28 Juli 2006

Fantastische Rubriken

Schön, du hast es so gewollt. Ich gehe mit und biete

            GEDICHTE ÜBER SCHLIMME GERÜCHE

Will sehen!


übringens, merkwürdig:
Hier können Ersteller ungefragt ihre Kommentare entfernen?
IN MEINEM BLOG ?!?


"entfernen" ist eigentlich ein schönes Wort, wo es doch grade das Gegenteil besagt nämlich.
Ent-fernen heißt ja sowas wie nähern, vielleicht.
Richtiger wäre Fernen.
Der da oben hat das Wort ge-fernt. In die Ferne, meine ich. Weit weggemacht. Irgendwie hinfort gedingst. Und so. Versteht ihr? Nicht? Ich auch nicht.

Hof

- Autohof: neudeutscher Begriff, Synonym für "Rasthaus" -
oder: Warum ich so wenige Freunde habe

Kennst Du eigentlich Hof? Sagt Dir Hof was?

Kannst Du ermessen, auf welche Gedanken ein kleiner Knirps kommen kann, der gerade weit genug weg von einer Ortschaft namens HOF lebt, daß sie zwar fast täglich erwähnt, aber nur selten besucht wird? Der Knirps kann Hof und Hof nicht auseinanderhalten.

Was möchtest du denn hören?
Eine Geschichte über den Bahnhof von Hof? Den sogenannten Hofer Bahnhof? Der hat sogar einen Hof - den Hof vom Hofer Bahnhof. Angrenzend liegt der Kaufhof. Dar Kaufhof am Hof vom Hofer Bahnhof.

...woooohaaaahhhaaahaaahaaa... ! (dreckiges Lachen)

... au, aua! Aua! Nicht schlagen! Bitte! Nicht! Auaaaaaaa!

Dort kann man seiner Angebeteten den Hof machen.
Es gibt ein Vergnügungsviertel wo man später dann Haus & Hof verspielen kann...

...und am Ende jede »HOF-fnung« verlieren.


...wooharghghg...röchel...nimm die Hände da weg ... ! ... bit...te...! Kch...kch...

Weißt du, früher hatte Hof auch einen Milchhof. Damals fuhr man noch die Milch vom Hofer Milchhof auf den Hof vom Hofer Bahnhof. Mit Früchten ist das anders: Kein Fruchthof in Hof. Fruchtlos. Fruchtlos in Hof.

Aber Spielen? Eine Lotterie! Da kann man bestimmt was gewinnen! Kann ich bitte ein Fruchtlos haben? Ah, nein, besser zwei!

Ach nein, jetzt weiß ichs:
FNUNG! Das war's, was mir die ganze Zeit auf der Zunge lag!
HOF ist die Ortschaft, die nie FNUNG hatte!


Dennoch: Manchmal hat der Mond einen Hof. Denk mal drüber nach!

Öcht?

Gab da mal einen wunderbaren gezeichneten Witz vom fetten Frosch, der das immer falsch verstanden hatte und mit Skateboard und einem T-Shirt rumläuft, das deutlich über dem Bauch spannt und wo vorne draufgedruckt ist:

              The fattest will survive!

Der Frosch, über den Irrtum aufgeklärt: "Öcht?!?"

So viel zum erklärten Witz.

Kindergartennamen

 
In Berlin grassiert derzeit eine neue erstaunliche Seuche: Ein Kindergarten muß einen sprechenden Namen haben. Aktuelle Bespiele: 3Käsehoch, Stadtindianer oder Pippilangstrumpf.

Heutzutage muss ein Kindergartenname anscheinend die überaus redlichen Erziehungsabsichten der glücklichen Eltern oder jedenfalls der Kindergarteninitiatoren zweifelsfrei rüberbringen, damit man ihr Gutmenschentum schon von weitem erkennt.

