25 September 2006

Weil

"Die macht mich fertig! Aaaargh! Kann mir irgendjemand sagen, warum ich mich mit dieser Schnecke eingelassen habe?!?"


"Weil du sie liebst."


"Wer? Ich? Ach so, ja ... hm ... na, dann..."

24 September 2006

Erben der Kürbiskriege


- Die Offenbarung -

In der Kommentarabteilung zu diesem Beitrag wurden wir mit einem Utensil von unabsehbarer Bedeutung bekannt gemacht:



Es handelt sich hier um ein Gerät zum wettkampfmäßigen Verschießen von Kürbissen.


Der zurechnungsfähige Betrachter mag sich eine Weile fragen: "Warum nur? Wozu?" Aber das lässt zum Glück bei den meisten irgendwann wieder nach.

Schlussendlich, nach einigen Wochen Bedenkzeit, hat sich → mir ← etwas offenbart, und zwar Die Sinnvolle Anwendung™.

Geltungsbereich:
Diese Offenbarung gilt sowohl für unkaputtbare Kürbisse wie auch für die lange fälschlich missachtete Unkaputtbarer-Kürbis-Kanone, welche die ultimative Weiterentwicklung des Unkaputtbarer-Kürbis-Katapultes darstellt.




Denn höre und vernimm die Offenbarung!

Die sinnvolle Anwendung™

In einer Zeit - oder einer Region - ohne entwickelte Funktechnik kann man damit körperlich Nachrichten transportieren!

Und das geht so:

Der Nutzer schreibt seine vertrauliche Notiz mit Tinte und Füllhalter auf Pergament, rollt diese auf und steckt sie durch eine kleine Öffnung des speziell zu diesem Zweck gezüchteten, ausgehöhlten und getrockneten Kürbis' (Longlife-Kürbis²)

Sofern man die Geräte im Prinzip einer Semaphor-Kette aufstellt, können die Nachrichten von Kanone zu Kanone weitergeschossen werden. Ein ausgebildeter Nachrichtenkollektor sucht die mit einer gewissen Streuung einschlagenden Kürbisse und sammelt sie ein, der Nachrichtenkanonier steckt sie in die nächste Kanone und feuert sie weiter.

Das geht auch nachts, denn man braucht den Kürbis nur in benzingetränkte Tücher zu wickeln und anzuzünden. Es funktioniert sogar im Nebel, weil der ausgebildete Nachrichten-Kollektor hören kann, wo der Kürbis einschlägt. Das gehört zu seiner Ausbildung. Er muss nur darauf achten, dass er von der eintreffenden Nachricht nicht selbst - buchstäblich - getroffen wird.

Solche Kanonen bedeuten für die noch zu entwickelnden Länder einen enormen Fortschritt in der Nachrichtentechnik.

Deshalb überzieht bald ein immer dichteres Netz von Nachrichten-Schuss-Strecken das Land, schließlich möchte in einem sich entwickelnden Land niemand mehr weit zum Briefkasten laufen. Permanentes heftiges Rumpeln kündet vom Mitteilungsbedürfnis der Bewohner.

Für die Jugend gibt es
  • kostengünstige Möglichkeiten der Sammelübermittlung!

  • Nachbildungen von unterschiedlich strukturiertem Pergament acht verschiedener Tierarten!!
sowie
  • Abonnements für das Anrecht auf Transport in verschiedenfarbigen Kürbissen!!!
Mach! Jetzt!! Mit!!!

Die Jugend ist über dieses zukunftweisende Angebot begeistert und sendet sich in hoher Frequenz unzählige Nachrichten, deren Inhalt nur wenige Worte, zumeist in Abkürzungen, umfasst.

Nach einem Zeitraum der Entwicklung machen sich Kanoniergesellschaften gegenseitig Konkurrenz, ohne auf Qualität zu achten. Regelmäßig schlagen Nachrichten auch in Hausdächern ein. Wenn die Bewohner nicht in ihrem Heim sind, muss der auch für diesen Fall ausgebildete Nachrichtenkollektor dort einbrechen und den Kürbis mit der Nachricht abholen. Das sagen jedenfalls die Nachrichtengesellschaften. Falls die Bewohner doch zu Hause sind, fliegen ihnen zuweilen Dachziegel und Haustüren um die Ohren, vereinzelt werden auch zu leichte Wände durchschlagen.

Irgendwann treten rückwärtsgewandte Umweltschützer in Erscheinung, verbünden sich mit unsympathischen Haus- und Grundbesitzern, welche über den Wert ihrer Immobilie besorgt sind, und beanstanden das, was sie als "Lärm" bezeichnen. Infolgedessen werden "leise" Nachrichtenkanonen entwickelt, die etwa so leise arbeiten wie in den entwickelten Ländern ein leise startendes Großraumflugzeug. Die Nachrichtenübermittlung wird aus den Villenvierteln weg in die einkommensschwachen Bezirke verlegt, naheliegender Weise dorthin, wo sich niemand einen Anwalt leisten kann oder wegen einiger Geräusche gleich die Polizei ruft.

