Die ganze Zeit schon will ich mich ja zu den neuen Booten äußern (ich will sie mal versuchsweise so nennen...).
Der aktuelle Cup wird mit Katamaranen ausgesegelt. Katamarane wurden zwar bereits zweimal verwendet, aber das war öde.
Beim ersten mal handelte es sich mehr oder weniger um Betrug von Dennis Conner, der mit einem Katamaran gegen das Einrumpfboot antrat, während seine australischen Gegner beim besten Willen nicht glauben konnten, dass das erlaubt sein sollte. Aber es war nicht überraschend: Amerikanischer Segler - amerikanisches Gericht - es war erlaubt. Der Katamaran fuhr etwa doppelt so schnell wie das Einrumpfboot der Australier. Allen war klar, dass das mit Fairness nicht allzuviel zu tun hatte, aber darauf kam es den Amerikanern um Dennis Conner auch nicht so an. Fairness hatte im AC schon öfter keine Rolle gespielt.
Beim zweiten Mal wählte der Herausforderer auch wieder ein Mehrrumpf-Boot, aber der Verteidiger war zu diesem Zeitpunkt noch clever genug, ebenfalls eines zu bauen. Man wusste relativ früh, dass ORACLE mit einem Trimaran ankommen würde und ALINGHI wählte einen Katamaran. Erst später reihte der Verteidiger einen haarsträubenden Fehler an den anderen, wobei diese Fehler mit der eigentlichen Segelei teilweise nur sehr am Rande zu tun hatten.
Es begann damit, dass der Alinghi-Kat bei schwachem Wind zu wenig Vortrieb entwickelte. Aber weil das zum Verlieren vielleicht nicht ausgereicht hätte bestand der Eigentümer darauf, den Kat selbst zu steuern, statt das seine hervorragenden Profis machen zu lassen. Er fing sich in den beiden Cup-Rennen bereits vor dem Start durch schiere reine unbeschreibliche Dummheit zwei Penaltys ein. Anschließend wurde das Boot sehr schlecht gesegelt: Man konnte sehen, wie an der Kreuz Steuermann und der Großschot-Trimmer gegeneinander arbeiteten, als würden sie das zum ersten mal machen. Am Ende des Raumschots-Kurses wurde endlich das Ballast-Wasser abgelassen, das sie aus irgendeinem Grund immer noch mit sich herum schleppten. Da war das Rennen schon lange verloren. Es gab noch mehr solche Schnitzer, und dass ALINGHI nicht beim derzeit laufenden Cup mitmacht hat schon mal einen großen Vorteil: Bertarelli kann wenigstens nicht wieder versuchen, zu steuern.
Der Americas Cup 2011 wird auf relativ baugleichen Katamaranen ausgetragen, deren Herkunft ich noch nicht herausfinden konnte. Rennen auf identischen Booten finde ich immer schon sportlicher. Sonst verkommt die Regattasegelei nur zum Wettbewerb im Boote-Kaufen. Das allerdings ist immer schon ein wesentlicher Aspekt beim AmericasCup: Wer hat am meisten Geld für eine total überflüssige und ziemlich zuschauerfreie Sportveranstaltung übrig?
Jedenfalls fahren die neuen Katamarane sogar bei wenig Wind schnell, ab mittlerem Wind ist es spektakulär. Man kann viel falsch machen, und genau dafür ist der Circus vor dem eigenlichen Cup auch gedacht: Trainieren. Weltweit Leute aufmerksam machen. Neue Zuschauer gewinnen. Ein sehr überzeugendes Konzept, das Larry Ellison von ORACLE da hat ausarbeiten lassen.
Ach ja, die Boote selbst (ich will sie mal versuchsweise so nennen...):
Geradeaus fahren die Katamarane enorm schnell. Sie müssen auch vor dem Wind kreuzen, so dass die Rennen taktisch interessanter sind. Insbesondere bei den Halsen (gybe) kann man anscheinend verhängnisvolle Fehler machen, und wie man erstaunt feststellen konnte, kann es sogar beim Aus- und Einrollen von Segeln zu schweren Problemen kommen. Für den Steuermann ist es eine anspruchsvolle Sache: Er hat es in der Hand, ob sich das Boot gleich überschlägt - oder erst später.