Wie durch einen Blitz erleuchtet soll klar werden, dass das kindliche Wesen in jedem Fall ein zu beschützendes ist, und dass die engagierten Eltern gewillt sind, dieser Schutzpflicht entgegen allen Widrigkeiten nachzukommen. Gleichzeitig soll das Kind eine unabhängige, starke Persönlichkeit werden, die ruhig auch mal Blödsinn machen kann - solange es den Eltern dabei nicht zu sehr auf die Nerven fällt.

Daß aber Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga ziemlich häufig nicht unerhebliche Schäden verursachen, scheint allen entgangen zu sein. Die Eltern möchte man sehen, die all diese Riesenschäden so klaglos hinnehmen...


Möchte jemand ein Sonnensegel?          (klick ins Bild)



 

23 Juli 2006

Fliesenklebegedicht

- anlässlich der Eröffnung der Reihe: Sinnfreie Limericks -


das verkleben der fliesen
im leben der riesen
ist überaus wichtig
und zudem ganz richtig
will man im bad keine wiesen


______________________________________
aua, aua, aua, ja, ich habe mit dem bau zu tun. merkt man das?

20 Juli 2006

Eisdielen in Berlin

- über die Qualität von Nahrungsmitteln -

Wie es anderswo ist, weiß ich nicht. Der Berliner jedenfalls glaubt, dass Nahrung dann gut sein muss, wenn sie a.) kompliziert hergestellt wird oder b.) aus höchst exotischen Zutaten besteht oder c.) beides.

Unsereinem, der alt genug ist, noch mit halbwegs natürlichen Lebensmitteln aufgewachsen zu sein, sträuben sich da immer die Nackenhaare: Wie wäre es denn, zur Beurteilung einfach mal den GESCHMACK heranzuziehen? Dazu allerdings wäre es hilfreich zu wissen, wie Lebensmittel schmecken KÖNNEN. Das ist nicht so einfach in diesen Zeiten, wo man im Frühjahr Weintrauben und im Winter Erdbeeren isst, und den Rest des Jahres irgendwelche Früchte, deren Namen in unserer Sprache nie vorgesehen waren.

Gleichzeitig kauft man in sogenannten Backshops sogenannte Brötchen und die Shrimps enthalten teilweise mehr Antibiotika als zugelassene Medikamente. Gerüchteweise hört man, dass in Spülmittel echte Zitrone Verwendung findet, während man der Zitronenlimonade künstliches Aroma untermischt. Also, zugegeben: Wie soll man da noch richtiges Essen kennen?

Zurück zu den Eisdielen: In Berlin darf man keiner Eisdielenempfehlung trauen, denn die scheint sich allein an der Anzahl und Ausgefallenheit der angebotenen Sorten zu orientieren. Eine Eisdiele gilt in Berlin dann als gut, wenn sie Eis der Geschmacksrichtung Maracuja-Dieselöl für Autofahrer verkauft. Viskosität 60W40, mit Ahornsirup und den leckeren grau-grünen Streifen.

Na gut, Ernst beiseite:
Schmackhaftes Speiseeis besteht notwendig nur aus Früchten, Sahne und Zucker - am besten zu gleichen Teilen. Es gibt zuweilen die bedenkenswerte Auffassung, man dürfe noch Eigelb dazugeben. Sonst gehört da nichts rein, außer dem jeweiligen namensgebenden Geschmacksstoff: Vanille, Schokolade oder so.

Aber! Eis wird bei uns nach Volumen verkauft, nicht nach Gewicht: 1 Kugel oder 500ml sind die gängigen Maßeinheiten.
Und: Je mehr Luft das Eis enthält, desto mehr Volumen kann man aus der gleichen Menge Grundstoffen gewinnen.
Also wird versucht, möglichst viel Luft unterzuschlagen.

Der simpelste Trick: Butter. Wenn man ordentlich Butter reinhaut, braucht man viel weniger teure Zutaten für dieselbe Menge Eis. Dann wird es halt ziemlich fettig, der Euphemismus dafür lautet "cremig".