Nachdem sich der Informationstransport zusammen mit dem Land ein wenig entwickelt hat, verbessert sich die Treffsicherheit enorm. Durch fortschrittliche mathematisch-empirische Verfahren ist es möglich, beim Verschießen Windrichtung, Größe und Form des Transportkürbisses zu berücksichtigen. Zum Einfangen können nun riesige Trichter aus Draht verwendet werden, durch die der Nachrichtenkürbis direkt in den Ladeschacht der nächsten Kanone rollt. Dadurch lässt sich auch noch eine Arbeitskraft einsparen.

Der zuständigen Gewerkschaft wird dieser Schritt als Maßnahme zum Arbeitsschutz verkauft, weil jetzt pro Kanone ein Mensch weniger von Kürbissen erschlagen werden kann. Aber bis dahin ist Arbeit im noch zu entwickelnden Land billig und der Bau solcher Trichter lohnt einfach nicht.





¹ geiler Genitiv, was?
² die No-Name Kopie, das Me-too-Produkt, wird späterhin "Everlast-Kürbis" genannt und kostet nur die Hälfte. Im Gegensatz zum Longlife-Kürbis ist sie nicht wiederverwendbar.

21 September 2006

Die Schöpfung

- wie es wirklich war -

Und am zwölften Tag der Schöpfung saß der Herr so da und sah wohlgefällig auf sein Werk herab und machte sich ans Fein-Tuning und fragte sich: Wäre es nicht ganz schön, wenn auch Bandwürmer sehen könnten? Dann fiel ihm aber wieder ein, dass der Bandwurm eigentlich nicht viel interessantes zu sehen bekommen würde in seinem Leben: Halbverdautes Zeug, innere Organe von innen, Fakalien sogar, und nicht mal wenig, dabei war es doch die meiste Zeit dunkel.

Deshalb gab er das Augenlicht lieber den Menschen - um sie zu strafen: Weil sie bis dahin schon im Paradies eine Menge Unfug angestellt hatten und mit Ungeduld die Reife der Früchte des Apfelbaums erwarteten.

Mit sich selbst schloss er sodann eine kleine Wette ab, wie lange es denn dauern würde, bis sie vor den nunmehr schön anzusehenden Äpfeln schwach würden. Sein zweites Ich meuterte sofort und beklagte, dass das allein ja wohl gar keine Herausforderung sei. Um den Einsatz zu erhöhen, führte er sie also noch in Versuchung, denn er kannte ihren Hang zur Zuwiderhandlung: Er verbot ihnen, von den Äpfeln zu essen.
Und um sie vorab mit den späteren Gebräuchen der entwickelten Gesellschaft bekannt zu machen, schickte er die erste Werbesendung - die Schlange.

Anschließend notierte er: Begriff 'Zuwiderhandlung' in Gesetzbuch aufnehmen

18 September 2006

Kamele

Lamas - Vicunyas - Alpacas - Guanacos. Nur wegen des schönen Klangs.

Genau: Ich war am Wochenende in der Uckermark.

Sehr geehrter...

In einem Preisausschreiben waren neulich zwei Felder auszufüllen: Vollständiger Name. Weisungsgemäß schrieb ich dort also: Vollständiger Name. Seither bekomme ich regelmäßig Spam mit der Anrede "Sehr geehrter Herr Vollständiger".

15 September 2006

Überraschung!

Neulich brachte mir jemand Weißwürste für ein traditionelles Weißwurstfrühstück mit - aus Bayern nach Berlin, aber wohl ohne Missionierungsabsicht.

ABER!

Ich war ehrlich überrascht, dass es die Dinger auch mit Geschmack gibt. Solche habe ich in den bayrischen Kernlanden nämlich bisher nie bekommen. Wenn man das dort beanstandet, die weitgehende Geschmackfreiheit, behaupten die meisten Einheimischen: "Des muss fei so sei!" Und erklären weiter, der Geschmack käme vom süßen Senf. Sempft.

Ich wunderte mich bisher schon: Wenn man die Dinger wirklich geschmackfrei haben wollte, müsste man doch kein teures Kalbfleisch dafür verwenden, dann würden es die üblichen halbverwesten Schlachtabfälle auch tun. Oder man könnte sich an den englischen Pappwürstchen ein Beispiel nehmen - der Himmel weiß, was da drin ist und wie sie das authentisch pappige Gefühl immer wieder hinkriegen. Sausages.