Die Mannschaft muss die ganze Zeit ihr Gewicht einsetzen. Die reiten richtig aus! Und angeblich spielt sogar der Längs-Trimm eine Rolle.
Früher, in der Ära der 20-Tonnen-Eimer, war es völlig egal, wo auf dem Boot sich ein Crewmitglied befindet, oder sogar alle. Es wurde zwar so getan, als ob es irgendwie darauf ankäme - aber das war reines Theater, so etwas wie Wrestling auf dem Wasser. Der Kiel allein wog mehr als fünfzehn mal so viel wie die gesamte Besatzung. Alle zwölf hätten sich auf den Bug stellen können und es hätte überhaupt keinen Unterschied gemacht. Aber High-Tech, bis aufs letzte Gramm optimiert. Würg!
Einziger Makel der neuen Kat-Bootsklasse: Alle Manöver dauern quälend lange. Quäääääääääälend laaaaaaaaaaaange. Das ist manchmal spannend, führt aber vor allem dazu, dass möglichst wenige Manöver gefahren werden. Es passiert also nicht allzu viel. Sowas könnte man sich noch aufregender vorstellen. Früher gab es vor dem Start interessantes Jonglieren m it dem Boot und auf dem Kurs etliche Wende- und sonstige Duelle. Trotzdem ist es bisher schon Sport. Immer wenn der mehrfache Cup-Gewinner Russel Couts eingeblendet wird sieht man, wie sehr ihn das körperlich anstrengt.
Ich würde mir wünschen, dass sie mit großen Booten ohne Ballast, Jollen für fünf bis sechs Mann, herum fahren. Dann gäbe es noch mehr Action und hektische Manöver. Das ist den Traditionalisten beim Cup vermutlich wirklich zu viel, so ganz ohne kostspielige Bleibombe unten am Schwert. Die hätten auch zu gerne die Katamarane verhindert. Aber Stützrumpfboote sind okay, so lange alle eins haben.
So unheimlich und mittelsympathisch mir Larry Ellison sonst ist: Das hat er gut hingekriegt!
Der aktuelle Cup wird mit Katamaranen ausgesegelt. Katamarane wurden zwar bereits zweimal verwendet, aber das war öde.
Beim ersten mal handelte es sich mehr oder weniger um Betrug von Dennis Conner, der mit einem Katamaran gegen das Einrumpfboot antrat, während seine australischen Gegner beim besten Willen nicht glauben konnten, dass das erlaubt sein sollte. Aber es war nicht überraschend: Amerikanischer Segler - amerikanisches Gericht - es war erlaubt. Der Katamaran fuhr etwa doppelt so schnell wie das Einrumpfboot der Australier. Allen war klar, dass das mit Fairness nicht allzuviel zu tun hatte, aber darauf kam es den Amerikanern um Dennis Conner auch nicht so an. Fairness hatte im AC schon öfter keine Rolle gespielt.
Beim zweiten Mal wählte der Herausforderer auch wieder ein Mehrrumpf-Boot, aber der Verteidiger war zu diesem Zeitpunkt noch clever genug, ebenfalls eines zu bauen. Man wusste relativ früh, dass ORACLE mit einem Trimaran ankommen würde und ALINGHI wählte einen Katamaran. Erst später reihte der Verteidiger einen haarsträubenden Fehler an den anderen, wobei diese Fehler mit der eigentlichen Segelei teilweise nur sehr am Rande zu tun hatten.
Es begann damit, dass der Alinghi-Kat bei schwachem Wind zu wenig Vortrieb entwickelte. Aber weil das zum Verlieren vielleicht nicht ausgereicht hätte bestand der Eigentümer darauf, den Kat selbst zu steuern, statt das seine hervorragenden Profis machen zu lassen. Er fing sich in den beiden Cup-Rennen bereits vor dem Start durch schiere reine unbeschreibliche Dummheit zwei Penaltys ein. Anschließend wurde das Boot sehr schlecht gesegelt: Man konnte sehen, wie an der Kreuz Steuermann und der Großschot-Trimmer gegeneinander arbeiteten, als würden sie das zum ersten mal machen. Am Ende des Raumschots-Kurses wurde endlich das Ballast-Wasser abgelassen, das sie aus irgendeinem Grund immer noch mit sich herum schleppten. Da war das Rennen schon lange verloren. Es gab noch mehr solche Schnitzer, und dass ALINGHI nicht beim derzeit laufenden Cup mitmacht hat schon mal einen großen Vorteil: Bertarelli kann wenigstens nicht wieder versuchen, zu steuern.