Sicher kann man das mit Lebensmittelchemie noch weiter optimieren, aber "Butter" klingt ja grade so schön wertvoll und natürlich. Ich esse auch gerne Butter, auf Brot oder in gedünsteten Bohnen. Im Erdbeereis brauche ich eigentlich keine.

Aber ich kenne uuunglaublich viele Leute, die HÄAGN DASZ oder MAGNUM für gutes Eis halten, darunter sogar solche, denen ich sonst echtes Urteilsvermögen zubillige. Vorsicht mit Empfehlungen für Eisdielen!

19 Juli 2006

AUTOBAHNKIRCHE

- für das schnelle Gebet zwischendurch -

Wenn man an einer Autobahnkirche vorbeikommt, beginnt man vielleicht, sich Gedanken zu machen, über Gott und die Welt. Zuerst natürlich über die Welt, und über ihr Verhältnis zu IHM.
Konkret: Ob es denn dem eiligen Reisenden so ohne weiteres möglich sein mag, nach stundenlangem Brausen auf der Autobahn innerhalb der kurzen Zeit, die einem dann zur Verfügung steht, zur inneren Einkehr zu gelangen. Zu der Art Einkehr, die erforderlich ist, wenn man mit dem Herrn spricht.
Etwa so:


Hallo Herr, kannst du bitte etwas lauter?

... ja... weißt du, ich frohlocke und bin wohlgemut, wenn DU zu mir sprichst. Aber ich kann Dich grade ganz schlecht verstehen...

... wo ich bin? In einer Autobahnkirche, wieso?

... ja... ja... genau... ja.

Ja... ach? Das wusstest du nicht, Herr?

Aber Herr, ich kann - dich - ganz - schlecht - verstehen! Der Empfang ist hier miserabel. Ich glaube, ich habe hier kein Netz!

Vielleicht liegt das an den vielen Zweiflern und verlorenen Seelen, die hier parken. Was? Ja, lauter! Die Autobahnkirche ist leider aus Beton, da dringt kaum Glaube durch.

Was, dann soll ich jetzt zu O-PRAY-O
wechseln, dem internationalen katholischen Netzanbieter?

...ach so, kleiner Scherz, verstehe... auf meine Kosten...

... aber Herr, nach all der weltlichen Hast hatte ich das Bedürfnis mit DIR zu sprechen! Ich wollte DEINE Stimme hören und DEINEN Trost empfangen! Und DU machst dich lustig über mich!


So weit.

Eine Autobahnkirche stelle ich mir im Verhältnis zur Religion so vor wie McDonalds im Verhältnis zur Ernährung - für das schnelle Gebet zwischendurch.
Insbesondere dann, wenn dort eine Messe gefeiert wird:

Nein, danke, ich bin auf Diät, ich kann einfach nicht den ganzen Leib Christi empfangen. Ich nehme nur die Hostie-light für den ernährungsbewussten Sünder. Nein, kein Essig-und-Öl. Nur ein Tröpfchen Weihwasser!

Oh, sie haben grade welche aus biologisch-fanatischem Anbau? Mit ganz viel BET-A-Karotin? Gut, dann davon. Oh, und Blut-Christi, den Wein aus Texas, im Doppel-Zeitsparpack?

Eine Two-in-One-Messe, damit kommen sie gut über die nächsten hundert Kilometer!

Ja, wissen sie, der evangelische Pfarrer an der letzten Autobahnkirche wollte mir doch glatt Rote-Ge-Bete andrehen. Da bin ich gegangen. Und will jetzt meine Sünden hier bereuen: Das kann nicht Gottes Wille sein, und seine Kraft, und seine Herrlichkeit, in Ewigkeit - oh, ich muss weiter. Bis dann.

17 Juli 2006

und sonst?