Aber jedenfalls habe ich dazugelernt: Es gibt auch Weißwurst mit Geschmack - und die da unten haben mehrheitlich vom Essen genausowenig Ahnung wie der gemeine Berliner.

Darauf gabs dann ein Weizen zum Weißwurstfrühstück, sehr traditionsbewusst, das mussten wir uns geben auf diesen Erfolg, und ich bin der alten Regel einmal untreu geworden: "Kein Bier vor vier!"



Eine kleine Ergänzung zum Transport der Würste:

Die kamen auf dem Luftweg. Heutzutage ist ja im Flugzeug
alles verboten, seit die Sicherheitsbehörden entdeckt haben, dass man auch aus Flüssigkeiten Explosivstoffe mischen kann (nur einige ausgewählte Chemiker wussten das anscheinend schon früher). Und was nicht alles flüssig ist: Obst, Zahnpasta, Babynahrung, Sonnencreme, Apfelsaft, Kontaktlinsenflüssigkeit. Am Eingang wird gründlich gefilzt und man muss wirklich alles abgeben. Man muss ja schon froh sein, dass man im Flugzeug seine Kleidung anbehalten darf.

Mein Freund hingegen, der Weißwurstmitbringer, wusste um die verderbliche Ware und packte sie auf sorgfältigste ein: Unter
nassen Handtüchern lagen die Würstchen zwischen lauter Kühlakkus. Und das ganze nahm er selbstverständlich mit ins Handgepäck, bei Unterdruck im Gepäckraum wären die Würste womöglich geplatzt. Das mag auf dem Röntgenschirm lustig ausgesehen haben: So ein Haufen Kühlakkus.

Aber er sagt, dass sie ihn noch nicht mal drauf angesprochen haben. Am Münchner Flughafen sind sie solchen missionarischen Eifer wahrscheinlich gewöhnt und sagen sich, wer Weißwurst isst, wird bestimmt keinen Sprengstoff transportieren. Oder das ist Gottvertrauen. Oder wägen sie womöglich beides gegeneinander ab?!? Nein, ich bin nicht zynisch.

09 September 2006

Im Grunde...

Im Grunde kann man ganz einfach Millionär werden,
wenn man es schafft,
von jedem der 80 Millionen Deutschen
nur einen Euro zu bekommen.

Wollte allerdings jeder Deutsche
auf diese Weise Millionär werden,
sollte ich besser
schon mal 80 Millionen Euro bereit halten.

Tja.

08 September 2006

Interludium

zwischendurch

Juli Zeh ist eine Autorin, die in ihrem Lebenslauf schreibt, dass sie im Studienfach Jura das beste Staatsexamen in Sachsen gemacht hat. Aha. Na, sowas muss man ja auch wissen als Leser.

06 September 2006

Chronik der Kürbiskriege (8)

Das Bier der Fynfzencilohant'l

Der Erfindung des Biers war einer der Standarddialoge des Stammes vorausgegangen, sogar eigentlich DER Standarddialog der Fynfzencilohant'l - sozusagen ein Vorläufer ihrer Nationalhymne. Hier ein Auszug:

"Häuptling! ... Häuptling?"

"Ja. Lass mich in Ruhe."

"Häuptling... "

"Was ist?"

"...jemand muss den Abfluss vom Fußbadebecken reparieren."

"Du kannst reinkommen, aber halt den Mund."

"Das Wasser steht einem da drin schon bis zum Schniedel."

"Ja. Bis zu deinem Schniedel. Was hast du auch so einen langen und so kurze Beine. Hau ab!"

"Aber davon ist in unserer Zeremonie keine Rede. Und die ist hunderte Sonnenumläufe alt!"

"Du sollst mich in Ruhe lassen!"

"Es heißt

Kniehoch sei das Wasser
und nicht höher als zum Knie!

"Ja, und?"

"Aber vom Knie ist es noch ein ganzes Stück bis zum Schniedel, selbst bei mir."

"Mir doch egal."

"Davon wird der Abfluss aber nicht besser."

"Dann reparier ihn selbst."

"Ich bin Indianer und kein Klempner."

"Frag einen Klempner."

"Wir haben keine Klempner."

"Dann frag jemand anderen."

"Wen denn?"

"... was weiß ich?"

"Du bist der Chef."

"Mag sein. Aber vor allem bin ich Fynfzencilohant'l, wie du auch. Du weißt genau, dass ich es hasse, wenn mir einer die Hucke vollquatscht. Wir alle hassen das. Du auch."

"Ich nicht."

"Lüg mich nicht an! Ein Indianer lügt nicht!"

"Gut. Also, ich hasse es weniger."

