenstände verfasst und beigelegt. Gerade für Ohrhörer, die man nur an die einzige vorhandene Buchse anstecken muss, wäre demnach eine umfangreiche Gebrauchsanweisung zu erwarten.
Aber! Immerhin! Es gibt Sicherheitshinweise! Na klar, was denn sonst!
Sie befinden sich - TUSCH! - auf der Innenseite der verklebten Packung. Heißt: Wer sie wirklich lesen wollte, muss zuerst die Packung zerstören.
Doch doch, Aufreißen fällt unter Zerstören.
Nur muss das allen entgangen sein, die beim Design- und Marketing-Prozess mit dieser Verpackung zu tun hatten. Das wäre *Bildungsnotstand* und nicht ungewöhnlich in unserer Gegenwart: Die Entscheidungsträger - Abitur, Hochschulabschluss - sind nicht in der Lage, den Zweck einer einfachen Maßnahme zu erkennen.
Oder es wäre nicht allen entgangen. "Sicherheitshinweise auf der Innenseite vom Karton? Sind sie wahnsinnig?"
"Aber sonst liest es doch jeder!"
"Was? Und?"
"Und dann kaufen es die Leute vielleicht nicht. Oder sie laufen das Produkt von der Konkurrenz, wo nichts drauf steht."
"Aha. Na dann."
Das wäre wohl Täuschung, wenn die Zuständigen offensichtlich gar nicht wolllen, dass irgendjemand das liest. Aber in unserer Gegenwart stört sich kaum jemand noch daran.
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