Ich frage mich ja noch, was denn jetzt genau passieren soll in diesem Blog?
Zum Beispiel frage ich mich dann, ob ich es nutzen soll, um auf so fan-tas-ti-sche Dinge wie dieses hier hinzuweisen: 

Paddeln in Ohio

Also: Da haben die Leute allen Ernstes Kürbisse, die so groß sind, dass man sich reinsetzen und drin paddeln kann. Als Erwachsener. Und sie tun das auch.

Ja, das sollte eine Meldung wert sein.

14 Juli 2006

Futterneid

yes, hello? here mr. futterneid speaking! you had complaints about... ach, sie sprechen deutsch? gut.

sie haben behauptet, sie seien in die hand gebissen worden? das ist doch maßlos übertrieben! ... allenfalls ein wenig ... gekniffen...

was? geblutet? ja, sie hätten nicht so heftig wegziehen müssen, da geht das eben nicht anders!

wie
"nur wegen ein paar erdbeeren"? das waren die letzten erdbeeren! und ich hatte aus-drück-lich gesagt, ich würde gerne eine oder zwei...

ich soll mich nicht so anstellen?!?

SIE wollten sich trotz meiner bitte die letzten erdbeeren auf den teller laden! und SIE haben höhnisch gelacht - wegen der paar erdbeeren sollte ich mich nicht so anstellen! bei IHNEN wären die erdbeeren sowieso besser aufgehoben. dabei habe ich höflich gefragt. jetzt brauchen sie sich auch wegen der hand...

wie: klage? sie wollen mich verklagen? wegen ein paar erdbeeren? ach wegen der hand...

bitte, ICH werde SIE verklagen! ja! wohl! wegen ein paar erdbeeren!

was heißt hier krankenhaus? tetanus? das ist mir egal - ich habe keine tollwut. nicht dass ich wüsste.

haben sie überhaupt zeugen? außer uns war doch gar keiner im frühstücksraum?

wie: ihre frau? die kam doch erst viel später runter!

doch, doch, das bestätigt auch der herr an der rezeption. ich habe es mir unterschreiben lassen. vorsichtshalber.

ach, ihre frau kann bestätigen, wie höllisch weh das tat? na, das will ich hoffen! sie sollten eben etwas höflicher zu anderen leuten sein, auch beim essen. sind sie eigentlich einzelkind?

wieso geht mich das nichts an? ich frage ja nur.

oh, sie sind der jüngste von vier? schicken sie mir jetzt ihre großen brüder vorbei?

ach was! ihr geschäftspartner kann bezeugen, sagen sie? das überrascht mich, der kam doch noch nach ihrer frau.

ich kann das nicht beweisen? doch, doch: der mann an der rezeption hat das bestätigt.

ja, genau, das habe ich auch schriftlich.

sie wollen einen abdruck von meinem gebiss machen lassen? zum vergleich? sind sie noch zu retten?

sie werden mich zwingen? aha. na dann. ja, fangen sie ruhig schon mal ohne mich an, ich muss ja nicht die ganze zeit dabei sein, oder?

was? ja doch, natürlich sehe mich mich vor. und SIE sind in zukunft im frühstücksraum ein bisschen rücksichtsvoller. ihrer frau und ihrem geschäftspartner können sie ja meinetwegen die letzte erdbeere wegessen.

was? ja, ich höre von ihnen, natürlich. viel spaß.

hallo? hallo?!?

schade, aufgelegt.

13 Juli 2006

...und wo wir grade dabei sind

"Griechische Forscher haben das Grab von Theseus entdeckt"

Das ... überrascht ... mich jetzt ... ein wenig...

Die reale Existenz des Helden Theseus ist historisch noch ein ganzes Stück weniger belegt als die vom Herrn Homer. Genaugenommen gibt es nicht wenige, die die Figur Theseus für eine Erfindung von H.O.M.E.R. halten. Und schon der verschwimmt ja im Dunst der Geschichte.