"Ich frage mich wirklich, woher du das hast. Besser noch: Ich frage deine Mutter."

"Die fragt sich das auch."

"Wenn Du keine Ruhe geben willst, verschwinde!"

"Ist das dein letztes Wort?"

"Ja!"

"Wirklich?"

"Wenn du jemanden zum Zuhören suchst, erzähl's deinem Frisör."

"Ich habe keinen."

"So? Warum nicht? ... ach, nein! Vergiss es!"

"Ich trage Windfransen, das ist jetzt modern, da muss man nicht so oft zum Frisör."

"Dann erzähls deinem Lama."

"Nein!"

"Nein? Aber dein Lama muss dir zuhören!"

"Es spuckt immer nach mir, wenn ich mit ihm rede."

"Wundert mich nicht. ... ... ... ... dann erzähl's deiner Frau."

"Die auch."

"Da hat sie eigentlich recht."

"Aber Chef - denk an das Fußbadebecken..."

"Ach was. Da scheißt der Adler drauf. Scher dich da hin, wo der Erdapfel wächst!"

"Na gut, Chef. Du hast es so gewollt!"

"Ja, habe ich. ' sehen uns dann beim Fußbad."

Chronik der Kürbiskriege (7)

Das Bier der Fynfzencilohant'l

Ungünstigerweise weichten die Füße der angestellten Fußbade-Indianer so stark auf, dass man ihnen Pausen vom Fußbaden gönnen musste. Deshalb gab es immer nur für einige Tage nach Neumond das gute Premium-Kürbisbier. Es war teurer.

Zu bedenken war allerdings, dass Fußbäder bei den Fynfzencilohant'l eine spirituelle, religiöse Einrichtung waren. Niemand konnte einschätzen, was die täglichen Dauergebete der neuen Angestellten bei den Ahnen bewirkten. Ob man mit dem ewigen Gebete nicht vielleicht doch den Göttern gehörig auf den Zünder ging und sie einem dafür irgendwann zürnten. Ein speziell ausgebildeter 'Schamane für moderne Gebetstechniken' entwickelte daher ein Anti-Gebets-Gebet: Ein Entschuldigungsritual, mit dem man versuchte, den Ahnen Abbitte dafür zu leisten, dass man ihnen jetzt dauernd in den Ohren lag. Und das nur wegen einem Becken voller Bier. Aber das mit dem Bier erwähnte der Schamane in dem neuen Gebet lieber nicht.

Irgendwann, in einer Trance, erwischten sie ihn doch, und einer seiner Ahnen fragte ihn ganz unerwartet von hinten: „Sag mal, Du willst uns doch bescheißen, oder?" Es war die Stimme seines Onkels - dem Schamanen wurde schwindlig. Anders schwindlig als sonst allerdings. Ertappt! Mist! Der hatte ihm schon zu Lebzeiten mit seiner nervtötenden Allwissenheit mächtig zugesetzt. Einige behaupteten, der Onkel könne Gedanken lesen, sowohl die seiner Stammesmitglieder wie auch die der toten Ahnen. Der Neffe hatte das nie geglaubt - aber anscheinend war tatsächlich was dran gewesen. Eigentlich schade, dass er jetzt tot war.

Chronik der Kürbiskriege (6)

Das Bier der Fynfzencilohant'l

Die benachbarten Stämme wurden ebenfalls mit dem Gebräu bekannt gemacht. Sie waren genauso schnell begeistert wie abhängig, fanden aber das Geheimnis seiner Herstellung wegen des mürrischen Wesens der Fynfzencilohant'l nie heraus. Alles, was nicht auf dem Feld vor dem Pueblo wuchs, konnten die Fynfzencilohant'l jetzt für das Geld vom Bier kaufen. Ein seltsamer Wohlstand machte sich breit.

Wegen der großen Nachfrage bauten sie extra ein neues, viel größeres Becken, um dort nur Kürbisbier zu brauen, ohne die lästigen Fußbäder. Aber das funktionierte nicht: Das Bier schmeckte nicht und die Gärung kam meist gar nicht erst in Gang. Lustlos kehrten sie zur Herstellung in ihrem seichten Fußbadebecken zurück.

Einige Sonnenwechsel später engagierten sie arbeitslose Indianer fremder Stämme, die jeden Tag lange Fußbäder im Becken nehmen mussten. In Grundzügen funktionierte das. Das Bier dabei entstehende Bier schmeckte erträglich - aber kein Vergleich zu dem Bier, das bei ihren eigenen Fußbädern herauskam! Anscheinend hatten nur die Fynfzencilohant'l geschmacksverbessernde Füße. Das Bier wurde noch besser, wenn sie vor dem Fußbad eine Woche lang ihre Lederstrümpfe angelassen hatten.

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