24 September 2006

Erben der Kürbiskriege


- Die Offenbarung -

In der Kommentarabteilung zu diesem Beitrag wurden wir mit einem Utensil von unabsehbarer Bedeutung bekannt gemacht:



Es handelt sich hier um ein Gerät zum wettkampfmäßigen Verschießen von Kürbissen.


Der zurechnungsfähige Betrachter mag sich eine Weile fragen: "Warum nur? Wozu?" Aber das lässt zum Glück bei den meisten irgendwann wieder nach.

Schlussendlich, nach einigen Wochen Bedenkzeit, hat sich → mir ← etwas offenbart, und zwar Die Sinnvolle Anwendung™.

Geltungsbereich:
Diese Offenbarung gilt sowohl für unkaputtbare Kürbisse wie auch für die lange fälschlich missachtete Unkaputtbarer-Kürbis-Kanone, welche die ultimative Weiterentwicklung des Unkaputtbarer-Kürbis-Katapultes darstellt.




Denn höre und vernimm die Offenbarung!

Die sinnvolle Anwendung™

In einer Zeit - oder einer Region - ohne entwickelte Funktechnik kann man damit körperlich Nachrichten transportieren!

Und das geht so:

Der Nutzer schreibt seine vertrauliche Notiz mit Tinte und Füllhalter auf Pergament, rollt diese auf und steckt sie durch eine kleine Öffnung des speziell zu diesem Zweck gezüchteten, ausgehöhlten und getrockneten Kürbis' (Longlife-Kürbis²)

Sofern man die Geräte im Prinzip einer Semaphor-Kette aufstellt, können die Nachrichten von Kanone zu Kanone weitergeschossen werden. Ein ausgebildeter Nachrichtenkollektor sucht die mit einer gewissen Streuung einschlagenden Kürbisse und sammelt sie ein, der Nachrichtenkanonier steckt sie in die nächste Kanone und feuert sie weiter.

Das geht auch nachts, denn man braucht den Kürbis nur in benzingetränkte Tücher zu wickeln und anzuzünden. Es funktioniert sogar im Nebel, weil der ausgebildete Nachrichten-Kollektor hören kann, wo der Kürbis einschlägt. Das gehört zu seiner Ausbildung. Er muss nur darauf achten, dass er von der eintreffenden Nachricht nicht selbst - buchstäblich - getroffen wird.

Solche Kanonen bedeuten für die noch zu entwickelnden Länder einen enormen Fortschritt in der Nachrichtentechnik.

Deshalb überzieht bald ein immer dichteres Netz von Nachrichten-Schuss-Strecken das Land, schließlich möchte in einem sich entwickelnden Land niemand mehr weit zum Briefkasten laufen. Permanentes heftiges Rumpeln kündet vom Mitteilungsbedürfnis der Bewohner.

Für die Jugend gibt es
  • kostengünstige Möglichkeiten der Sammelübermittlung!

  • Nachbildungen von unterschiedlich strukturiertem Pergament acht verschiedener Tierarten!!
sowie
  • Abonnements für das Anrecht auf Transport in verschiedenfarbigen Kürbissen!!!
Mach! Jetzt!! Mit!!!

Die Jugend ist über dieses zukunftweisende Angebot begeistert und sendet sich in hoher Frequenz unzählige Nachrichten, deren Inhalt nur wenige Worte, zumeist in Abkürzungen, umfasst.

Nach einem Zeitraum der Entwicklung machen sich Kanoniergesellschaften gegenseitig Konkurrenz, ohne auf Qualität zu achten. Regelmäßig schlagen Nachrichten auch in Hausdächern ein. Wenn die Bewohner nicht in ihrem Heim sind, muss der auch für diesen Fall ausgebildete Nachrichtenkollektor dort einbrechen und den Kürbis mit der Nachricht abholen. Das sagen jedenfalls die Nachrichtengesellschaften. Falls die Bewohner doch zu Hause sind, fliegen ihnen zuweilen Dachziegel und Haustüren um die Ohren, vereinzelt werden auch zu leichte Wände durchschlagen.

Irgendwann treten rückwärtsgewandte Umweltschützer in Erscheinung, verbünden sich mit unsympathischen Haus- und Grundbesitzern, welche über den Wert ihrer Immobilie besorgt sind, und beanstanden das, was sie als "Lärm" bezeichnen. Infolgedessen werden "leise" Nachrichtenkanonen entwickelt, die etwa so leise arbeiten wie in den entwickelten Ländern ein leise startendes Großraumflugzeug. Die Nachrichtenübermittlung wird aus den Villenvierteln weg in die einkommensschwachen Bezirke verlegt, naheliegender Weise dorthin, wo sich niemand einen Anwalt leisten kann oder wegen einiger Geräusche gleich die Polizei ruft.

Nachdem sich der Informationstransport zusammen mit dem Land ein wenig entwickelt hat, verbessert sich die Treffsicherheit enorm. Durch fortschrittliche mathematisch-empirische Verfahren ist es möglich, beim Verschießen Windrichtung, Größe und Form des Transportkürbisses zu berücksichtigen. Zum Einfangen können nun riesige Trichter aus Draht verwendet werden, durch die der Nachrichtenkürbis direkt in den Ladeschacht der nächsten Kanone rollt. Dadurch lässt sich auch noch eine Arbeitskraft einsparen.

Der zuständigen Gewerkschaft wird dieser Schritt als Maßnahme zum Arbeitsschutz verkauft, weil jetzt pro Kanone ein Mensch weniger von Kürbissen erschlagen werden kann. Aber bis dahin ist Arbeit im noch zu entwickelnden Land billig und der Bau solcher Trichter lohnt einfach nicht.





¹ geiler Genitiv, was?
² die No-Name Kopie, das Me-too-Produkt, wird späterhin "Everlast-Kürbis" genannt und kostet nur die Hälfte. Im Gegensatz zum Longlife-Kürbis ist sie nicht wiederverwendbar.

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