Nun ja, das Grab vom Theseus also. Woran mögen sie das wohl erkannt haben? Eine 2.60m lange Steinkiste mit einem Haufen Knochen und Lorbeerblätter drin? Ach, Verzeihung, in dem Sarg liegt ja der Herr Kules.

Aber das könnte auch gut ein Römertopf gewesen sein.

Demnächst werden dann die griechischen Forscher sicher auch das Grab von Zeus finden. Vielleicht eine Familiengruft, zusammen mit seiner Gattin Hera und den nächsten Verwandten. Außenrum sind dann womöglich seine Kinder bestattet, für alle zusammen brauchte es dabei ein Gräberfeld von mehreren Quadratkilometer Größe - sowas kann doch nicht so schwer zu finden sein!

Den Dienstsitz vom Zeus kennt man ja schon, das war der Olymp nämlich. Ein kahler Berg irgendwo im nirgendwo. Ich war mal da oben: Zugig, kalt, bequem hatten sie's nicht, sogar ganz schön ... spartanisch (haha, kleiner Insiderjoke). Aber jedenfalls kann da oben so eine Grabanlage nicht schwer zu finden sein.

Na gut, vielleicht sagt die eingangs zitierte Meldung auch nur etwas über die Qualität der griechischen Forscher.

12 Juli 2006

Wiedergefunden (link)

Hab's wiedergefunden. Im Artikel weiter unten wurden einige Thesen zum Gedichtelesen zitiert. Hier nun die wissenschaftliche Grundlage dafür:

...wie die Verse des griechischen Dichters Homer eine wohltuende Wirkung auf Herzschlag und Atmung entfalten ...

Nun ja, ich würde jetzt für so eine Untersuchung nicht gerade Homer hernehmen. Zum einen, weil schon gar nicht so gesichert ist, dass der gute Mann überhaupt jemals selbst gelebt hat. Womöglich war HOMER nur das Pseudonym einer altgriechischen Schule von Spaßvögeln¹, die sich in der Männer-Sauna blutrünstige Geschichten ausdachten und diese gerne veröffentlichen wollten.

Und dann wurden die 3000 Jahre alten griechischen Texte ins Deutsche übertragen. Die Forscher behaupten ja, dass die Übersetzung den überaus heilsamen Rhythmus der jahrtausendealten Verse beibehält.

Da haben sie wohl noch nie von der Standardklage zum Thema "Übertragungen fremdsprachiger Literatur" gehört:

... die schönen sind nicht treu und die treuen sind nicht schön ... ²

Ich jedenfalls bezweifle, dass sich Form und Gestalt so übertragen lassen, dass sie auch in der Übersetzung noch therapeutische Wirkung entfalten.

Aber trotz aller Einwände will ich hiermit feierlich verkündigen: Ja, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht - Gedichtelesen beruhigt. Jawohl.



¹ möchte hier zufällig jemand den Spaßvögeln-Witz hören? Auf Anfrage per Mail oder unter vier Augen...

² ob das auch was mit Frauen zu tun hat, können wir dann ein anderes Mal diskutieren

Meldung

... gestern im Tagesspiegel:

"Fast alle deutschen Botschafter sind Männer".

Genau. Bis auf die deutschen Botschafterinnen. Die sind Frauen. Fast alle.

10 Juli 2006

Finaaaaale, oh-oh!

So, die WM ist fertig. Italien ist mit einer besseren schauspielerischen Leistung Weltmeister geworden.

Ach, es ging um Fußball? Oh.

Ich, geübter Fußballhasser, musste mir gestern das Finale ja dann doch live im Kreise von Freunden ansehen. War gar nicht so schlecht - das Gegrillte und das Bier das es da gab.