Der Americas Cup 2011 wird auf relativ baugleichen Katamaranen ausgetragen, deren Herkunft ich noch nicht herausfinden konnte. Rennen auf identischen Booten finde ich immer schon sportlicher. Sonst verkommt die Regattasegelei nur zum Wettbewerb im Boote-Kaufen. Das allerdings ist immer schon ein wesentlicher Aspekt beim AmericasCup: Wer hat am meisten Geld für eine total überflüssige und ziemlich zuschauerfreie Sportveranstaltung übrig?
Jedenfalls fahren die neuen Katamarane sogar bei wenig Wind schnell, ab mittlerem Wind ist es spektakulär. Man kann viel falsch machen, und genau dafür ist der Circus vor dem eigenlichen Cup auch gedacht: Trainieren. Weltweit Leute aufmerksam machen. Neue Zuschauer gewinnen. Ein sehr überzeugendes Konzept, das Larry Ellison von ORACLE da hat ausarbeiten lassen.
Ach ja, die Boote selbst (ich will sie mal versuchsweise so nennen...):
Geradeaus fahren die Katamarane enorm schnell. Sie müssen auch vor dem Wind kreuzen, so dass die Rennen taktisch interessanter sind. Insbesondere bei den Halsen (gybe) kann man anscheinend verhängnisvolle Fehler machen, und wie man erstaunt feststellen konnte, kann es sogar beim Aus- und Einrollen von Segeln zu schweren Problemen kommen. Für den Steuermann ist es eine anspruchsvolle Sache: Er hat es in der Hand, ob sich das Boot gleich überschlägt - oder erst später.
Die Mannschaft muss die ganze Zeit ihr Gewicht einsetzen. Die reiten richtig aus! Und angeblich spielt sogar der Längs-Trimm eine Rolle.
Früher, in der Ära der 20-Tonnen-Eimer, war es völlig egal, wo auf dem Boot sich ein Crewmitglied befindet, oder sogar alle. Es wurde zwar so getan, als ob es irgendwie darauf ankäme - aber das war reines Theater, so etwas wie Wrestling auf dem Wasser. Der Kiel allein wog mehr als fünfzehn mal so viel wie die gesamte Besatzung. Alle zwölf hätten sich auf den Bug stellen können und es hätte überhaupt keinen Unterschied gemacht. Aber High-Tech, bis aufs letzte Gramm optimiert. Würg!
Einziger Makel der neuen Kat-Bootsklasse: Alle Manöver dauern quälend lange. Quäääääääääälend laaaaaaaaaaaange. Das ist manchmal spannend, führt aber vor allem dazu, dass möglichst wenige Manöver gefahren werden. Es passiert also nicht allzu viel. Sowas könnte man sich noch aufregender vorstellen. Früher gab es vor dem Start interessantes Jonglieren m it dem Boot und auf dem Kurs etliche Wende- und sonstige Duelle. Trotzdem ist es bisher schon Sport. Immer wenn der mehrfache Cup-Gewinner Russel Couts eingeblendet wird sieht man, wie sehr ihn das körperlich anstrengt.
Ich würde mir wünschen, dass sie mit großen Booten ohne Ballast, Jollen für fünf bis sechs Mann, herum fahren. Dann gäbe es noch mehr Action und hektische Manöver. Das ist den Traditionalisten beim Cup vermutlich wirklich zu viel, so ganz ohne kostspielige Bleibombe unten am Schwert. Die hätten auch zu gerne die Katamarane verhindert. Aber Stützrumpfboote sind okay, so lange alle eins haben.
So unheimlich und mittelsympathisch mir Larry Ellison sonst ist: Das hat er gut hingekriegt!