Mit der WM hat mich einiges versöhnt. Ich war kein einziges Mal auf der Fanmeile - obwohl die nur 1,5km Luftlinie von meiner Wohnung weg lag. Aber ein Haufen freudetrunkener und steuerungsloser Fußballfreunde ist nicht das, was mich magisch anzieht.

Über die Niederlage der Deutschen habe ich am Dienstag noch gefeixt: So sehn Sieger aus, sha-lala-lala! Für viele ist da ja eine Welt zusammengebrochen: Deutschland NICHT Weltmeister! Mein Gott!

Ich dachte mir: Mit einem vierten Platz von 32 Mannschaften kann nur jemand unzufrieden sein, der sowas selbst nie versucht hat. Aber wie gesagt, ich wurde versöhnt: Am Samstag nach dem "kleinen Finale" (ist das schon Beschönigung oder noch Verhöhnung?) gab es Stimmen deutscher Fans, die laut sagten, dass ein dritter Platz doch gar nicht mal so schlecht ist. Da gefiel mir Fußball in Deutschland doch ausnahmsweise mal. Das gibt sich hoffentlich wieder.

Beim Finale dann hab ich den Franzosen die Daumen gedrückt:
Weil sie andauernd als alte Männer bezeichnet wurden. Der Zidane ist 10 Jahre jünger als ich - bringt mir meinen Rollstuhl! Und vor allem, weil der Zidane so gut aussieht und so einen großartigen Namen hat. So muss man erstmal heißen: Zinedine Zidane!

Die alten Männer haben besser gespielt - naja, hätte ich denen gleich sagen können. Aber gewinnen tut man halt nur, wenn der Ball dann auch mal im Tor landet.

Zidane hat einen Elfmeter versenkt und hätte beinah noch ein Tor eingeköpft. War also erwartungsgemäß der Score-König. Die Italiener haben sich oft und theatralisch auf den Rasen geworfen: Maa-maa!

Dass den Zidane dann irgendeine italienische Pfeife dermaßen provozieren kann, dass er 10 min. vor Schluss komplett ausrastet, fand ich seltsam: Das sah aus, als wüsste der Italiener das Zauberwort, um Zidane abzuschalten.

Ich vermute, sie haben das vorbereitet, so wie andere Mannschaften seit neuestem angeblich Elfmeterschießen üben. Italiener lernen die Schwalbe wahrscheinlich schon in der Schule, dienstags, dritte Stunde, im Fach "Schwalben bei Länderspielen", aber effektives Beleidigen üben sie mit ihrem Trainer. Ich bitte Sie: Wer würde sich schon von einem italienischen Fußballer beleidigen lassen? Überhaupt von einem Fußballer, egal woher?

Zidane sah rot, kriegte dann rot gezeigt und flog zu Recht raus. Zehn Minuten vor Schluss war das nicht so dramatisch, wie alle Kommentatoren behaupteten. Sie haben schon eine Weile vorher nicht das Tor getroffen, und als Zidane weg war, spielten die übrigen Jungs umso dynamischer nach vorne. Das war mehr als ehrenhaft, nur leider nicht erfolgreich.

Elfmeterschießen halte ich für ein Glücksspiel, weil dann nur noch zwei entscheiden, während beim normalen Spiel oder beim Golden Goal die ganze Mannschaft beteiligt ist. Und im Glücksspiel siegte eben die Mannschaft mit der besseren schauspielerischen Leistung. Schade.

Tut mir nur um den Zidane ein bisschen leid. Aber am Montag ist er da wieder drüber hinweg, und dann sieht der alte Mann immer noch gut aus. So!

07 Juli 2006

A Tribute to...

Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut


hat, heute noch so 'n dumpfen Scheiss zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut


darüber, daß so 'n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.


Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
ich find Sonette unheimlich beschissen.
R.G.

Vor einer Woche ist Robert Gernhardt gestorben - und ich vermisse ihn immer noch. Wenn man mich nach meinem Lieblingsdichter fragt, lautet die deutschsprachige Antwort: Robert Gernhardt. Wobei das so schön anachronistisch ist: Wer liest denn heute Gedichte? Nicht "heute noch" sondern: Überhaupt. Das Gedicht ist zur Zeit von verschiedenen anderen Erscheinungen abgelöst, dem Popsong, beispielsweise.

Dabei soll man Gedichte nicht unterschätzen. Ich weiß nicht woran es liegt oder ob das schon wissenschaftlich bewiesen ist (neulich las ich sowas), in meinem Fall beruhigt sich das Gemüt tatsächlich, wenn ich einen der von mir geschätzten Dichter¹ laut lese.

In diesem Sinne: Ein Dank an Robert Gernhardt. ²



¹ und das sind nicht - ich betone: NICHT - Goethe, Schiller und nicht mal Heinrich Heine, obwohl der eigentlich unverdächtig ist... 

² und bei nächster Gelegenheit dann was vom Shakespeare, der soll ja auch kürzlich gestorben sein

Grüße aus Alzheim

Vorhin ruft Dietmar an, einer meiner Segelfreunde. Hektisch wie immer. Wenn man aus Dietmar Strom machen könnte, der würde eine ganze Kleinstadt beleuchten. Er ist schon in Warnemünde. Es ist abend und ich bin im Büro.
"Du, ich steh hier neben dem Micky, und der hat seine Pinne in Berlin vergessen."
Aha.

Micky ist unser ältester Segler, einer von zwei ältesten. Ich bin einer der wenigen, die nicht nach Warnemünde gefahren sind. Vergesslich sind wir beide: Grüße aus Alzheim!

Ohne Pinne am Ruder kann man nicht segeln, Regatta jedenfalls nicht, und auch sonst. Das Problem: Unsere Boote sind mehr oder weniger Einzelanfertigungen, und wenn ein Teil vom einen Boot an ein anderes passt, ist es der reine Zufall.
"Doch, da passt jede von einem Mader-Boot! Fahr doch mal raus zum Wannsee..."
"Ähm, Dietmar, ich bin hier um zu arbeiten..."
"Wenn ICH in Berlin und an Deiner Stelle wäre, ich würde..."
"...bist aber nun grade nicht..."
"...jeden Hebel in Bewegung setzen, den..."
"Jaja, ich hab verstanden: Ich habe den Job."
Sonst gibt er sowieso keine Ruhe.

Also: Ich muss jetzt erstens jemanden finden, der zum See rausfährt und anschließend nach Warnemünde. Zweitens... nein, in dieser Reihenfolge ist das sinnlos, nochmal: Ich muss erstens jemanden finden, der ein passendes Boot mit einem passenden Teil dran hat, und zwar sofort, und der das zweitens am Wochenende nicht braucht. Wie gesagt, es sind ja eigentlich alle in Warnemünde.
Wenn ich überhaupt so einen gefunden habe, muss ein anderer, der beabsichtigt, heute noch  nach Warnemünde zu fahren (d.h. 250km Richtung Norden) vorher zum Wannsee raus ( d.h. halbe Stunde Richtung Süden), dort das entsprechende Teil suchen, einpacken und dann darf er los.

Es gibt noch ein paar kleinere Haken: Berliner Segel-Clubs sind zuweilen gesichert wie der Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim. Zudem stehen da oft mehrere fremde Boote nebeneinander, die alle ähnlich aussehen. Niemand verleiht gerne irgendwas. Und es ist schon ziemlich spät.

Dann will ich also mal anfangen.

Nach ein paar erfolglosen Versuchen fällt mir einer ein, der vielleicht ein passendes Teil hat. Rufe ihn an - erreiche ihn zufällig auch. Ja wir könnten sein Ruder haben - es lässt sich nur leider nicht zerlegen. Das ist vom Regen in die Jauche: Ein unzerlegtes Ruder ist uu-uu-uun-glaublich sperrig und in einem gewöhnlichen PKW gar nicht zu transportieren. Jetzt brauche ich also nicht nur jemanden, der noch nicht unterwegs ist - ist ja inzwischen nicht früher geworden - sondern der zusätzlich nicht mit einem gewöhnlichen PKW fährt. Das macht die Aufgabe nicht einfacher.

Noch ein Weilchen und einige Anrufe später sind mir Leute eingefallen, die vielleicht... ich erreiche sie zufällig, zufällig sind sie noch nicht unterwegs, zufällig steht ihr Boot noch am Wannseee und für den Club haben sie einen Schlüssel. Sie nehmen das Ruder mit.

Ob das Teil wirklich zu Mickys Boot passen wird, weiß ich nicht, aber es gibt eine gewisse Chance, dass. Nach etwa einer Stunde Arbeit und zehn Telefongesprächen immerhin überhaupt eine Art Lösung. Ich melde Vollzug an Dietmar.
"Ja, danke, wir gehen dann später zusammen ein Bier trinken!"
Schon klar. In den nächsten Stunden melden sich noch mehrere andere Leute, denen Dietmar auch diese Aufgabe angetragen hatte. Puuuh. Aber dann kann ich mich jetzt wieder meiner Arbeit zuwenden, ja?

Blick zurück nach vorn

...oder so...

In 2000 Jahren wird man das alles belächeln, unseren Aberglauben, unsere Unwissenheit. Falls in 2000 Jahren noch jemand da ist, um zu lächeln. Und falls dieser sich an uns erinnert. Aber wenn - dann wird er lächeln.

Man wird sich fragen, wie es kommen konnte, dass wir uns so lange mit Kinkerlitzchen wie der Lichtgeschwindigkeit aufgehalten haben. Wie wir die Dunkle Energie im Universum für ein Mysterium und die Dunkle Materie überhaupt für ein Rätsel halten konnten.

Das vermeintliche Problem der Grenze der Lichtgeschwindigkleit, die man heute noch mit keinem Trick überschreiten kann, wird man gleich auf mehrere Arten gelöst haben. Eine davon: Man wird einfach das Licht abgebremst haben - so kann man nämlich auch schneller sein als das Licht. Man wird ein Licht erfunden haben, das so langsam ist, dass man es auf dem Fahrrad überholen kann. Alles eine Frage der Relation - nicht der Relativität.

In 2000 Jahren wird man Dunkle Materie in kleinen abgedunkelten Flaschen kaufen können.   KÜHL AUFBEWAHREN!   Dunkle Energie wird aus undichten Leitungen tropfen, für die heute noch nicht einmal das Material erfunden ist. Für beides wird man nicht die geringste praktische Verwendung haben - aber es geht um die Idee!

Eine Idee der reinen Kultur. Auch wenn man für den Transport des Fläschchens mit der Dunklen Materie drin eine Maschine in der Größe einer heutigen Diesellok braucht, nur vierhundertmal leistungsfähiger - egal! Was dann zählt, sind nur noch immaterielle Werte, wie IDEE und KULTUR.

So wird es sein, das Leben in zweitausend Jahren.

04 Juli 2006

Ein paar warme Worte zum Geleit

Tja, ein Blog. Warum nur?

Wer den Autor schon kennt, weiß: Was raus muss, muss raus. 
Und es ist viel, was da raus muss. 

Alle anderen können mich mal: Kennenlernen nämlich. Das ist im besten Falle unterhaltsam, spielt aber eigentlich keine Rolle. Es genügt dem Autor nämlich, wenn er selbst seine zweifelhaften Scherzchen versteht.
Und alle anderen können mich mal: Kritisieren nämlich. Das ist das schöne an einem Blog, und wirklich viel besser als eine Kolumne in irgendeinem gedruckten Medium - man kann gleich kommentieren und muss nicht erst Umschläge kaufen oder zum Briefkasten laufen.

Und los!

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